es wirklich grosse Membranen ohne Gefässe gebe: fer- ner können auch Membranen, die den wahren vollkom- men ähnlich sind, zufälliger Weise, oder durch Krankhei- ten hervorgebracht werden, wo sonst nicht der geringste Verdacht auf die Gefässe geworfen werden kann, derglei- chen mit den Wasserbläschens (hydatis), den bandarti- gen Lungenplättchen, und andern Eingeweiden zu erwei- sen ist. Weiter ist der Theil vom Gehirnmarke, von den Knochen, und den Knorpeln, in so weit derselbe aus Gefässen bestehet, ungemein geringe; und man trift die meisten Thierchen von fester Beschaffenheit an, welches die Vielärme des süssen Gewässers bestätigen, an denen man vermittelst der stärksten Vergrösserungen nichts von einem Eingeweide, oder herzförmigen gewahr werden kann.
Jch will indessen nicht in Abrede seyn, daß die Mem- brangewebe nicht aus Fasern geflochten sind, die Georg Bagliv(m) nach den Erscheinungen unter dem Ver- grösserungsglase beschrieben. Eben das gilt auch vom Wilh. Wier Muys(n). Allein ich zäle sie dennoch öf- fentlich zu dem Zellgewebe, als welches allerdings aus Fäden, die sich unter verschiednen Winkeln vergittern, zu- sammengesezt ist. Ferner haben eben die Gewebe in andren Versuchen ganz allein einen Theil von der Mem- brane ausgemacht, dergleichen in dem Versuche gescha- he, da er die Beschaffenheit der sehnigen Membrane un- tersuchte: in andren hatten sie nicht einmal den kleinsten Antheil an der Membrane, wie an dem Geflechte zu erse- hen, welches aus Fäden gemacht ist, die nicht grösser als die feinste Fleischfäden sind, und davon ein Theil denen Schlagadern auf ihrem Wege längst aus nachfolget, und ein Theil dieselben queer über durchschneidet (o).
Vierter
(m)[Spaltenumbruch]Opera omnia. S. 399.
(n)De fabr. fibr. musc. S. 283. 484.
(o)[Spaltenumbruch]
W. W. Muys. S. 284. A. v. LeuwenhökEpist. 67.
Erſtes Buch. Elementartheile
es wirklich groſſe Membranen ohne Gefaͤſſe gebe: fer- ner koͤnnen auch Membranen, die den wahren vollkom- men aͤhnlich ſind, zufaͤlliger Weiſe, oder durch Krankhei- ten hervorgebracht werden, wo ſonſt nicht der geringſte Verdacht auf die Gefaͤſſe geworfen werden kann, derglei- chen mit den Waſſerblaͤschens (hydatis), den bandarti- gen Lungenplaͤttchen, und andern Eingeweiden zu erwei- ſen iſt. Weiter iſt der Theil vom Gehirnmarke, von den Knochen, und den Knorpeln, in ſo weit derſelbe aus Gefaͤſſen beſtehet, ungemein geringe; und man trift die meiſten Thierchen von feſter Beſchaffenheit an, welches die Vielaͤrme des ſuͤſſen Gewaͤſſers beſtaͤtigen, an denen man vermittelſt der ſtaͤrkſten Vergroͤſſerungen nichts von einem Eingeweide, oder herzfoͤrmigen gewahr werden kann.
Jch will indeſſen nicht in Abrede ſeyn, daß die Mem- brangewebe nicht aus Faſern geflochten ſind, die Georg Bagliv(m) nach den Erſcheinungen unter dem Ver- groͤſſerungsglaſe beſchrieben. Eben das gilt auch vom Wilh. Wier Muys(n). Allein ich zaͤle ſie dennoch oͤf- fentlich zu dem Zellgewebe, als welches allerdings aus Faͤden, die ſich unter verſchiednen Winkeln vergittern, zu- ſammengeſezt iſt. Ferner haben eben die Gewebe in andren Verſuchen ganz allein einen Theil von der Mem- brane ausgemacht, dergleichen in dem Verſuche geſcha- he, da er die Beſchaffenheit der ſehnigen Membrane un- terſuchte: in andren hatten ſie nicht einmal den kleinſten Antheil an der Membrane, wie an dem Geflechte zu erſe- hen, welches aus Faͤden gemacht iſt, die nicht groͤſſer als die feinſte Fleiſchfaͤden ſind, und davon ein Theil denen Schlagadern auf ihrem Wege laͤngſt aus nachfolget, und ein Theil dieſelben queer uͤber durchſchneidet (o).
Vierter
(m)[Spaltenumbruch]Opera omnia. S. 399.
(n)De fabr. fibr. muſc. S. 283. 484.
(o)[Spaltenumbruch]
W. W. Muys. S. 284. A. v. LeuwenhökEpiſt. 67.
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Erſtes Buch. Elementartheile
es wirklich groſſe Membranen ohne Gefaͤſſe gebe: fer-
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men aͤhnlich ſind, zufaͤlliger Weiſe, oder durch Krankhei-
ten hervorgebracht werden, wo ſonſt nicht der geringſte
Verdacht auf die Gefaͤſſe geworfen werden kann, derglei-
chen mit den Waſſerblaͤschens (hydatis), den bandarti-
gen Lungenplaͤttchen, und andern Eingeweiden zu erwei-
ſen iſt. Weiter iſt der Theil vom Gehirnmarke, von
den Knochen, und den Knorpeln, in ſo weit derſelbe aus
Gefaͤſſen beſtehet, ungemein geringe; und man trift die
meiſten Thierchen von feſter Beſchaffenheit an, welches
die Vielaͤrme des ſuͤſſen Gewaͤſſers beſtaͤtigen, an denen
man vermittelſt der ſtaͤrkſten Vergroͤſſerungen nichts von
einem Eingeweide, oder herzfoͤrmigen gewahr werden
kann.
Jch will indeſſen nicht in Abrede ſeyn, daß die Mem-
brangewebe nicht aus Faſern geflochten ſind, die Georg
Bagliv (m) nach den Erſcheinungen unter dem Ver-
groͤſſerungsglaſe beſchrieben. Eben das gilt auch vom
Wilh. Wier Muys (n). Allein ich zaͤle ſie dennoch oͤf-
fentlich zu dem Zellgewebe, als welches allerdings aus
Faͤden, die ſich unter verſchiednen Winkeln vergittern, zu-
ſammengeſezt iſt. Ferner haben eben die Gewebe in
andren Verſuchen ganz allein einen Theil von der Mem-
brane ausgemacht, dergleichen in dem Verſuche geſcha-
he, da er die Beſchaffenheit der ſehnigen Membrane un-
terſuchte: in andren hatten ſie nicht einmal den kleinſten
Antheil an der Membrane, wie an dem Geflechte zu erſe-
hen, welches aus Faͤden gemacht iſt, die nicht groͤſſer als
die feinſte Fleiſchfaͤden ſind, und davon ein Theil denen
Schlagadern auf ihrem Wege laͤngſt aus nachfolget, und
ein Theil dieſelben queer uͤber durchſchneidet (o).
Vierter
(m)
Opera omnia. S. 399.
(n) De fabr. fibr. muſc. S. 283.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/102>, abgerufen am 22.11.2024.
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