und mehr einfach gleichartige (similares) hinzufügen. Solchemnach haben die Schlagadern ihre eigene kleine Schlagaederchen, ihre Blutaederchen, ihre Nervchen. Dieses ist eine Erfindung, die durch den neueren Fleiß ist herfürgebracht worden: denn es hat uns Plinius ohne Zweifel aus denen alten Schulen die Meinung hin- terlassen, daß die Schlagadern keine Empfindung hät- ten und kein Blut führeten (s). Thom. Willis aber beschreibt uns die kleinen Schlagadern, so über die grös- sern hinlaufen, daß sie die aus Gefässen bestehende (t), und die drüsenhafte Membrane (u) bildeten, und das thut Vieussens(x) ebenfalls. Genauer und schöner hat sie uns aber Ruysch, nach seiner Gewonheit, abge- zeichnet hinterlassen (y), und sie bekamen hernach vom Boerhaave ihr völliges Ansehen und Glaubwürdigkeit.
Der Ursprung von diesen Schlagaederchen ist ver- schiedentlich. Von denenjenigen, welche dem Herzen am nächsten sind, entspringen sehr viele von der rechten und linken Kranzschlagader, und sie flechten sich auf mancherlei Weise als Nezze durcheinander (z). Es ge- schiehet aber sehr oft, daß ein eigen Stämmchen ganz nahe an der Mündung der rechten Kranzschlagader her- auskommt, welches man vor eine dritte Kranzader hal- ten könnte, die aber Raymund Vieussens(a) fettartig nennt. Jch habe noch eine zwote solche Ader, nahe an der linken Kranzader, ebenfalls wahrgenommen.
Die Fortsäzze dieser Schlagaederchen bilden in der Menschenfrucht, und in jungen Personen, ohne einige angewendete Kunst, ohne daß ein gefärbter Saft einge-
sprizzt
(s)[Spaltenumbruch]
B. XI. S. 633. Harduins Ausgabe.
(t) Angef. Ort. T. VI. Fig. 4.
(u) Ebendas. Fig. 3.
(x)Nouv. decouv. S. 12.
(y)Ep. III. Tom. III. 1. 3.
(z)[Spaltenumbruch]Icon. anat. fase. VIII. S. 7. 8.
(a)Du coeur. S. 68. T. V. f. 1. T. II. f. 2. unsre Streitschrift de vasis cordis propriis, N. 5. mor- gagni Epist. XV. n. 8.
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
und mehr einfach gleichartige (ſimilares) hinzufuͤgen. Solchemnach haben die Schlagadern ihre eigene kleine Schlagaederchen, ihre Blutaederchen, ihre Nervchen. Dieſes iſt eine Erfindung, die durch den neueren Fleiß iſt herfuͤrgebracht worden: denn es hat uns Plinius ohne Zweifel aus denen alten Schulen die Meinung hin- terlaſſen, daß die Schlagadern keine Empfindung haͤt- ten und kein Blut fuͤhreten (s). Thom. Willis aber beſchreibt uns die kleinen Schlagadern, ſo uͤber die groͤſ- ſern hinlaufen, daß ſie die aus Gefaͤſſen beſtehende (t), und die druͤſenhafte Membrane (u) bildeten, und das thut Vieuſſens(x) ebenfalls. Genauer und ſchoͤner hat ſie uns aber Ruyſch, nach ſeiner Gewonheit, abge- zeichnet hinterlaſſen (y), und ſie bekamen hernach vom Boerhaave ihr voͤlliges Anſehen und Glaubwuͤrdigkeit.
Der Urſprung von dieſen Schlagaederchen iſt ver- ſchiedentlich. Von denenjenigen, welche dem Herzen am naͤchſten ſind, entſpringen ſehr viele von der rechten und linken Kranzſchlagader, und ſie flechten ſich auf mancherlei Weiſe als Nezze durcheinander (z). Es ge- ſchiehet aber ſehr oft, daß ein eigen Staͤmmchen ganz nahe an der Muͤndung der rechten Kranzſchlagader her- auskommt, welches man vor eine dritte Kranzader hal- ten koͤnnte, die aber Raymund Vieuſſens(a) fettartig nennt. Jch habe noch eine zwote ſolche Ader, nahe an der linken Kranzader, ebenfalls wahrgenommen.
Die Fortſaͤzze dieſer Schlagaederchen bilden in der Menſchenfrucht, und in jungen Perſonen, ohne einige angewendete Kunſt, ohne daß ein gefaͤrbter Saft einge-
ſprizzt
(s)[Spaltenumbruch]
B. XI. S. 633. Harduins Ausgabe.
(t) Angef. Ort. T. VI. Fig. 4.
(u) Ebendaſ. Fig. 3.
(x)Nouv. decouv. S. 12.
(y)Ep. III. Tom. III. 1. 3.
(z)[Spaltenumbruch]Icon. anat. faſe. VIII. S. 7. 8.
(a)Du coeur. S. 68. T. V. f. 1. T. II. f. 2. unſre Streitſchrift de vaſis cordis propriis, N. 5. mor- gagni Epiſt. XV. n. 8.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0182"n="126"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zweites Buch. Gefaͤſſe.</hi></fw><lb/>
und mehr <hirendition="#fr">einfach</hi> gleichartige (<hirendition="#aq">ſimilares</hi>) hinzufuͤgen.<lb/>
Solchemnach haben die Schlagadern ihre eigene kleine<lb/>
Schlagaederchen, ihre Blutaederchen, ihre Nervchen.<lb/>
Dieſes iſt eine Erfindung, die durch den neueren Fleiß<lb/>
iſt herfuͤrgebracht worden: denn es hat uns <hirendition="#fr">Plinius</hi><lb/>
ohne Zweifel aus denen alten Schulen die Meinung hin-<lb/>
terlaſſen, daß die Schlagadern keine Empfindung haͤt-<lb/>
ten und kein Blut fuͤhreten <noteplace="foot"n="(s)"><cb/>
B. <hirendition="#aq">XI.</hi> S. 633. <hirendition="#fr">Harduins</hi><lb/>
Ausgabe.</note>. Thom. <hirendition="#fr">Willis</hi> aber<lb/>
beſchreibt uns die kleinen Schlagadern, ſo uͤber die groͤſ-<lb/>ſern hinlaufen, daß ſie die aus Gefaͤſſen beſtehende <noteplace="foot"n="(t)">Angef. Ort. T. <hirendition="#aq">VI.</hi> Fig. 4.</note>,<lb/>
und die druͤſenhafte Membrane <noteplace="foot"n="(u)">Ebendaſ. Fig. 3.</note> bildeten, und das<lb/>
thut <hirendition="#fr">Vieuſſens</hi><noteplace="foot"n="(x)"><hirendition="#aq">Nouv. decouv.</hi> S. 12.</note> ebenfalls. Genauer und ſchoͤner<lb/>
hat ſie uns aber <hirendition="#fr">Ruyſch,</hi> nach ſeiner Gewonheit, abge-<lb/>
zeichnet hinterlaſſen <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq">Ep. III. Tom. III.</hi> 1. 3.</note>, und ſie bekamen hernach vom<lb/><hirendition="#fr">Boerhaave</hi> ihr voͤlliges Anſehen und Glaubwuͤrdigkeit.</p><lb/><p>Der Urſprung von dieſen Schlagaederchen iſt ver-<lb/>ſchiedentlich. Von denenjenigen, welche dem Herzen<lb/>
am naͤchſten ſind, entſpringen ſehr viele von der rechten<lb/>
und linken Kranzſchlagader, und ſie flechten ſich auf<lb/>
mancherlei Weiſe als Nezze durcheinander <noteplace="foot"n="(z)"><cb/><hirendition="#aq">Icon. anat. faſe. VIII.</hi> S. 7. 8.</note>. Es ge-<lb/>ſchiehet aber ſehr oft, daß ein eigen Staͤmmchen ganz<lb/>
nahe an der Muͤndung der rechten Kranzſchlagader her-<lb/>
auskommt, welches man vor eine dritte Kranzader hal-<lb/>
ten koͤnnte, die aber Raymund <hirendition="#fr">Vieuſſens</hi><noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">Du coeur.</hi> S. 68. T. <hirendition="#aq">V.</hi> f. 1.<lb/>
T. <hirendition="#aq">II.</hi> f. 2. unſre Streitſchrift <hirendition="#aq">de<lb/>
vaſis cordis propriis, N. 5. <hirendition="#k">mor-<lb/>
gagni</hi> Epiſt. XV. n.</hi> 8.</note> fettartig<lb/>
nennt. Jch habe noch eine zwote ſolche Ader, nahe an<lb/>
der linken Kranzader, ebenfalls wahrgenommen.</p><lb/><p>Die Fortſaͤzze dieſer Schlagaederchen bilden in der<lb/>
Menſchenfrucht, und in jungen Perſonen, ohne einige<lb/>
angewendete Kunſt, ohne daß ein gefaͤrbter Saft einge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſprizzt</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[126/0182]
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
und mehr einfach gleichartige (ſimilares) hinzufuͤgen.
Solchemnach haben die Schlagadern ihre eigene kleine
Schlagaederchen, ihre Blutaederchen, ihre Nervchen.
Dieſes iſt eine Erfindung, die durch den neueren Fleiß
iſt herfuͤrgebracht worden: denn es hat uns Plinius
ohne Zweifel aus denen alten Schulen die Meinung hin-
terlaſſen, daß die Schlagadern keine Empfindung haͤt-
ten und kein Blut fuͤhreten (s). Thom. Willis aber
beſchreibt uns die kleinen Schlagadern, ſo uͤber die groͤſ-
ſern hinlaufen, daß ſie die aus Gefaͤſſen beſtehende (t),
und die druͤſenhafte Membrane (u) bildeten, und das
thut Vieuſſens (x) ebenfalls. Genauer und ſchoͤner
hat ſie uns aber Ruyſch, nach ſeiner Gewonheit, abge-
zeichnet hinterlaſſen (y), und ſie bekamen hernach vom
Boerhaave ihr voͤlliges Anſehen und Glaubwuͤrdigkeit.
Der Urſprung von dieſen Schlagaederchen iſt ver-
ſchiedentlich. Von denenjenigen, welche dem Herzen
am naͤchſten ſind, entſpringen ſehr viele von der rechten
und linken Kranzſchlagader, und ſie flechten ſich auf
mancherlei Weiſe als Nezze durcheinander (z). Es ge-
ſchiehet aber ſehr oft, daß ein eigen Staͤmmchen ganz
nahe an der Muͤndung der rechten Kranzſchlagader her-
auskommt, welches man vor eine dritte Kranzader hal-
ten koͤnnte, die aber Raymund Vieuſſens (a) fettartig
nennt. Jch habe noch eine zwote ſolche Ader, nahe an
der linken Kranzader, ebenfalls wahrgenommen.
Die Fortſaͤzze dieſer Schlagaederchen bilden in der
Menſchenfrucht, und in jungen Perſonen, ohne einige
angewendete Kunſt, ohne daß ein gefaͤrbter Saft einge-
ſprizzt
(s)
B. XI. S. 633. Harduins
Ausgabe.
(t) Angef. Ort. T. VI. Fig. 4.
(u) Ebendaſ. Fig. 3.
(x) Nouv. decouv. S. 12.
(y) Ep. III. Tom. III. 1. 3.
(z)
Icon. anat. faſe. VIII. S. 7. 8.
(a) Du coeur. S. 68. T. V. f. 1.
T. II. f. 2. unſre Streitſchrift de
vaſis cordis propriis, N. 5. mor-
gagni Epiſt. XV. n. 8.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/182>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.