der äussern und innern Membrane befindet, und den man gewöhnlicher Weise sehnig nennt, zerreibbar. Es wird aus den Beispielen von den Blutadern erhellen, daß beinahe die Stärken in einem umgekehrten Verhältnis gegen ihre Härte stehen. Jndessen siehet man auch dar- aus, daß die Festigkeit der Schlagadern mit ihren Durch- messern nicht dergestalt vermindert werde, daß es also immer weiter gehen müsse (i), und daß die Stämme überhaupt schwächer als ihre Aeste (k), und die zu den Absonderungen bestimmte Schlagadern stärker, als die übrigen seyn sollten (l). Endlich lesen wir noch, daß der erhabene Theil an der Schlagader um etwas fester, als ihr holer Theil sey (m), so wie die Schlagadern an den Füssen härter sind, als die übrigen (n).
Alles dieses scheinet dem ersten Ansehen nach wider die einmal angenommene Theorie zu streiten; bei einer ge- naueren Betrachtung aber stimmet alles mit derselben vollkommen überein. Denn da die Schlagadern der äussern Glieder sich in einer viel grössern Gefahr der Zu- sammendrukkung befinden, die sie von den umliegenden Körpern, von den Lasten, und endlich von den Muskeln zu befürchten haben, so erforderte es die Nothwendig- keit, daß sie eine grössere Festigkeit bekommen musten. An den Nerven offenbaret sich diese Vorsicht der Natur am meisten, indem dieselbe an solchen Orten ganz weich, und beinahe gallertartig sind, wo sie von den Knochen beschüzzet werden, wie solches z. E. der Jnterkostalstam, und die Nerven des Handtellers beweisen: dagegen be- kleiden sich eben dieselben Nerven in denenjenigen Ge- genden mit einem harten Zellgewebe, wo sie zwischen den Muskeln der Gliedmassen laufen, und mancherlei An- (h)
stoß
(i) S. 90.
(k) S. 92.
(l) S. 210.
(m)[Spaltenumbruch]Exp. 12. S. 62.
(n)cheselden anat. of human body. 6te Ausg. S. 201.
(h)[Spaltenumbruch]
S. 209.
J 5
Schlagadern.
der aͤuſſern und innern Membrane befindet, und den man gewoͤhnlicher Weiſe ſehnig nennt, zerreibbar. Es wird aus den Beiſpielen von den Blutadern erhellen, daß beinahe die Staͤrken in einem umgekehrten Verhaͤltnis gegen ihre Haͤrte ſtehen. Jndeſſen ſiehet man auch dar- aus, daß die Feſtigkeit der Schlagadern mit ihren Durch- meſſern nicht dergeſtalt vermindert werde, daß es alſo immer weiter gehen muͤſſe (i), und daß die Staͤmme uͤberhaupt ſchwaͤcher als ihre Aeſte (k), und die zu den Abſonderungen beſtimmte Schlagadern ſtaͤrker, als die uͤbrigen ſeyn ſollten (l). Endlich leſen wir noch, daß der erhabene Theil an der Schlagader um etwas feſter, als ihr holer Theil ſey (m), ſo wie die Schlagadern an den Fuͤſſen haͤrter ſind, als die uͤbrigen (n).
Alles dieſes ſcheinet dem erſten Anſehen nach wider die einmal angenommene Theorie zu ſtreiten; bei einer ge- naueren Betrachtung aber ſtimmet alles mit derſelben vollkommen uͤberein. Denn da die Schlagadern der aͤuſſern Glieder ſich in einer viel groͤſſern Gefahr der Zu- ſammendrukkung befinden, die ſie von den umliegenden Koͤrpern, von den Laſten, und endlich von den Muskeln zu befuͤrchten haben, ſo erforderte es die Nothwendig- keit, daß ſie eine groͤſſere Feſtigkeit bekommen muſten. An den Nerven offenbaret ſich dieſe Vorſicht der Natur am meiſten, indem dieſelbe an ſolchen Orten ganz weich, und beinahe gallertartig ſind, wo ſie von den Knochen beſchuͤzzet werden, wie ſolches z. E. der Jnterkoſtalſtam, und die Nerven des Handtellers beweiſen: dagegen be- kleiden ſich eben dieſelben Nerven in denenjenigen Ge- genden mit einem harten Zellgewebe, wo ſie zwiſchen den Muskeln der Gliedmaſſen laufen, und mancherlei An- (h)
ſtoß
(i) S. 90.
(k) S. 92.
(l) S. 210.
(m)[Spaltenumbruch]Exp. 12. S. 62.
(n)cheselden anat. of human body. 6te Ausg. S. 201.
(h)[Spaltenumbruch]
S. 209.
J 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0193"n="137"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Schlagadern.</hi></fw><lb/>
der aͤuſſern und innern Membrane befindet, und den man<lb/>
gewoͤhnlicher Weiſe ſehnig nennt, zerreibbar. Es wird<lb/>
aus den Beiſpielen von den Blutadern erhellen, daß<lb/>
beinahe die Staͤrken in einem umgekehrten Verhaͤltnis<lb/>
gegen ihre Haͤrte ſtehen. Jndeſſen ſiehet man auch dar-<lb/>
aus, daß die Feſtigkeit der Schlagadern mit ihren Durch-<lb/>
meſſern nicht dergeſtalt vermindert werde, daß es alſo<lb/>
immer weiter gehen muͤſſe <noteplace="foot"n="(i)">S. 90.</note>, und daß die Staͤmme<lb/>
uͤberhaupt ſchwaͤcher als ihre Aeſte <noteplace="foot"n="(k)">S. 92.</note>, und die zu den<lb/>
Abſonderungen beſtimmte Schlagadern ſtaͤrker, als die<lb/>
uͤbrigen ſeyn ſollten <noteplace="foot"n="(l)">S. 210.</note>. Endlich leſen wir noch, daß<lb/>
der erhabene Theil an der Schlagader um etwas feſter,<lb/>
als ihr holer Theil ſey <noteplace="foot"n="(m)"><cb/><hirendition="#aq">Exp.</hi> 12. S. 62.</note>, ſo wie die Schlagadern an<lb/>
den Fuͤſſen haͤrter ſind, als die uͤbrigen <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">cheselden</hi> anat. of human<lb/>
body.</hi> 6te Ausg. S. 201.</note>.</p><lb/><p>Alles dieſes ſcheinet dem erſten Anſehen nach wider<lb/>
die einmal angenommene Theorie zu ſtreiten; bei einer ge-<lb/>
naueren Betrachtung aber ſtimmet alles mit derſelben<lb/>
vollkommen uͤberein. Denn da die Schlagadern der<lb/>
aͤuſſern Glieder ſich in einer viel groͤſſern Gefahr der Zu-<lb/>ſammendrukkung befinden, die ſie von den umliegenden<lb/>
Koͤrpern, von den Laſten, und endlich von den Muskeln<lb/>
zu befuͤrchten haben, ſo erforderte es die Nothwendig-<lb/>
keit, daß ſie eine groͤſſere Feſtigkeit bekommen muſten.<lb/>
An den Nerven offenbaret ſich dieſe Vorſicht der Natur<lb/>
am meiſten, indem dieſelbe an ſolchen Orten ganz weich,<lb/>
und beinahe gallertartig ſind, wo ſie von den Knochen<lb/>
beſchuͤzzet werden, wie ſolches z. E. der Jnterkoſtalſtam,<lb/>
und die Nerven des Handtellers beweiſen: dagegen be-<lb/>
kleiden ſich eben dieſelben Nerven in denenjenigen Ge-<lb/>
genden mit einem harten Zellgewebe, wo ſie zwiſchen den<lb/>
Muskeln der Gliedmaſſen laufen, und mancherlei An-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſtoß</fw><lb/><noteplace="foot"n="(h)"><cb/>
S. 209.</note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[137/0193]
Schlagadern.
der aͤuſſern und innern Membrane befindet, und den man
gewoͤhnlicher Weiſe ſehnig nennt, zerreibbar. Es wird
aus den Beiſpielen von den Blutadern erhellen, daß
beinahe die Staͤrken in einem umgekehrten Verhaͤltnis
gegen ihre Haͤrte ſtehen. Jndeſſen ſiehet man auch dar-
aus, daß die Feſtigkeit der Schlagadern mit ihren Durch-
meſſern nicht dergeſtalt vermindert werde, daß es alſo
immer weiter gehen muͤſſe (i), und daß die Staͤmme
uͤberhaupt ſchwaͤcher als ihre Aeſte (k), und die zu den
Abſonderungen beſtimmte Schlagadern ſtaͤrker, als die
uͤbrigen ſeyn ſollten (l). Endlich leſen wir noch, daß
der erhabene Theil an der Schlagader um etwas feſter,
als ihr holer Theil ſey (m), ſo wie die Schlagadern an
den Fuͤſſen haͤrter ſind, als die uͤbrigen (n).
Alles dieſes ſcheinet dem erſten Anſehen nach wider
die einmal angenommene Theorie zu ſtreiten; bei einer ge-
naueren Betrachtung aber ſtimmet alles mit derſelben
vollkommen uͤberein. Denn da die Schlagadern der
aͤuſſern Glieder ſich in einer viel groͤſſern Gefahr der Zu-
ſammendrukkung befinden, die ſie von den umliegenden
Koͤrpern, von den Laſten, und endlich von den Muskeln
zu befuͤrchten haben, ſo erforderte es die Nothwendig-
keit, daß ſie eine groͤſſere Feſtigkeit bekommen muſten.
An den Nerven offenbaret ſich dieſe Vorſicht der Natur
am meiſten, indem dieſelbe an ſolchen Orten ganz weich,
und beinahe gallertartig ſind, wo ſie von den Knochen
beſchuͤzzet werden, wie ſolches z. E. der Jnterkoſtalſtam,
und die Nerven des Handtellers beweiſen: dagegen be-
kleiden ſich eben dieſelben Nerven in denenjenigen Ge-
genden mit einem harten Zellgewebe, wo ſie zwiſchen den
Muskeln der Gliedmaſſen laufen, und mancherlei An-
ſtoß
(h)
(i) S. 90.
(k) S. 92.
(l) S. 210.
(m)
Exp. 12. S. 62.
(n) cheselden anat. of human
body. 6te Ausg. S. 201.
(h)
S. 209.
J 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/193>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.