Wir haben schon durch Unser Manifest vom 6ten dieses öffentlich und feierlich be- kannt gemacht, wie Unsre vornehmste Sorge dahin gehen werde, zu Handhabung der Gerechtigkeit unter Unserm Volke, welches das erste Gebot ist, das Uns Gott in sei- nem heiligen Worte anbefolen, alle Mittel hervorzusuchen; damit Wir Unsern Unter- tanen Gnade und Recht erzeigen, und Uns selbst ohne Scheu vor Gott rechtfertigen kön- nen, wenn Wir in seinen Geboten wandeln. Dies ist der unsträfliche Weg, auf dem Wir das Wohl Unsers Volkes, und für Uns künftig die ewige Belonung, suchen.
Wir halten es daher für eine notwendige und unveränderliche Pflicht, mit warer Rüh- rung Unsers Herzens öffentlich zu erklären, was massen Wir schon ehedem zur Genüge vernommen, und nun Selbst sehen, wie weit es mit der unersättlichen Begierde nach Geschenk und Gaben in Unserm Reiche ge- kommen: so gar, daß kaum der kleinste Rich- terstul zu finden ist, wo diese göttl. Handlung, nämlich die Ausübung der Gerechtigkeit, von
einer
V. Gegen die Beſtechungen
Wir haben ſchon durch Unſer Manifeſt vom 6ten dieſes oͤffentlich und feierlich be- kannt gemacht, wie Unſre vornehmſte Sorge dahin gehen werde, zu Handhabung der Gerechtigkeit unter Unſerm Volke, welches das erſte Gebot iſt, das Uns Gott in ſei- nem heiligen Worte anbefolen, alle Mittel hervorzuſuchen; damit Wir Unſern Unter- tanen Gnade und Recht erzeigen, und Uns ſelbſt ohne Scheu vor Gott rechtfertigen koͤn- nen, wenn Wir in ſeinen Geboten wandeln. Dies iſt der unſtraͤfliche Weg, auf dem Wir das Wohl Unſers Volkes, und fuͤr Uns kuͤnftig die ewige Belonung, ſuchen.
Wir halten es daher fuͤr eine notwendige und unveraͤnderliche Pflicht, mit warer Ruͤh- rung Unſers Herzens oͤffentlich zu erklaͤren, was maſſen Wir ſchon ehedem zur Genuͤge vernommen, und nun Selbſt ſehen, wie weit es mit der unerſaͤttlichen Begierde nach Geſchenk und Gaben in Unſerm Reiche ge- kommen: ſo gar, daß kaum der kleinſte Rich- terſtul zu finden iſt, wo dieſe goͤttl. Handlung, naͤmlich die Ausuͤbung der Gerechtigkeit, von
einer
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V. Gegen die Beſtechungen
Wir haben ſchon durch Unſer Manifeſt
vom 6ten dieſes oͤffentlich und feierlich be-
kannt gemacht, wie Unſre vornehmſte Sorge
dahin gehen werde, zu Handhabung der
Gerechtigkeit unter Unſerm Volke, welches
das erſte Gebot iſt, das Uns Gott in ſei-
nem heiligen Worte anbefolen, alle Mittel
hervorzuſuchen; damit Wir Unſern Unter-
tanen Gnade und Recht erzeigen, und Uns
ſelbſt ohne Scheu vor Gott rechtfertigen koͤn-
nen, wenn Wir in ſeinen Geboten wandeln.
Dies iſt der unſtraͤfliche Weg, auf dem Wir
das Wohl Unſers Volkes, und fuͤr Uns
kuͤnftig die ewige Belonung, ſuchen.
Wir halten es daher fuͤr eine notwendige
und unveraͤnderliche Pflicht, mit warer Ruͤh-
rung Unſers Herzens oͤffentlich zu erklaͤren,
was maſſen Wir ſchon ehedem zur Genuͤge
vernommen, und nun Selbſt ſehen, wie
weit es mit der unerſaͤttlichen Begierde nach
Geſchenk und Gaben in Unſerm Reiche ge-
kommen: ſo gar, daß kaum der kleinſte Rich-
terſtul zu finden iſt, wo dieſe goͤttl. Handlung,
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[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 2. Riga u. a., 1772, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haigold_russland02_1772/176>, abgerufen am 25.11.2024.
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