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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Erstes Buch. Elementartheile
blossen Augen erblikken läst. Aus dergleichen Gefässen
wird die vierte Membrane zubereitet, und das gehet
auf eben die Art immer weiter fort, bis die grösten Ge-
fässe, und die gröbste dikste Membranen zum Vorschein
kommen. An andren Orten hat dieser mein ehemaliger
Lehrer seine Erklärungsart in etwas eingeschränkt, und
er sezzte zwar, der ganze Körper wäre ein Geflechte von
Gefässen (q), oder schlagaderhaften, blutadrigen und
nervigen Röhrchen; wenn man aber genauer darauf
Acht hatte, so sezzte er den thierischen Körper blos aus
Nerven, als seiner ursprünglichen Materie, zusammen (r).

Diese Theorie nahmen die mehresten und berühmte-
sten Aerzte der neuern Zeit an, vermöge der man die Ge-
fässe aus Membranen, und die Membranen wiederum
aus Gefässen herleitete. Aus der Schule unsers berühm-
ten Lehrers führe ich den van Swieten, Röm. Kaiser-
lichen Leibarzt (s), von Gorter, Ruß. Käis. Leibarzt (t),
Abr. Kaauw Boerhaaven (u), einen Enkel des gros-
sen Mannes, Schreibern (x), welche beide der Peters-

burger
(q) [Spaltenumbruch] Inst. rei med. N. 214. Vor-
lesungen darüber. T. II. S. 252.
N. 440. u. a.
(r) Inst. rei med. N. 301. Er
gibt es als beinahe erweislich an.
N. 440. Jch habe in meiner
Thiergeschichte vermutet, daß die
Saamenthierchen die anfängliche
Nervenfäserchen seyn könnten.
Die Kraft zu wachsen, ein Ge-
flechte von sich zu strekken, ist im
abgezapften Blute, im Saamen,
den man in abgekochtem Wasser
laulich erhält, und der sich als eine
Thierpflanze in ein Adergeflechte
nach und nach ausbreitet, Fasern
macht, und zusammenhängt, alle-
zeit sichtbar zu machen. Folglich
bestünde der Mannssaamen, 1. aus
reizbaren, wachsenden, nezzbilden-
den Nervenfäserchen (Saamen-
thierchen) oder den ursprünglich-
[Spaltenumbruch] sten Elementarfasern eines Thie-
res. 2. Aus dem Leime, der ein
solches Thierfäserchen mit dem
andern verbindet, und dem Ge-
flechte die Festigkeit mittheilt;
oder es in den ersten Tagen er-
nährt; und so sind Millionen
Saamenthierchen nicht zu viel,
da viele tausend Nervenstäubchen,
als so viele mathematische Pünkt-
chen, erfordert werden, eine kleine
Länge oder Faser zu beschreiben.
Uebersez.
(s) Ger. v. Swieten Comm.
ad aphor.
(t) Ioh. de gorter Comp.
med. T. I.
S. 4. s. fig. 1. 5. 14.
15. 17. 18. 19. 20. 21.
(u) Persp. Hipp. N. 980.
(x) Ioh. Frid. schreiber El.
med. phys. math.

Erſtes Buch. Elementartheile
bloſſen Augen erblikken laͤſt. Aus dergleichen Gefaͤſſen
wird die vierte Membrane zubereitet, und das gehet
auf eben die Art immer weiter fort, bis die groͤſten Ge-
faͤſſe, und die groͤbſte dikſte Membranen zum Vorſchein
kommen. An andren Orten hat dieſer mein ehemaliger
Lehrer ſeine Erklaͤrungsart in etwas eingeſchraͤnkt, und
er ſezzte zwar, der ganze Koͤrper waͤre ein Geflechte von
Gefaͤſſen (q), oder ſchlagaderhaften, blutadrigen und
nervigen Roͤhrchen; wenn man aber genauer darauf
Acht hatte, ſo ſezzte er den thieriſchen Koͤrper blos aus
Nerven, als ſeiner urſpruͤnglichen Materie, zuſammen (r).

Dieſe Theorie nahmen die mehreſten und beruͤhmte-
ſten Aerzte der neuern Zeit an, vermoͤge der man die Ge-
faͤſſe aus Membranen, und die Membranen wiederum
aus Gefaͤſſen herleitete. Aus der Schule unſers beruͤhm-
ten Lehrers fuͤhre ich den van Swieten, Roͤm. Kaiſer-
lichen Leibarzt (s), von Gorter, Ruß. Kaͤiſ. Leibarzt (t),
Abr. Kaauw Boerhaaven (u), einen Enkel des groſ-
ſen Mannes, Schreibern (x), welche beide der Peters-

burger
(q) [Spaltenumbruch] Inſt. rei med. N. 214. Vor-
leſungen daruͤber. T. II. S. 252.
N. 440. u. a.
(r) Inſt. rei med. N. 301. Er
gibt es als beinahe erweislich an.
N. 440. Jch habe in meiner
Thiergeſchichte vermutet, daß die
Saamenthierchen die anfaͤngliche
Nervenfaͤſerchen ſeyn koͤnnten.
Die Kraft zu wachſen, ein Ge-
flechte von ſich zu ſtrekken, iſt im
abgezapften Blute, im Saamen,
den man in abgekochtem Waſſer
laulich erhaͤlt, und der ſich als eine
Thierpflanze in ein Adergeflechte
nach und nach ausbreitet, Faſern
macht, und zuſammenhaͤngt, alle-
zeit ſichtbar zu machen. Folglich
beſtuͤnde der Mannsſaamen, 1. aus
reizbaren, wachſenden, nezzbilden-
den Nervenfaͤſerchen (Saamen-
thierchen) oder den urſpruͤnglich-
[Spaltenumbruch] ſten Elementarfaſern eines Thie-
res. 2. Aus dem Leime, der ein
ſolches Thierfaͤſerchen mit dem
andern verbindet, und dem Ge-
flechte die Feſtigkeit mittheilt;
oder es in den erſten Tagen er-
naͤhrt; und ſo ſind Millionen
Saamenthierchen nicht zu viel,
da viele tauſend Nervenſtaͤubchen,
als ſo viele mathematiſche Puͤnkt-
chen, erfordert werden, eine kleine
Laͤnge oder Faſer zu beſchreiben.
Ueberſez.
(s) Ger. v. Swieten Comm.
ad aphor.
(t) Ioh. de gorter Comp.
med. T. I.
S. 4. ſ. fig. 1. 5. 14.
15. 17. 18. 19. 20. 21.
(u) Perſp. Hipp. N. 980.
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[44/0100] Erſtes Buch. Elementartheile bloſſen Augen erblikken laͤſt. Aus dergleichen Gefaͤſſen wird die vierte Membrane zubereitet, und das gehet auf eben die Art immer weiter fort, bis die groͤſten Ge- faͤſſe, und die groͤbſte dikſte Membranen zum Vorſchein kommen. An andren Orten hat dieſer mein ehemaliger Lehrer ſeine Erklaͤrungsart in etwas eingeſchraͤnkt, und er ſezzte zwar, der ganze Koͤrper waͤre ein Geflechte von Gefaͤſſen (q), oder ſchlagaderhaften, blutadrigen und nervigen Roͤhrchen; wenn man aber genauer darauf Acht hatte, ſo ſezzte er den thieriſchen Koͤrper blos aus Nerven, als ſeiner urſpruͤnglichen Materie, zuſammen (r). Dieſe Theorie nahmen die mehreſten und beruͤhmte- ſten Aerzte der neuern Zeit an, vermoͤge der man die Ge- faͤſſe aus Membranen, und die Membranen wiederum aus Gefaͤſſen herleitete. Aus der Schule unſers beruͤhm- ten Lehrers fuͤhre ich den van Swieten, Roͤm. Kaiſer- lichen Leibarzt (s), von Gorter, Ruß. Kaͤiſ. Leibarzt (t), Abr. Kaauw Boerhaaven (u), einen Enkel des groſ- ſen Mannes, Schreibern (x), welche beide der Peters- burger (q) Inſt. rei med. N. 214. Vor- leſungen daruͤber. T. II. S. 252. N. 440. u. a. (r) Inſt. rei med. N. 301. Er gibt es als beinahe erweislich an. N. 440. Jch habe in meiner Thiergeſchichte vermutet, daß die Saamenthierchen die anfaͤngliche Nervenfaͤſerchen ſeyn koͤnnten. Die Kraft zu wachſen, ein Ge- flechte von ſich zu ſtrekken, iſt im abgezapften Blute, im Saamen, den man in abgekochtem Waſſer laulich erhaͤlt, und der ſich als eine Thierpflanze in ein Adergeflechte nach und nach ausbreitet, Faſern macht, und zuſammenhaͤngt, alle- zeit ſichtbar zu machen. Folglich beſtuͤnde der Mannsſaamen, 1. aus reizbaren, wachſenden, nezzbilden- den Nervenfaͤſerchen (Saamen- thierchen) oder den urſpruͤnglich- ſten Elementarfaſern eines Thie- res. 2. Aus dem Leime, der ein ſolches Thierfaͤſerchen mit dem andern verbindet, und dem Ge- flechte die Feſtigkeit mittheilt; oder es in den erſten Tagen er- naͤhrt; und ſo ſind Millionen Saamenthierchen nicht zu viel, da viele tauſend Nervenſtaͤubchen, als ſo viele mathematiſche Puͤnkt- chen, erfordert werden, eine kleine Laͤnge oder Faſer zu beſchreiben. Ueberſez. (s) Ger. v. Swieten Comm. ad aphor. (t) Ioh. de gorter Comp. med. T. I. S. 4. ſ. fig. 1. 5. 14. 15. 17. 18. 19. 20. 21. (u) Perſp. Hipp. N. 980. (x) Ioh. Frid. schreiber El. med. phyſ. math.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/100>, abgerufen am 22.11.2024.