Dominik Santorinus, weniger zu, wenn er meldet (f); daß er an den Straussen eine Schlagader wahrgenom- men, die sechs Zoll lang, ohne sich in Aeste zu zertheilen, fortgelaufen, am Ende aber dieses angegebenen Rau- mes enger, als bey dem Anfange gewesen.
Ueberlegt man dieses mit Aufmerksamkeit, so wird man natürlicher Weise auf die Vermuthung geführt, ei- ne Schlagader, die man gewöhnlicher massen convergi- rend kegelartig zu nennen pflegt, sey vielmehr eine Reihe von Cilindern, die dergestalt auf einander passen, daß auf jeden Anfang eines ziemlich grossen Astes zween Cy- linder zu stehen kommen, davon der grössere über den Punct, wo der Ast herfür kommt, und der kleinere un- ter demselben angenommen werden muß. Fast auf glei- che Weise hat der berühmte Joh. Friedr. Schreiber(g), und ohnlängst Joh. Steph. Guettard(h), der sich des derühmten Ferreins seiner Versuche dabey bediente, die Schlagadern betrachtet.
Ferner ist es gewis, und schon längst durch des be- rühmten Martinius, und meine Versuche erweisbar gemacht, daß sich alle Schlagadern im menschlichen Kör- per über ihrer Aestelung allerdings ein wenig mehr er- weitern, so oft sie sich in Zweige verbreiten (i). Denn indem sich die Seiten der Schlagader auf beiden Seiten beider Aeste verlängern, so fahren sie auseinander, und es ist der Schlagaderstam ein wenig breiter, bevor er Aerme oder Aeste von sich strekket.
Ferner hat man glaubwürdige Berichte, daß man einige vom Herzen entfernte Schlagadern etwas breiter angetroffen, als es ihr Hauptstam mit sich brachte, es
mag
(f) Beim Valisneri in der Zer- [Spaltenumbruch]
gliederung dieses Vogels. S. 253. santorinus Obs. anat. C. VII. n. 6. J. B. MorgagniAdvers. anat. II. N. 38.
(g)[Spaltenumbruch]Elem. med. phys. mathem. B. II. K. I. N. 18. 19. 20.
(h) Jn der Streitschrift, die sich so endigt: Ergo ex vasorum si gura & originalibus angulis facilior [Spaltenumbruch]
fluidorum dispensatio. Paris. 1741.
(i)De similibus animalibus. S. 200. Essays of a Society at Edimb. T. III. S. 156.
Schlagadern.
Dominik Santorinus, weniger zu, wenn er meldet (f); daß er an den Strauſſen eine Schlagader wahrgenom- men, die ſechs Zoll lang, ohne ſich in Aeſte zu zertheilen, fortgelaufen, am Ende aber dieſes angegebenen Rau- mes enger, als bey dem Anfange geweſen.
Ueberlegt man dieſes mit Aufmerkſamkeit, ſo wird man natuͤrlicher Weiſe auf die Vermuthung gefuͤhrt, ei- ne Schlagader, die man gewoͤhnlicher maſſen convergi- rend kegelartig zu nennen pflegt, ſey vielmehr eine Reihe von Cilindern, die dergeſtalt auf einander paſſen, daß auf jeden Anfang eines ziemlich groſſen Aſtes zween Cy- linder zu ſtehen kommen, davon der groͤſſere uͤber den Punct, wo der Aſt herfuͤr kommt, und der kleinere un- ter demſelben angenommen werden muß. Faſt auf glei- che Weiſe hat der beruͤhmte Joh. Friedr. Schreiber(g), und ohnlaͤngſt Joh. Steph. Guettard(h), der ſich des deruͤhmten Ferreins ſeiner Verſuche dabey bediente, die Schlagadern betrachtet.
Ferner iſt es gewis, und ſchon laͤngſt durch des be- ruͤhmten Martinius, und meine Verſuche erweisbar gemacht, daß ſich alle Schlagadern im menſchlichen Koͤr- per uͤber ihrer Aeſtelung allerdings ein wenig mehr er- weitern, ſo oft ſie ſich in Zweige verbreiten (i). Denn indem ſich die Seiten der Schlagader auf beiden Seiten beider Aeſte verlaͤngern, ſo fahren ſie auseinander, und es iſt der Schlagaderſtam ein wenig breiter, bevor er Aerme oder Aeſte von ſich ſtrekket.
Ferner hat man glaubwuͤrdige Berichte, daß man einige vom Herzen entfernte Schlagadern etwas breiter angetroffen, als es ihr Hauptſtam mit ſich brachte, es
mag
(f) Beim Valisneri in der Zer- [Spaltenumbruch]
gliederung dieſes Vogels. S. 253. santorinus Obſ. anat. C. VII. n. 6. J. B. MorgagniAdverſ. anat. II. N. 38.
(g)[Spaltenumbruch]Elem. med. phyſ. mathem. B. II. K. I. N. 18. 19. 20.
(h) Jn der Streitſchrift, die ſich ſo endigt: Ergo ex vaſorum ſi gura & originalibus angulis facilior [Spaltenumbruch]
fluidorum diſpenſatio. Pariſ. 1741.
(i)De ſimilibus animalibus. S. 200. Eſſays of a Society at Edimb. T. III. S. 156.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0163"n="107"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Schlagadern.</hi></fw><lb/>
Dominik <hirendition="#fr">Santorinus,</hi> weniger zu, wenn er meldet <noteplace="foot"n="(f)">Beim <hirendition="#fr">Valisneri</hi> in der Zer-<lb/><cb/>
gliederung dieſes Vogels. S. 253.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">santorinus</hi> Obſ. anat. C. VII.<lb/>
n.</hi> 6. J. B. <hirendition="#fr">Morgagni</hi><hirendition="#aq">Adverſ.<lb/>
anat. II.</hi> N. 38.</note>;<lb/>
daß er an den Strauſſen eine Schlagader wahrgenom-<lb/>
men, die ſechs Zoll lang, ohne ſich in Aeſte zu zertheilen,<lb/>
fortgelaufen, am Ende aber dieſes angegebenen Rau-<lb/>
mes enger, als bey dem Anfange geweſen.</p><lb/><p>Ueberlegt man dieſes mit Aufmerkſamkeit, ſo wird<lb/>
man natuͤrlicher Weiſe auf die Vermuthung gefuͤhrt, ei-<lb/>
ne Schlagader, die man gewoͤhnlicher maſſen convergi-<lb/>
rend kegelartig zu nennen pflegt, ſey vielmehr eine Reihe<lb/>
von Cilindern, die dergeſtalt auf einander paſſen, daß<lb/>
auf jeden Anfang eines ziemlich groſſen Aſtes zween Cy-<lb/>
linder zu ſtehen kommen, davon der groͤſſere uͤber den<lb/>
Punct, wo der Aſt herfuͤr kommt, und der kleinere un-<lb/>
ter demſelben angenommen werden muß. Faſt auf glei-<lb/>
che Weiſe hat der beruͤhmte Joh. Friedr. <hirendition="#fr">Schreiber</hi><noteplace="foot"n="(g)"><cb/><hirendition="#aq">Elem. med. phyſ. mathem.</hi><lb/>
B. <hirendition="#aq">II.</hi> K. <hirendition="#aq">I.</hi> N. 18. 19. 20.</note>,<lb/>
und ohnlaͤngſt Joh. Steph. <hirendition="#fr">Guettard</hi><noteplace="foot"n="(h)">Jn der Streitſchrift, die ſich<lb/>ſo endigt: <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ergo ex vaſorum ſi gura<lb/>& originalibus angulis facilior<lb/><cb/>
fluidorum diſpenſatio.</hi> Pariſ.</hi> 1741.</note>, der ſich des<lb/>
deruͤhmten <hirendition="#fr">Ferreins</hi>ſeiner Verſuche dabey bediente, die<lb/>
Schlagadern betrachtet.</p><lb/><p>Ferner iſt es gewis, und ſchon laͤngſt durch des be-<lb/>
ruͤhmten <hirendition="#fr">Martinius,</hi> und meine Verſuche erweisbar<lb/>
gemacht, daß ſich alle Schlagadern im menſchlichen Koͤr-<lb/>
per uͤber ihrer Aeſtelung allerdings ein wenig mehr er-<lb/>
weitern, ſo oft ſie ſich in Zweige verbreiten <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">De ſimilibus animalibus.</hi><lb/>
S. 200. <hirendition="#aq">Eſſays of a Society at<lb/>
Edimb. T. III.</hi> S. 156.</note>. Denn<lb/>
indem ſich die Seiten der Schlagader auf beiden Seiten<lb/>
beider Aeſte verlaͤngern, ſo fahren ſie auseinander, und<lb/>
es iſt der Schlagaderſtam ein wenig breiter, bevor er<lb/>
Aerme oder Aeſte von ſich ſtrekket.</p><lb/><p>Ferner hat man glaubwuͤrdige Berichte, daß man<lb/>
einige vom Herzen entfernte Schlagadern etwas breiter<lb/>
angetroffen, als es ihr Hauptſtam mit ſich brachte, es<lb/><fwplace="bottom"type="catch">mag</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[107/0163]
Schlagadern.
Dominik Santorinus, weniger zu, wenn er meldet (f);
daß er an den Strauſſen eine Schlagader wahrgenom-
men, die ſechs Zoll lang, ohne ſich in Aeſte zu zertheilen,
fortgelaufen, am Ende aber dieſes angegebenen Rau-
mes enger, als bey dem Anfange geweſen.
Ueberlegt man dieſes mit Aufmerkſamkeit, ſo wird
man natuͤrlicher Weiſe auf die Vermuthung gefuͤhrt, ei-
ne Schlagader, die man gewoͤhnlicher maſſen convergi-
rend kegelartig zu nennen pflegt, ſey vielmehr eine Reihe
von Cilindern, die dergeſtalt auf einander paſſen, daß
auf jeden Anfang eines ziemlich groſſen Aſtes zween Cy-
linder zu ſtehen kommen, davon der groͤſſere uͤber den
Punct, wo der Aſt herfuͤr kommt, und der kleinere un-
ter demſelben angenommen werden muß. Faſt auf glei-
che Weiſe hat der beruͤhmte Joh. Friedr. Schreiber (g),
und ohnlaͤngſt Joh. Steph. Guettard (h), der ſich des
deruͤhmten Ferreins ſeiner Verſuche dabey bediente, die
Schlagadern betrachtet.
Ferner iſt es gewis, und ſchon laͤngſt durch des be-
ruͤhmten Martinius, und meine Verſuche erweisbar
gemacht, daß ſich alle Schlagadern im menſchlichen Koͤr-
per uͤber ihrer Aeſtelung allerdings ein wenig mehr er-
weitern, ſo oft ſie ſich in Zweige verbreiten (i). Denn
indem ſich die Seiten der Schlagader auf beiden Seiten
beider Aeſte verlaͤngern, ſo fahren ſie auseinander, und
es iſt der Schlagaderſtam ein wenig breiter, bevor er
Aerme oder Aeſte von ſich ſtrekket.
Ferner hat man glaubwuͤrdige Berichte, daß man
einige vom Herzen entfernte Schlagadern etwas breiter
angetroffen, als es ihr Hauptſtam mit ſich brachte, es
mag
(f) Beim Valisneri in der Zer-
gliederung dieſes Vogels. S. 253.
santorinus Obſ. anat. C. VII.
n. 6. J. B. Morgagni Adverſ.
anat. II. N. 38.
(g)
Elem. med. phyſ. mathem.
B. II. K. I. N. 18. 19. 20.
(h) Jn der Streitſchrift, die ſich
ſo endigt: Ergo ex vaſorum ſi gura
& originalibus angulis facilior
fluidorum diſpenſatio. Pariſ. 1741.
(i) De ſimilibus animalibus.
S. 200. Eſſays of a Society at
Edimb. T. III. S. 156.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/163>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.