Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.Erstes Buch. Elementartheile ger (e). Man findet im Chamaeleon, denen Eidechsenund Fröschen die Fettbehältnisse im Herbste voll, und im Frühjahre wieder ledig (f). Ein Knabe, dem man boshafter Weise nur so viel zu essen reichte, daß er kaum das Leben erhalten konnte, wurde endlich so mager, wie ein Todtengerippe (g). Hieraus will ich eben nicht den Schluß machen, daß das ins Blut zurükgekehrte Fett ernähre, sondern es ist zu gegenwärtiger Absicht hinrei- chend, daß es allerdings, zu welchem Endzwekke es auch sey, wieder von dem Blute aufgenommen wird. Ein in Versuchen fleißiger und geübter Mann gestehet, daß das Fett keine Nahrung gebe, daß es sich aber immer mehr vermindere, und von neuem wieder ergänze (h). Auf das, besonders durch Krankheiten verminderte Fett folget beinahe eine solche Gallerte, die derjenigen ähn- lich ist, welche vorher, ehe das Fett gesammlet worden, in denen Säkchen zugegen war. Bey Wassersüchtigen wird dieses am gewöhnlichsten und leichtesten wahrge- nommen. Jn einem ausgezehrten Schafe fand man, statt des Fettes, eine Gallerte (i), und so gar traffen die Parisischen Zergliederer in dem Herzen eines Löwen, der an einer Krankheit gestorben war, dergleichen Gallerte an der Stelle des Fettes an. Diese Gallerte machte, daß das mit durchsichtigem Safte erfüllte Zellgewebe dem berühmten Anton Deidier in Flieswassergefässe verwandelt zu seyn schien (k). Jch werde an andern Orten davon die Ursache anzeigen. Es scheinet aber die- selbe in der Schwäche derer zur Verdauung bestimm- ten Eingeweide zu liegen, wenn bei diesem Uebel Wasser und Gallerte ihre vegetabilische Natur behalten: inglei- chen (e) [Spaltenumbruch]
Bertram Streitschrift de Pingued S. 31. (f) valisnieri de chamaeleonte Asric. T. II. seiner Werke S. 418. (g) Kaauw Imp. fac. Hippocr. N. 456. (h) [Spaltenumbruch]
A. J. Roesel von Rosen- hof Fröschgeschichte. S. 22. (i) Ephem. Nat. Cur. Dec. I. ann. 8. obs. 30. (k) Consil. T. III. S. 121. 124.
Erſtes Buch. Elementartheile ger (e). Man findet im Chamaeleon, denen Eidechſenund Froͤſchen die Fettbehaͤltniſſe im Herbſte voll, und im Fruͤhjahre wieder ledig (f). Ein Knabe, dem man boshafter Weiſe nur ſo viel zu eſſen reichte, daß er kaum das Leben erhalten konnte, wurde endlich ſo mager, wie ein Todtengerippe (g). Hieraus will ich eben nicht den Schluß machen, daß das ins Blut zuruͤkgekehrte Fett ernaͤhre, ſondern es iſt zu gegenwaͤrtiger Abſicht hinrei- chend, daß es allerdings, zu welchem Endzwekke es auch ſey, wieder von dem Blute aufgenommen wird. Ein in Verſuchen fleißiger und geuͤbter Mann geſtehet, daß das Fett keine Nahrung gebe, daß es ſich aber immer mehr vermindere, und von neuem wieder ergaͤnze (h). Auf das, beſonders durch Krankheiten verminderte Fett folget beinahe eine ſolche Gallerte, die derjenigen aͤhn- lich iſt, welche vorher, ehe das Fett geſammlet worden, in denen Saͤkchen zugegen war. Bey Waſſerſuͤchtigen wird dieſes am gewoͤhnlichſten und leichteſten wahrge- nommen. Jn einem ausgezehrten Schafe fand man, ſtatt des Fettes, eine Gallerte (i), und ſo gar traffen die Pariſiſchen Zergliederer in dem Herzen eines Loͤwen, der an einer Krankheit geſtorben war, dergleichen Gallerte an der Stelle des Fettes an. Dieſe Gallerte machte, daß das mit durchſichtigem Safte erfuͤllte Zellgewebe dem beruͤhmten Anton Deidier in Flieswaſſergefaͤſſe verwandelt zu ſeyn ſchien (k). Jch werde an andern Orten davon die Urſache anzeigen. Es ſcheinet aber die- ſelbe in der Schwaͤche derer zur Verdauung beſtimm- ten Eingeweide zu liegen, wenn bei dieſem Uebel Waſſer und Gallerte ihre vegetabiliſche Natur behalten: inglei- chen (e) [Spaltenumbruch]
Bertram Streitſchrift de Pingued S. 31. (f) valisnieri de chamæleonte Aſric. T. II. ſeiner Werke S. 418. (g) Kaauw Imp. fac. Hippocr. N. 456. (h) [Spaltenumbruch]
A. J. Roeſel von Roſen- hof Froͤſchgeſchichte. S. 22. (i) Ephem. Nat. Cur. Dec. I. ann. 8. obſ. 30. (k) Conſil. T. III. S. 121. 124.
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Erſtes Buch. Elementartheile
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und Froͤſchen die Fettbehaͤltniſſe im Herbſte voll, und
im Fruͤhjahre wieder ledig (f). Ein Knabe, dem man
boshafter Weiſe nur ſo viel zu eſſen reichte, daß er kaum
das Leben erhalten konnte, wurde endlich ſo mager, wie
ein Todtengerippe (g). Hieraus will ich eben nicht den
Schluß machen, daß das ins Blut zuruͤkgekehrte Fett
ernaͤhre, ſondern es iſt zu gegenwaͤrtiger Abſicht hinrei-
chend, daß es allerdings, zu welchem Endzwekke es auch
ſey, wieder von dem Blute aufgenommen wird. Ein
in Verſuchen fleißiger und geuͤbter Mann geſtehet, daß
das Fett keine Nahrung gebe, daß es ſich aber immer
mehr vermindere, und von neuem wieder ergaͤnze (h).
Auf das, beſonders durch Krankheiten verminderte Fett
folget beinahe eine ſolche Gallerte, die derjenigen aͤhn-
lich iſt, welche vorher, ehe das Fett geſammlet worden,
in denen Saͤkchen zugegen war. Bey Waſſerſuͤchtigen
wird dieſes am gewoͤhnlichſten und leichteſten wahrge-
nommen. Jn einem ausgezehrten Schafe fand man,
ſtatt des Fettes, eine Gallerte (i), und ſo gar traffen die
Pariſiſchen Zergliederer in dem Herzen eines Loͤwen, der
an einer Krankheit geſtorben war, dergleichen Gallerte
an der Stelle des Fettes an. Dieſe Gallerte machte,
daß das mit durchſichtigem Safte erfuͤllte Zellgewebe
dem beruͤhmten Anton Deidier in Flieswaſſergefaͤſſe
verwandelt zu ſeyn ſchien (k). Jch werde an andern
Orten davon die Urſache anzeigen. Es ſcheinet aber die-
ſelbe in der Schwaͤche derer zur Verdauung beſtimm-
ten Eingeweide zu liegen, wenn bei dieſem Uebel Waſſer
und Gallerte ihre vegetabiliſche Natur behalten: inglei-
chen
(e)
Bertram Streitſchrift de
Pingued S. 31.
(f) valisnieri de chamæleonte
Aſric. T. II. ſeiner Werke S. 418.
(g) Kaauw Imp. fac. Hippocr.
N. 456.
(h)
A. J. Roeſel von Roſen-
hof Froͤſchgeſchichte. S. 22.
(i) Ephem. Nat. Cur. Dec. I.
ann. 8. obſ. 30.
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