Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.des menschlichen Körpers. Fett. jedem Thiere nicht nur das Zunehmen der Fettigkeit,sondern macht auch, daß sich das schon vorhandne Fett nach und nach vermindern muß, weil die unter der Be- wegung aufschwellende Muskeln das in ihren Zwischen- räumen befindliche Zellgewebe zusammen drükken, und das von andern Orten kommende flüßige Fett, durch die offne Mündungen in die Blutadern zurük treiben, die dasselbe, bei dieser Beschaffenheit des Blutlaufes, ge- schwinde nach dem Herzen wieder zurük führen, und da- her viel dazu mit beitragen, daß das Fett wiederum von neuen eingesogen wird. Die Verminderung des Fettes pflegt hingegen am geschwindesten zu erfolgen. Die Ler- chen verlieren die Fettigkeit, welche sie, wie vor erwähnt, des Nachts erlanget haben, so gleich den folgenden Tag wieder, und werden viel magerer (r). Das sehr träge Faulthier (Sloth) erschöpfet sich, indem es von einem Baume herab steigt und nach einem andern fortkricht, von der geringen Arbeit so sehr, daß es wie ein ausge- zehrtes Gerippe anzusehen ist, wenn es gleich mit fettem Körper von dem Baume herunter gestiegen war (s). Die brasilischen Ochsen werden, wenn man sie aus entlege- nen Landschaften nach Fernambuc, oder der Bucht aller Heiligen treiben läst, unterwegens ganz mager (t); und man trift in den Ochsen und Schafen, die man von dem platten Lande nach Paris bringt, wenn sie erst in dieser Stadt ankommen, gar kein Mark an, es sammlet sich aber in ganz kurzer Zeit wieder, nach dem Zeugnisse des be- rühmten Rouhault (u), Ludw. Lemerys (x) und des gelehrten Senak (y). Von den Begattungen verlieren die (r) [Spaltenumbruch]
stahl angef. Ort. S. 374. (s) dampier Voyage round the World. T. II. S. 62. (t) zucchelli Rilaz delli mis- sioni. P. V. S. 64. (u) Er hat es an Schafen gan- zer 25 Jahre lang wahr befunden. [Spaltenumbruch] Bei dem vauguyon Oper. de Chir. S. 683. (x) De la nouriture des [os] S. 12. (y) Vorrede zu bertini Oste[o]-
log. S. 60. des menſchlichen Koͤrpers. Fett. jedem Thiere nicht nur das Zunehmen der Fettigkeit,ſondern macht auch, daß ſich das ſchon vorhandne Fett nach und nach vermindern muß, weil die unter der Be- wegung aufſchwellende Muskeln das in ihren Zwiſchen- raͤumen befindliche Zellgewebe zuſammen druͤkken, und das von andern Orten kommende fluͤßige Fett, durch die offne Muͤndungen in die Blutadern zuruͤk treiben, die daſſelbe, bei dieſer Beſchaffenheit des Blutlaufes, ge- ſchwinde nach dem Herzen wieder zuruͤk fuͤhren, und da- her viel dazu mit beitragen, daß das Fett wiederum von neuen eingeſogen wird. Die Verminderung des Fettes pflegt hingegen am geſchwindeſten zu erfolgen. Die Ler- chen verlieren die Fettigkeit, welche ſie, wie vor erwaͤhnt, des Nachts erlanget haben, ſo gleich den folgenden Tag wieder, und werden viel magerer (r). Das ſehr traͤge Faulthier (Sloth) erſchoͤpfet ſich, indem es von einem Baume herab ſteigt und nach einem andern fortkricht, von der geringen Arbeit ſo ſehr, daß es wie ein ausge- zehrtes Gerippe anzuſehen iſt, wenn es gleich mit fettem Koͤrper von dem Baume herunter geſtiegen war (s). Die braſiliſchen Ochſen werden, wenn man ſie aus entlege- nen Landſchaften nach Fernambuc, oder der Bucht aller Heiligen treiben laͤſt, unterwegens ganz mager (t); und man trift in den Ochſen und Schafen, die man von dem platten Lande nach Paris bringt, wenn ſie erſt in dieſer Stadt ankommen, gar kein Mark an, es ſammlet ſich aber in ganz kurzer Zeit wieder, nach dem Zeugniſſe des be- ruͤhmten Rouhault (u), Ludw. Lemerys (x) und des gelehrten Senak (y). Von den Begattungen verlieren die (r) [Spaltenumbruch]
stahl angef. Ort. S. 374. (s) dampier Voyage round the World. T. II. S. 62. (t) zucchelli Rilaz delli miſ- ſioni. P. V. S. 64. (u) Er hat es an Schafen gan- zer 25 Jahre lang wahr befunden. [Spaltenumbruch] Bei dem vauguyon Oper. de Chir. S. 683. (x) De la nouriture des [os] S. 12. (y) Vorrede zu bertini Oſte[o]-
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des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
jedem Thiere nicht nur das Zunehmen der Fettigkeit,
ſondern macht auch, daß ſich das ſchon vorhandne Fett
nach und nach vermindern muß, weil die unter der Be-
wegung aufſchwellende Muskeln das in ihren Zwiſchen-
raͤumen befindliche Zellgewebe zuſammen druͤkken, und
das von andern Orten kommende fluͤßige Fett, durch
die offne Muͤndungen in die Blutadern zuruͤk treiben, die
daſſelbe, bei dieſer Beſchaffenheit des Blutlaufes, ge-
ſchwinde nach dem Herzen wieder zuruͤk fuͤhren, und da-
her viel dazu mit beitragen, daß das Fett wiederum von
neuen eingeſogen wird. Die Verminderung des Fettes
pflegt hingegen am geſchwindeſten zu erfolgen. Die Ler-
chen verlieren die Fettigkeit, welche ſie, wie vor erwaͤhnt,
des Nachts erlanget haben, ſo gleich den folgenden Tag
wieder, und werden viel magerer (r). Das ſehr traͤge
Faulthier (Sloth) erſchoͤpfet ſich, indem es von einem
Baume herab ſteigt und nach einem andern fortkricht,
von der geringen Arbeit ſo ſehr, daß es wie ein ausge-
zehrtes Gerippe anzuſehen iſt, wenn es gleich mit fettem
Koͤrper von dem Baume herunter geſtiegen war (s). Die
braſiliſchen Ochſen werden, wenn man ſie aus entlege-
nen Landſchaften nach Fernambuc, oder der Bucht aller
Heiligen treiben laͤſt, unterwegens ganz mager (t); und
man trift in den Ochſen und Schafen, die man von dem
platten Lande nach Paris bringt, wenn ſie erſt in dieſer
Stadt ankommen, gar kein Mark an, es ſammlet ſich aber
in ganz kurzer Zeit wieder, nach dem Zeugniſſe des be-
ruͤhmten Rouhault (u), Ludw. Lemerys (x) und des
gelehrten Senak (y). Von den Begattungen verlieren
die
(r)
stahl angef. Ort. S. 374.
(s) dampier Voyage round
the World. T. II. S. 62.
(t) zucchelli Rilaz delli miſ-
ſioni. P. V. S. 64.
(u) Er hat es an Schafen gan-
zer 25 Jahre lang wahr befunden.
Bei dem vauguyon Oper. de Chir.
S. 683.
(x) De la nouriture des os
S. 12.
(y) Vorrede zu bertini Oſteo-
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