Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Ursachen des Herzschlages.
That etliche Stunden nach seinem Stillstande könne in
Bewegung gebracht werden.

§. 17.
Warum die Herzohren eher, als die Kammern,
schlagen.

Endlich kann man nun einiger massen hieraus erse-
hen, wie wir es auch nun gleich untersuchen werden, war-
um sich die Ohren vorher, und darauf erstlich die Kam-
mern zusammenziehen. Denn weil nicht nur die Ohren,
sondern auch die Kammern von dem Reize des in denen
Blutadern befindlichen Blutes in Bewegung gesezt wer-
den, die Ohren aber eher von den Blutadern ihr Blut
bekommen, und die Herzkammern hingegen es nachhero
erstlich von ihren Ohren erhalten, so siehet man leicht,
daß sich auch jene eher, und diese später zusammenziehen
müssen, da mit dem Blute der Reiz, und mit dem Reize
das Schlagen erst bei ihnen später erfolget (q). Es ist
auch der Reiz nicht in beiden Hölen, nämlich im Herzoh-
re und der Kammer, zu gleicher Zeit zugegen. Denn
bei Thieren, die kaltes Blut und nur ein einziges Ohr ha-
ben, ziehet sich in der That eben so, wie von der eingebla-
senen Luft, nach der Ordnung, erst die Holader, sodann
das Ohr, und zu allerlezt erst die Kammer zusammen (r).

§. 18.
Worinnen eigentlich die Ursache der abgewechsel-
ten Ordnung bestehe, vermöge der sich die Theile
des Herzens nach einander verengern, oder
erweitern. Verschiedene Hipothe-
sen hiervon.

Man muß hier noch eine zwote wichtige Frage auf-
lösen. Man fragt nämlich nach der Ursache derjenigen

Ord-
(q) [Spaltenumbruch] Whytt on vital mot. S. 61.
(r) [Spaltenumbruch] Jm vorhergehenden §. 14.
O o o 5

Urſachen des Herzſchlages.
That etliche Stunden nach ſeinem Stillſtande koͤnne in
Bewegung gebracht werden.

§. 17.
Warum die Herzohren eher, als die Kammern,
ſchlagen.

Endlich kann man nun einiger maſſen hieraus erſe-
hen, wie wir es auch nun gleich unterſuchen werden, war-
um ſich die Ohren vorher, und darauf erſtlich die Kam-
mern zuſammenziehen. Denn weil nicht nur die Ohren,
ſondern auch die Kammern von dem Reize des in denen
Blutadern befindlichen Blutes in Bewegung geſezt wer-
den, die Ohren aber eher von den Blutadern ihr Blut
bekommen, und die Herzkammern hingegen es nachhero
erſtlich von ihren Ohren erhalten, ſo ſiehet man leicht,
daß ſich auch jene eher, und dieſe ſpaͤter zuſammenziehen
muͤſſen, da mit dem Blute der Reiz, und mit dem Reize
das Schlagen erſt bei ihnen ſpaͤter erfolget (q). Es iſt
auch der Reiz nicht in beiden Hoͤlen, naͤmlich im Herzoh-
re und der Kammer, zu gleicher Zeit zugegen. Denn
bei Thieren, die kaltes Blut und nur ein einziges Ohr ha-
ben, ziehet ſich in der That eben ſo, wie von der eingebla-
ſenen Luft, nach der Ordnung, erſt die Holader, ſodann
das Ohr, und zu allerlezt erſt die Kammer zuſammen (r).

§. 18.
Worinnen eigentlich die Urſache der abgewechſel-
ten Ordnung beſtehe, vermoͤge der ſich die Theile
des Herzens nach einander verengern, oder
erweitern. Verſchiedene Hipothe-
ſen hiervon.

Man muß hier noch eine zwote wichtige Frage auf-
loͤſen. Man fragt naͤmlich nach der Urſache derjenigen

Ord-
(q) [Spaltenumbruch] Whytt on vital mot. S. 61.
(r) [Spaltenumbruch] Jm vorhergehenden §. 14.
O o o 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1009" n="953"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ur&#x017F;achen des Herz&#x017F;chlages.</hi></fw><lb/>
That etliche Stunden nach &#x017F;einem Still&#x017F;tande ko&#x0364;nne in<lb/>
Bewegung gebracht werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 17.<lb/>
Warum die Herzohren eher, als die Kammern,<lb/>
&#x017F;chlagen.</head><lb/>
            <p>Endlich kann man nun einiger ma&#x017F;&#x017F;en hieraus er&#x017F;e-<lb/>
hen, wie wir es auch nun gleich unter&#x017F;uchen werden, war-<lb/>
um &#x017F;ich die Ohren vorher, und darauf er&#x017F;tlich die Kam-<lb/>
mern zu&#x017F;ammenziehen. Denn weil nicht nur die Ohren,<lb/>
&#x017F;ondern auch die Kammern von dem Reize des in denen<lb/>
Blutadern befindlichen Blutes in Bewegung ge&#x017F;ezt wer-<lb/>
den, die Ohren aber eher von den Blutadern ihr Blut<lb/>
bekommen, und die Herzkammern hingegen es nachhero<lb/>
er&#x017F;tlich von ihren Ohren erhalten, &#x017F;o &#x017F;iehet man leicht,<lb/>
daß &#x017F;ich auch jene eher, und die&#x017F;e &#x017F;pa&#x0364;ter zu&#x017F;ammenziehen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, da mit dem Blute der Reiz, und mit dem Reize<lb/>
das Schlagen er&#x017F;t bei ihnen &#x017F;pa&#x0364;ter erfolget <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#fr">Whytt</hi><hi rendition="#aq">on vital mot.</hi> S. 61.</note>. Es i&#x017F;t<lb/>
auch der Reiz nicht in beiden Ho&#x0364;len, na&#x0364;mlich im Herzoh-<lb/>
re und der Kammer, zu gleicher Zeit zugegen. Denn<lb/>
bei Thieren, die kaltes Blut und nur ein einziges Ohr ha-<lb/>
ben, ziehet &#x017F;ich in der That eben &#x017F;o, wie von der eingebla-<lb/>
&#x017F;enen Luft, nach der Ordnung, er&#x017F;t die Holader, &#x017F;odann<lb/>
das Ohr, und zu allerlezt er&#x017F;t die Kammer zu&#x017F;ammen <note place="foot" n="(r)"><cb/>
Jm vorhergehenden §. 14.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 18.<lb/>
Worinnen eigentlich die Ur&#x017F;ache der abgewech&#x017F;el-<lb/>
ten Ordnung be&#x017F;tehe, vermo&#x0364;ge der &#x017F;ich die Theile<lb/>
des Herzens nach einander verengern, oder<lb/>
erweitern. Ver&#x017F;chiedene Hipothe-<lb/>
&#x017F;en hiervon.</head><lb/>
            <p>Man muß hier noch eine zwote wichtige Frage auf-<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;en. Man fragt na&#x0364;mlich nach der Ur&#x017F;ache derjenigen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o o 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Ord-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[953/1009] Urſachen des Herzſchlages. That etliche Stunden nach ſeinem Stillſtande koͤnne in Bewegung gebracht werden. §. 17. Warum die Herzohren eher, als die Kammern, ſchlagen. Endlich kann man nun einiger maſſen hieraus erſe- hen, wie wir es auch nun gleich unterſuchen werden, war- um ſich die Ohren vorher, und darauf erſtlich die Kam- mern zuſammenziehen. Denn weil nicht nur die Ohren, ſondern auch die Kammern von dem Reize des in denen Blutadern befindlichen Blutes in Bewegung geſezt wer- den, die Ohren aber eher von den Blutadern ihr Blut bekommen, und die Herzkammern hingegen es nachhero erſtlich von ihren Ohren erhalten, ſo ſiehet man leicht, daß ſich auch jene eher, und dieſe ſpaͤter zuſammenziehen muͤſſen, da mit dem Blute der Reiz, und mit dem Reize das Schlagen erſt bei ihnen ſpaͤter erfolget (q). Es iſt auch der Reiz nicht in beiden Hoͤlen, naͤmlich im Herzoh- re und der Kammer, zu gleicher Zeit zugegen. Denn bei Thieren, die kaltes Blut und nur ein einziges Ohr ha- ben, ziehet ſich in der That eben ſo, wie von der eingebla- ſenen Luft, nach der Ordnung, erſt die Holader, ſodann das Ohr, und zu allerlezt erſt die Kammer zuſammen (r). §. 18. Worinnen eigentlich die Urſache der abgewechſel- ten Ordnung beſtehe, vermoͤge der ſich die Theile des Herzens nach einander verengern, oder erweitern. Verſchiedene Hipothe- ſen hiervon. Man muß hier noch eine zwote wichtige Frage auf- loͤſen. Man fragt naͤmlich nach der Urſache derjenigen Ord- (q) Whytt on vital mot. S. 61. (r) Jm vorhergehenden §. 14. O o o 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/1009
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 953. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/1009>, abgerufen am 20.11.2024.