die jungen Herzen einzupflanzen, Liebe zur Ehre in ihnen rege zu machen, und sie von al- len Lastern und Vorurtheilen abzuziehen. Auf diese Art soll er sie von ihrer Kindheit an bis zu ihrer Auslassung aus der Academie führen.
Damit er sowohl durch eigne Bemerkung, als durch die Zeugnisse der Lehrer, Lehrerin- nen, und Meister, die Progressen der Lernen- den desto besser einsehe: so soll er fleißig die Classen und Kunstwerkstätten besuchen, und sie jeden Monat examiniren. Die Nachläßi- gen soll er durch vernünftige und leutselige Er- mahnungen zu ihrer Schuldigkeit anhalten, und sich auf alle mögliche Art bemühen, in densel- ben Eifer und Trieb zu erregen.
Außerdem sorgt er für alles, was diese Schule und die academischen Lehrlinge angeht. Er sieht sorgfältig darauf, daß sie angewöhnt werden, sich beständig reinlich und nett zu hal- ten: als welches außer dem Vergnügen, so sie selbst dabey empfinden, auch die Gesundheit erhält. Die Nachläßigkeit in diesem Stück soll unter keinerley Vorwande gedultet werden.
§. 14.
Er soll sich äußerst hüten, nie etwas zu thun, was ein allzustrenges, verdrüßliches oder bitteres Wesen verriethe. Besonders soll er
den
Leben Catharinaͤ der zweyten
die jungen Herzen einzupflanzen, Liebe zur Ehre in ihnen rege zu machen, und ſie von al- len Laſtern und Vorurtheilen abzuziehen. Auf dieſe Art ſoll er ſie von ihrer Kindheit an bis zu ihrer Auslaſſung aus der Academie fuͤhren.
Damit er ſowohl durch eigne Bemerkung, als durch die Zeugniſſe der Lehrer, Lehrerin- nen, und Meiſter, die Progreſſen der Lernen- den deſto beſſer einſehe: ſo ſoll er fleißig die Claſſen und Kunſtwerkſtaͤtten beſuchen, und ſie jeden Monat examiniren. Die Nachlaͤßi- gen ſoll er durch vernuͤnftige und leutſelige Er- mahnungen zu ihrer Schuldigkeit anhalten, und ſich auf alle moͤgliche Art bemuͤhen, in denſel- ben Eifer und Trieb zu erregen.
Außerdem ſorgt er fuͤr alles, was dieſe Schule und die academiſchen Lehrlinge angeht. Er ſieht ſorgfaͤltig darauf, daß ſie angewoͤhnt werden, ſich beſtaͤndig reinlich und nett zu hal- ten: als welches außer dem Vergnuͤgen, ſo ſie ſelbſt dabey empfinden, auch die Geſundheit erhaͤlt. Die Nachlaͤßigkeit in dieſem Stuͤck ſoll unter keinerley Vorwande gedultet werden.
§. 14.
Er ſoll ſich aͤußerſt huͤten, nie etwas zu thun, was ein allzuſtrenges, verdruͤßliches oder bitteres Weſen verriethe. Beſonders ſoll er
den
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Leben Catharinaͤ der zweyten
die jungen Herzen einzupflanzen, Liebe zur
Ehre in ihnen rege zu machen, und ſie von al-
len Laſtern und Vorurtheilen abzuziehen. Auf
dieſe Art ſoll er ſie von ihrer Kindheit an bis
zu ihrer Auslaſſung aus der Academie fuͤhren.
Damit er ſowohl durch eigne Bemerkung,
als durch die Zeugniſſe der Lehrer, Lehrerin-
nen, und Meiſter, die Progreſſen der Lernen-
den deſto beſſer einſehe: ſo ſoll er fleißig die
Claſſen und Kunſtwerkſtaͤtten beſuchen, und
ſie jeden Monat examiniren. Die Nachlaͤßi-
gen ſoll er durch vernuͤnftige und leutſelige Er-
mahnungen zu ihrer Schuldigkeit anhalten, und
ſich auf alle moͤgliche Art bemuͤhen, in denſel-
ben Eifer und Trieb zu erregen.
Außerdem ſorgt er fuͤr alles, was dieſe
Schule und die academiſchen Lehrlinge angeht.
Er ſieht ſorgfaͤltig darauf, daß ſie angewoͤhnt
werden, ſich beſtaͤndig reinlich und nett zu hal-
ten: als welches außer dem Vergnuͤgen, ſo
ſie ſelbſt dabey empfinden, auch die Geſundheit
erhaͤlt. Die Nachlaͤßigkeit in dieſem Stuͤck
ſoll unter keinerley Vorwande gedultet werden.
§. 14.
Er ſoll ſich aͤußerſt huͤten, nie etwas zu
thun, was ein allzuſtrenges, verdruͤßliches oder
bitteres Weſen verriethe. Beſonders ſoll er
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[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 1. Riga u. a., 1767, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haigold_russland01_1767/216>, abgerufen am 16.02.2025.
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