so vermeren sollten, daß nach Bestreitung aller notwendigen Ausgaben noch etwas nachbliebe, die- ser Ueberschuß auf die Erziehung und den Unter- richt armer Kinder sowol vom adelichen als Bür- gerstande, in besondern hierzu erbauten Häusern, und zwar, wie der Plan ausweiset, für beide Ge- schlechter getreulich angewandt werden soll. Und wenn diese Unternemung überall Beifall findet; so können mit der Zeit in diese Schulen auch wol- habender Leute Kinder gegen eine billige Bezalung aufgenommen werden. Der aus solchen Anstal- ten zu erwartende Nutzen zeigt sich in den Beispie- len aller übrigen aufgeklärten, und sowol in den Sitten als in ihrer guten Denkungsart civilisirten Nationen und Reiche in Europa, welche fast in einer jeden großen Stadt dergleichen Stiftungen haben, woselbst die Einwoner aus Mitleiden, und aus Liebe für das Vaterland, für die Religion und ihre Nebenchristen, dieselben auf alle mögliche Weise zu unterstützen eifrigst bemühet sind.
Unter andern erstrecket sich dieses Mitleiden mit den armen Kindern in dergleichen Häusern so weit, daß selbst die allervornemsten und reichsten Personen, als Herzoge, Grafen, Lords, und andre, die Verwaltung einer so heilsamen Stif- tung übernemen; die vornemsten Damen aber ent- weder unter sich Gesellschaften errichten, und auf eigene Kosten ein Hospital für arme und hülflose
Wöch-
in Moſkau.
ſo vermeren ſollten, daß nach Beſtreitung aller notwendigen Ausgaben noch etwas nachbliebe, die- ſer Ueberſchuß auf die Erziehung und den Unter- richt armer Kinder ſowol vom adelichen als Buͤr- gerſtande, in beſondern hierzu erbauten Haͤuſern, und zwar, wie der Plan ausweiſet, fuͤr beide Ge- ſchlechter getreulich angewandt werden ſoll. Und wenn dieſe Unternemung uͤberall Beifall findet; ſo koͤnnen mit der Zeit in dieſe Schulen auch wol- habender Leute Kinder gegen eine billige Bezalung aufgenommen werden. Der aus ſolchen Anſtal- ten zu erwartende Nutzen zeigt ſich in den Beiſpie- len aller uͤbrigen aufgeklaͤrten, und ſowol in den Sitten als in ihrer guten Denkungsart civiliſirten Nationen und Reiche in Europa, welche faſt in einer jeden großen Stadt dergleichen Stiftungen haben, woſelbſt die Einwoner aus Mitleiden, und aus Liebe fuͤr das Vaterland, fuͤr die Religion und ihre Nebenchriſten, dieſelben auf alle moͤgliche Weiſe zu unterſtuͤtzen eifrigſt bemuͤhet ſind.
Unter andern erſtrecket ſich dieſes Mitleiden mit den armen Kindern in dergleichen Haͤuſern ſo weit, daß ſelbſt die allervornemſten und reichſten Perſonen, als Herzoge, Grafen, Lords, und andre, die Verwaltung einer ſo heilſamen Stif- tung uͤbernemen; die vornemſten Damen aber ent- weder unter ſich Geſellſchaften errichten, und auf eigene Koſten ein Hoſpital fuͤr arme und huͤlfloſe
Woͤch-
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in Moſkau.
ſo vermeren ſollten, daß nach Beſtreitung aller
notwendigen Ausgaben noch etwas nachbliebe, die-
ſer Ueberſchuß auf die Erziehung und den Unter-
richt armer Kinder ſowol vom adelichen als Buͤr-
gerſtande, in beſondern hierzu erbauten Haͤuſern,
und zwar, wie der Plan ausweiſet, fuͤr beide Ge-
ſchlechter getreulich angewandt werden ſoll. Und
wenn dieſe Unternemung uͤberall Beifall findet;
ſo koͤnnen mit der Zeit in dieſe Schulen auch wol-
habender Leute Kinder gegen eine billige Bezalung
aufgenommen werden. Der aus ſolchen Anſtal-
ten zu erwartende Nutzen zeigt ſich in den Beiſpie-
len aller uͤbrigen aufgeklaͤrten, und ſowol in den
Sitten als in ihrer guten Denkungsart civiliſirten
Nationen und Reiche in Europa, welche faſt in
einer jeden großen Stadt dergleichen Stiftungen
haben, woſelbſt die Einwoner aus Mitleiden, und
aus Liebe fuͤr das Vaterland, fuͤr die Religion und
ihre Nebenchriſten, dieſelben auf alle moͤgliche
Weiſe zu unterſtuͤtzen eifrigſt bemuͤhet ſind.
Unter andern erſtrecket ſich dieſes Mitleiden
mit den armen Kindern in dergleichen Haͤuſern ſo
weit, daß ſelbſt die allervornemſten und reichſten
Perſonen, als Herzoge, Grafen, Lords, und
andre, die Verwaltung einer ſo heilſamen Stif-
tung uͤbernemen; die vornemſten Damen aber ent-
weder unter ſich Geſellſchaften errichten, und auf
eigene Koſten ein Hoſpital fuͤr arme und huͤlfloſe
Woͤch-
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[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 2. Riga u. a., 1772, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haigold_russland02_1772/47>, abgerufen am 16.02.2025.
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