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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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des menschlichen Körpers. Fett.
und daher färbt sich die Haut an den Mägdchen, wenn
sie mager werden, gemeiniglich olivengelbe.

Man hält auch ferner dafür, daß das häufige unter
der Haut ausgebreitete Fett, die thierische Körper vor
der Kälte der Luft bewahre. Wenigstens ist dieses gewiß,
daß bey der strengsten Kälte der Nordsee alle Fische, der
Wallfisch, das Meerkalb, auch selbst die Vögel, mit
häufigen thranigten Fett unter ihrer Haut versehen
sind (p), und von magern Personen weiß man, daß sie
die Kälte stärker empfinden, als die fetten.

Endlich haben wir auch noch den Nuzzen, der von
dem wieder ins Blut zurükgeführten Fette zu erwarten
ist, in Erwägung zu ziehen. Es giebt Gelehrte, die
daran zweifeln, daß es alsdenn, wenn dieser erfolget,
den Körper nähren könne, und daß ein Thier von seinem
eignen Safte leben sollte. Die mehresten, und beson-
ders auch die alten physiologischen Schriftsteller
beobachteten, daß gewisse Thiere vor ihren Winterschlafe
fett waren, und sie hernach im Anfange des Frühlings
mager aus ihren Erdhölen herfür kommen sahen, verfielen
sie auf die Gedanken (q), daß dieses von den Adern wieder
eingesogene Oel ernähre, und den Blutmangel, der vom
Hunger natürlicher weise erfolget, wieder ersezze; ferner
daß es die Stelle des Leimes, der alle thierische festen
Theile stärket und wieder herstellet, vertrete. Andre
verwerfen dagegen, und zwar mit tüchtigen Gründen,
diese Art von Ernährung. Denn es geben Thiere, die
den Winter schlafend zubringen, keinen Auswurf durch
das Gedärme von sich, sie athmen kaum, und ihr Blut-

lauf
(p) [Spaltenumbruch] Anderson Nachricht von
Jsland; von dem mit Zähnen
versehenen Wallfische, Cachelot,
schellhammer de Xiphia. rai
Wisdom of god.
S. 26. 252.
(q) [Spaltenumbruch] valisnieri T. II. S. 436.
iacobaevs de Ranis. S. 71. rai
Wisdom of god
S. 292. von den
Bergmäusen oder Murmelthieren
der berühmte Altmann vom Eis-
meere. S. 108.
F 5

des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
und daher faͤrbt ſich die Haut an den Maͤgdchen, wenn
ſie mager werden, gemeiniglich olivengelbe.

Man haͤlt auch ferner dafuͤr, daß das haͤufige unter
der Haut ausgebreitete Fett, die thieriſche Koͤrper vor
der Kaͤlte der Luft bewahre. Wenigſtens iſt dieſes gewiß,
daß bey der ſtrengſten Kaͤlte der Nordſee alle Fiſche, der
Wallfiſch, das Meerkalb, auch ſelbſt die Voͤgel, mit
haͤufigen thranigten Fett unter ihrer Haut verſehen
ſind (p), und von magern Perſonen weiß man, daß ſie
die Kaͤlte ſtaͤrker empfinden, als die fetten.

Endlich haben wir auch noch den Nuzzen, der von
dem wieder ins Blut zuruͤkgefuͤhrten Fette zu erwarten
iſt, in Erwaͤgung zu ziehen. Es giebt Gelehrte, die
daran zweifeln, daß es alsdenn, wenn dieſer erfolget,
den Koͤrper naͤhren koͤnne, und daß ein Thier von ſeinem
eignen Safte leben ſollte. Die mehreſten, und beſon-
ders auch die alten phyſiologiſchen Schriftſteller
beobachteten, daß gewiſſe Thiere vor ihren Winterſchlafe
fett waren, und ſie hernach im Anfange des Fruͤhlings
mager aus ihren Erdhoͤlen herfuͤr kommen ſahen, verfielen
ſie auf die Gedanken (q), daß dieſes von den Adern wieder
eingeſogene Oel ernaͤhre, und den Blutmangel, der vom
Hunger natuͤrlicher weiſe erfolget, wieder erſezze; ferner
daß es die Stelle des Leimes, der alle thieriſche feſten
Theile ſtaͤrket und wieder herſtellet, vertrete. Andre
verwerfen dagegen, und zwar mit tuͤchtigen Gruͤnden,
dieſe Art von Ernaͤhrung. Denn es geben Thiere, die
den Winter ſchlafend zubringen, keinen Auswurf durch
das Gedaͤrme von ſich, ſie athmen kaum, und ihr Blut-

lauf
(p) [Spaltenumbruch] Anderſon Nachricht von
Jsland; von dem mit Zaͤhnen
verſehenen Wallfiſche, Cachelot,
schellhammer de Xiphia. rai
Wisdom of god.
S. 26. 252.
(q) [Spaltenumbruch] valisnieri T. II. S. 436.
iacobaevs de Ranis. S. 71. rai
Wisdom of god
S. 292. von den
Bergmaͤuſen oder Murmelthieren
der beruͤhmte Altmann vom Eis-
meere. S. 108.
F 5
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[89/0145] des menſchlichen Koͤrpers. Fett. und daher faͤrbt ſich die Haut an den Maͤgdchen, wenn ſie mager werden, gemeiniglich olivengelbe. Man haͤlt auch ferner dafuͤr, daß das haͤufige unter der Haut ausgebreitete Fett, die thieriſche Koͤrper vor der Kaͤlte der Luft bewahre. Wenigſtens iſt dieſes gewiß, daß bey der ſtrengſten Kaͤlte der Nordſee alle Fiſche, der Wallfiſch, das Meerkalb, auch ſelbſt die Voͤgel, mit haͤufigen thranigten Fett unter ihrer Haut verſehen ſind (p), und von magern Perſonen weiß man, daß ſie die Kaͤlte ſtaͤrker empfinden, als die fetten. Endlich haben wir auch noch den Nuzzen, der von dem wieder ins Blut zuruͤkgefuͤhrten Fette zu erwarten iſt, in Erwaͤgung zu ziehen. Es giebt Gelehrte, die daran zweifeln, daß es alsdenn, wenn dieſer erfolget, den Koͤrper naͤhren koͤnne, und daß ein Thier von ſeinem eignen Safte leben ſollte. Die mehreſten, und beſon- ders auch die alten phyſiologiſchen Schriftſteller beobachteten, daß gewiſſe Thiere vor ihren Winterſchlafe fett waren, und ſie hernach im Anfange des Fruͤhlings mager aus ihren Erdhoͤlen herfuͤr kommen ſahen, verfielen ſie auf die Gedanken (q), daß dieſes von den Adern wieder eingeſogene Oel ernaͤhre, und den Blutmangel, der vom Hunger natuͤrlicher weiſe erfolget, wieder erſezze; ferner daß es die Stelle des Leimes, der alle thieriſche feſten Theile ſtaͤrket und wieder herſtellet, vertrete. Andre verwerfen dagegen, und zwar mit tuͤchtigen Gruͤnden, dieſe Art von Ernaͤhrung. Denn es geben Thiere, die den Winter ſchlafend zubringen, keinen Auswurf durch das Gedaͤrme von ſich, ſie athmen kaum, und ihr Blut- lauf (p) Anderſon Nachricht von Jsland; von dem mit Zaͤhnen verſehenen Wallfiſche, Cachelot, schellhammer de Xiphia. rai Wisdom of god. S. 26. 252. (q) valisnieri T. II. S. 436. iacobaevs de Ranis. S. 71. rai Wisdom of god S. 292. von den Bergmaͤuſen oder Murmelthieren der beruͤhmte Altmann vom Eis- meere. S. 108. F 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/145>, abgerufen am 23.11.2024.