schlagader in die am Hinterhaupte befindliche fliesse, oder ob es aus der leztern in die erstere herübergeführet werde, welches an sich gar nichts unmögliches zu seyn scheinet, so oft der von der Hinterhauptsschlagader entsprungne Ast an sich grösser ist, als derjenige, den die Wirbel- schlagader von sich giebt. Oder es kann auch das Blut in der Hinterhauptsschlagader einigen Aufenthalt verursa- chen, indem es demjenigen widerstehet, das aus der Wir- belschlagader soll herausgetrieben werden, wie derglei- chen Erweiterungen an den Brustschlagadern der vortref- liche Senak(m) beobachtet hat, an denen die zusam- mengehängte Aderstäme eben solche Ausdehnung, wie an den Zwerchfels-und Oberbauchsschlagadern verursachen. Wenigstens scheinet dieses an den Kranzschlagadern der Unterlefze die Ursache zu seyn, weil diese, da sie viele Aeste von sich lassen, dennoch nicht im mindsten an der Weite abnehmen. Hier scheinet das Blut des rechten Stam- mes offenbar dem aus dem linken Stamme hinderlich, und daher ein jeder von beiden Stämmen ein wenig brei- ter zu werden. Auch die Saamenschlagader erweitert sich von den öftern Beugungen, zwar nicht so wol im Menschen, als vielmehr in einigen Thieren, z. E. im Schweine, von dem man weis, daß diese Ader, ob sie gleich nicht undeutliche Zweige in das Nierenfett von sich geworfen, sich dem ohngeachtet, so wie sie sich denen Hoden nähert, bey ihm erweitere, zwar eben nicht um fünf und zwanzig mal (n), jedoch aber auf eine ganz merkliche Weise.
Es hat auch Fr. Ruysch, den ich in dergleichen Er- farungen sehr hoch schäzze, weil er kein Sistem vor sich hatte, dem er nacharbeitete, überhaupt erinnert, daß die kleinen Schlagadern der Eingeweide dikker als die (o)
Aeste
(m)[Spaltenumbruch]
Jn der ohnlängst angeführ- ten Stelle.
(n)keil de secr. anim. S. 99. 100.
(o)[Spaltenumbruch]monroo de testibus & fe- mine. T. III. f. 5.
Schlagadern.
ſchlagader in die am Hinterhaupte befindliche flieſſe, oder ob es aus der leztern in die erſtere heruͤbergefuͤhret werde, welches an ſich gar nichts unmoͤgliches zu ſeyn ſcheinet, ſo oft der von der Hinterhauptsſchlagader entſprungne Aſt an ſich groͤſſer iſt, als derjenige, den die Wirbel- ſchlagader von ſich giebt. Oder es kann auch das Blut in der Hinterhauptsſchlagader einigen Aufenthalt verurſa- chen, indem es demjenigen widerſtehet, das aus der Wir- belſchlagader ſoll herausgetrieben werden, wie derglei- chen Erweiterungen an den Bruſtſchlagadern der vortref- liche Senak(m) beobachtet hat, an denen die zuſam- mengehaͤngte Aderſtaͤme eben ſolche Ausdehnung, wie an den Zwerchfels-und Oberbauchsſchlagadern verurſachen. Wenigſtens ſcheinet dieſes an den Kranzſchlagadern der Unterlefze die Urſache zu ſeyn, weil dieſe, da ſie viele Aeſte von ſich laſſen, dennoch nicht im mindſten an der Weite abnehmen. Hier ſcheinet das Blut des rechten Stam- mes offenbar dem aus dem linken Stamme hinderlich, und daher ein jeder von beiden Staͤmmen ein wenig brei- ter zu werden. Auch die Saamenſchlagader erweitert ſich von den oͤftern Beugungen, zwar nicht ſo wol im Menſchen, als vielmehr in einigen Thieren, z. E. im Schweine, von dem man weis, daß dieſe Ader, ob ſie gleich nicht undeutliche Zweige in das Nierenfett von ſich geworfen, ſich dem ohngeachtet, ſo wie ſie ſich denen Hoden naͤhert, bey ihm erweitere, zwar eben nicht um fuͤnf und zwanzig mal (n), jedoch aber auf eine ganz merkliche Weiſe.
Es hat auch Fr. Ruyſch, den ich in dergleichen Er- farungen ſehr hoch ſchaͤzze, weil er kein Siſtem vor ſich hatte, dem er nacharbeitete, uͤberhaupt erinnert, daß die kleinen Schlagadern der Eingeweide dikker als die (o)
Aeſte
(m)[Spaltenumbruch]
Jn der ohnlaͤngſt angefuͤhr- ten Stelle.
(n)keil de ſecr. anim. S. 99. 100.
(o)[Spaltenumbruch]monroo de teſtibus & fe- mine. T. III. f. 5.
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Schlagadern.
ſchlagader in die am Hinterhaupte befindliche flieſſe, oder
ob es aus der leztern in die erſtere heruͤbergefuͤhret werde,
welches an ſich gar nichts unmoͤgliches zu ſeyn ſcheinet,
ſo oft der von der Hinterhauptsſchlagader entſprungne
Aſt an ſich groͤſſer iſt, als derjenige, den die Wirbel-
ſchlagader von ſich giebt. Oder es kann auch das Blut
in der Hinterhauptsſchlagader einigen Aufenthalt verurſa-
chen, indem es demjenigen widerſtehet, das aus der Wir-
belſchlagader ſoll herausgetrieben werden, wie derglei-
chen Erweiterungen an den Bruſtſchlagadern der vortref-
liche Senak (m) beobachtet hat, an denen die zuſam-
mengehaͤngte Aderſtaͤme eben ſolche Ausdehnung, wie an
den Zwerchfels-und Oberbauchsſchlagadern verurſachen.
Wenigſtens ſcheinet dieſes an den Kranzſchlagadern der
Unterlefze die Urſache zu ſeyn, weil dieſe, da ſie viele Aeſte
von ſich laſſen, dennoch nicht im mindſten an der Weite
abnehmen. Hier ſcheinet das Blut des rechten Stam-
mes offenbar dem aus dem linken Stamme hinderlich,
und daher ein jeder von beiden Staͤmmen ein wenig brei-
ter zu werden. Auch die Saamenſchlagader erweitert
ſich von den oͤftern Beugungen, zwar nicht ſo wol im
Menſchen, als vielmehr in einigen Thieren, z. E. im
Schweine, von dem man weis, daß dieſe Ader, ob ſie
gleich nicht undeutliche Zweige in das Nierenfett von ſich
geworfen, ſich dem ohngeachtet, ſo wie ſie ſich denen
Hoden naͤhert, bey ihm erweitere, zwar eben nicht um
fuͤnf und zwanzig mal (n), jedoch aber auf eine ganz
merkliche Weiſe.
Es hat auch Fr. Ruyſch, den ich in dergleichen Er-
farungen ſehr hoch ſchaͤzze, weil er kein Siſtem vor ſich
hatte, dem er nacharbeitete, uͤberhaupt erinnert, daß
die kleinen Schlagadern der Eingeweide dikker als die
Aeſte
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Jn der ohnlaͤngſt angefuͤhr-
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(n) keil de ſecr. anim. S. 99. 100.
(o)
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mine. T. III. f. 5.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/165>, abgerufen am 22.11.2024.
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