lauf ist so gemäßigt, daß sie ganz kalt werden, wie ich in der Abhandlung von der thierischen Wärme zeigen werde. Wenn sie nun nichts verzehren, so scheint es nicht nöthig zu seyn, an eine Wiedererstattung zu geden- ken. Ferner sehen andere berühmte Männer (r) das in das Blut wieder zurükgeführte Fett nicht so an, daß es eine gelinde Blutmischung zu unterhalten vermögend sey, weil es in Menschen und Thieren, die vom schnellen und star- ken Laufen sehr mitgenommen und mager geworden, die hizzigsten und gefährlichsten Fieber zu erregen pflegt (s), und weil zu besorgen ist, daß es in dem Zustande, wenn es dergestalt geschmolzen und herumgetrieben worden, daß es von den Adern wieder aufgenommen werden kann, eben so scharf werden möchte, gleichwie man an gekoch- ten Oele eine grössere Schärfe wahrnimmt. Der Schlaf scheint das Fett nicht so sehr zu verzehren, als er es ver- mehrt: denn das Blut bewegt sich um so viel langsa- mer, je anhaltender der Schlaf an sich ist: und es ist noch nicht vollkommen ausgemacht, daß dergleichen Thiere allezeit aus ihren Schlafwinkeln, in denen sie den Winter zugebracht, mager hervorkommen (t). Jch will also lieber meine Gedanken darüber noch aussezzen, bis man erstlich über den lezten Punkt entscheidende Erfa- rungen angestellet hat.
Bei andrer Gelegenheit werde ich untersuchen, ob das Fett von den Harngängen, dikken Gedärmen, und von der Harnblase wieder aufgenommen wird, da es die- se Theile häusig bekleidet, und es könnte der obgedachte durch den Stuhlgang abgehende und mit Fett vermischte
Unrat
(r)[Spaltenumbruch]fanton am angef. Ort. S. 34.
(s)huxham of fevers. S. 13. daher sind die Fieber bey fetten Leuten am gefärlichsten.
(t) Jn denen Fröschen findet man ein häufiges gelbes Fett, wenn sie aus ihren Winterwoh- [Spaltenumbruch]
nungen kommen. A. J. Roesel. angef. Ort. S. 34. Die Bäre sind fett, wenn sie die Hölen ver- lassen. plin. L. VIII. K. 36. hil- lerstroem angef. Ort. aristote- les Hist. L. VI. c. 30. pantop- pidan Hist. nat. Norv. T. II. S. 31.
Erſtes Buch. Elementartheile
lauf iſt ſo gemaͤßigt, daß ſie ganz kalt werden, wie ich in der Abhandlung von der thieriſchen Waͤrme zeigen werde. Wenn ſie nun nichts verzehren, ſo ſcheint es nicht noͤthig zu ſeyn, an eine Wiedererſtattung zu geden- ken. Ferner ſehen andere beruͤhmte Maͤnner (r) das in das Blut wieder zuruͤkgefuͤhrte Fett nicht ſo an, daß es eine gelinde Blutmiſchung zu unterhalten vermoͤgend ſey, weil es in Menſchen und Thieren, die vom ſchnellen und ſtar- ken Laufen ſehr mitgenommen und mager geworden, die hizzigſten und gefaͤhrlichſten Fieber zu erregen pflegt (s), und weil zu beſorgen iſt, daß es in dem Zuſtande, wenn es dergeſtalt geſchmolzen und herumgetrieben worden, daß es von den Adern wieder aufgenommen werden kann, eben ſo ſcharf werden moͤchte, gleichwie man an gekoch- ten Oele eine groͤſſere Schaͤrfe wahrnimmt. Der Schlaf ſcheint das Fett nicht ſo ſehr zu verzehren, als er es ver- mehrt: denn das Blut bewegt ſich um ſo viel langſa- mer, je anhaltender der Schlaf an ſich iſt: und es iſt noch nicht vollkommen ausgemacht, daß dergleichen Thiere allezeit aus ihren Schlafwinkeln, in denen ſie den Winter zugebracht, mager hervorkommen (t). Jch will alſo lieber meine Gedanken daruͤber noch ausſezzen, bis man erſtlich uͤber den lezten Punkt entſcheidende Erfa- rungen angeſtellet hat.
Bei andrer Gelegenheit werde ich unterſuchen, ob das Fett von den Harngaͤngen, dikken Gedaͤrmen, und von der Harnblaſe wieder aufgenommen wird, da es die- ſe Theile haͤuſig bekleidet, und es koͤnnte der obgedachte durch den Stuhlgang abgehende und mit Fett vermiſchte
Unrat
(r)[Spaltenumbruch]fanton am angef. Ort. S. 34.
(s)huxham of fevers. S. 13. daher ſind die Fieber bey fetten Leuten am gefaͤrlichſten.
(t) Jn denen Froͤſchen findet man ein haͤufiges gelbes Fett, wenn ſie aus ihren Winterwoh- [Spaltenumbruch]
nungen kommen. A. J. Roeſel. angef. Ort. S. 34. Die Baͤre ſind fett, wenn ſie die Hoͤlen ver- laſſen. plin. L. VIII. K. 36. hil- lerstroem angef. Ort. aristote- les Hiſt. L. VI. c. 30. pantop- pidan Hiſt. nat. Norv. T. II. S. 31.
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Erſtes Buch. Elementartheile
lauf iſt ſo gemaͤßigt, daß ſie ganz kalt werden, wie ich
in der Abhandlung von der thieriſchen Waͤrme zeigen
werde. Wenn ſie nun nichts verzehren, ſo ſcheint es
nicht noͤthig zu ſeyn, an eine Wiedererſtattung zu geden-
ken. Ferner ſehen andere beruͤhmte Maͤnner (r) das in das
Blut wieder zuruͤkgefuͤhrte Fett nicht ſo an, daß es eine
gelinde Blutmiſchung zu unterhalten vermoͤgend ſey, weil
es in Menſchen und Thieren, die vom ſchnellen und ſtar-
ken Laufen ſehr mitgenommen und mager geworden, die
hizzigſten und gefaͤhrlichſten Fieber zu erregen pflegt (s),
und weil zu beſorgen iſt, daß es in dem Zuſtande, wenn
es dergeſtalt geſchmolzen und herumgetrieben worden,
daß es von den Adern wieder aufgenommen werden kann,
eben ſo ſcharf werden moͤchte, gleichwie man an gekoch-
ten Oele eine groͤſſere Schaͤrfe wahrnimmt. Der Schlaf
ſcheint das Fett nicht ſo ſehr zu verzehren, als er es ver-
mehrt: denn das Blut bewegt ſich um ſo viel langſa-
mer, je anhaltender der Schlaf an ſich iſt: und es iſt
noch nicht vollkommen ausgemacht, daß dergleichen
Thiere allezeit aus ihren Schlafwinkeln, in denen ſie den
Winter zugebracht, mager hervorkommen (t). Jch will
alſo lieber meine Gedanken daruͤber noch ausſezzen, bis
man erſtlich uͤber den lezten Punkt entſcheidende Erfa-
rungen angeſtellet hat.
Bei andrer Gelegenheit werde ich unterſuchen, ob
das Fett von den Harngaͤngen, dikken Gedaͤrmen, und
von der Harnblaſe wieder aufgenommen wird, da es die-
ſe Theile haͤuſig bekleidet, und es koͤnnte der obgedachte
durch den Stuhlgang abgehende und mit Fett vermiſchte
Unrat
(r)
fanton am angef. Ort. S.
34.
(s) huxham of fevers. S. 13.
daher ſind die Fieber bey fetten
Leuten am gefaͤrlichſten.
(t) Jn denen Froͤſchen findet
man ein haͤufiges gelbes Fett,
wenn ſie aus ihren Winterwoh-
nungen kommen. A. J. Roeſel.
angef. Ort. S. 34. Die Baͤre
ſind fett, wenn ſie die Hoͤlen ver-
laſſen. plin. L. VIII. K. 36. hil-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/146>, abgerufen am 01.08.2024.
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