[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 2. Riga u. a., 1772.I. Kinderhaus u. Accouchier-Hospital Besten seiner Untertanen gethan, allen Notleidenden,die bei Ewr. Majt. allemal eine sichre Zuflucht finden, die größten Gnadenbezeugungen und Wol- taten. Dergleichen Proben von Großmut muntern auch mich auf, Allerhöchstdieselben um Erbar- mung, Mitleid und Beistand im Namen einer großen Menge Unglückseliger im menschlichen Ge- schlechte in tiefster Untertänigkeit anzuflehen, deren erbarmenswürdiger Zustand vor Ewr. Kaiserl. Majt. jederzeit, und auch vor der ganzen Welt größtenteils, verborgen bleibt, und welche selbst nicht im Stande sind, ihr Elend jemandem zu klagen. Unter diesen verstehe ich diejenigen unschuldi- Allein so groß auch die Anzal der in dieser mere-
I. Kinderhaus u. Accouchier-Hoſpital Beſten ſeiner Untertanen gethan, allen Notleidenden,die bei Ewr. Majt. allemal eine ſichre Zuflucht finden, die groͤßten Gnadenbezeugungen und Wol- taten. Dergleichen Proben von Großmut muntern auch mich auf, Allerhoͤchſtdieſelben um Erbar- mung, Mitleid und Beiſtand im Namen einer großen Menge Ungluͤckſeliger im menſchlichen Ge- ſchlechte in tiefſter Untertaͤnigkeit anzuflehen, deren erbarmenswuͤrdiger Zuſtand vor Ewr. Kaiſerl. Majt. jederzeit, und auch vor der ganzen Welt groͤßtenteils, verborgen bleibt, und welche ſelbſt nicht im Stande ſind, ihr Elend jemandem zu klagen. Unter dieſen verſtehe ich diejenigen unſchuldi- Allein ſo groß auch die Anzal der in dieſer mere-
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I. Kinderhaus u. Accouchier-Hoſpital
Beſten ſeiner Untertanen gethan, allen Notleidenden,
die bei Ewr. Majt. allemal eine ſichre Zuflucht
finden, die groͤßten Gnadenbezeugungen und Wol-
taten. Dergleichen Proben von Großmut muntern
auch mich auf, Allerhoͤchſtdieſelben um Erbar-
mung, Mitleid und Beiſtand im Namen einer
großen Menge Ungluͤckſeliger im menſchlichen Ge-
ſchlechte in tiefſter Untertaͤnigkeit anzuflehen, deren
erbarmenswuͤrdiger Zuſtand vor Ewr. Kaiſerl.
Majt. jederzeit, und auch vor der ganzen Welt
groͤßtenteils, verborgen bleibt, und welche ſelbſt
nicht im Stande ſind, ihr Elend jemandem zu
klagen.
Unter dieſen verſtehe ich diejenigen unſchuldi-
gen Kinder, welche von ihren ungluͤcklichen, zu-
weilen aber auch unmenſchlichen Muͤttern verlaſſen,
weggeworfen, oder welches noch gottloſer iſt, gar
ermordet werden; wie nicht weniger diejenigen, die
zwar in rechtmaͤßigem Eheſtande gezeuget, von den
Aeltern aber aus Armut hingelegt, und dem blin-
den Gluͤcke uͤberlaſſen werden, damit ſie der Be-
ſchwerden der Erziehung uͤberhoben ſeyn, und ſich
ihren eigenen Unterhalt deſto bequemer verſchaffen
koͤnnen.
Allein ſo groß auch die Anzal der in dieſer
weitlaͤuftigen Stadt aus Armut weggeworfenen
und auf ein Gerathe wol ausgeſetzten Kinder immer
ſeyn mag: ſo iſt doch unſtreitig, daß ungleich
mere-
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