[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 1. Riga u. a., 1767.Leben Catharinä der zweyten schen* Meerbusen bestimmt, und daselbst auf Kostender Crone Consuls gehalten werden, die das Col- legium der auswärtigen Affairen setzen und un- gesäumt dahin abfertigen soll. Alle Jahre nun, wenn sich die Kaufleute allda einzufinden anfan- gen, und derselben nicht weniger als 6 beysam- men für die Schiffe, und überall ist guter Ankergrund. Vor der Stadt liegen zwey Inseln, Nargen und Wulf die wegen ihrer Aehnlichkeit mit denen vor Reval liegenden Inseln also genennet sind. Die Stadt ist mit drey Mauern von weißem Sandstein umgeben. Es wohnen viel indische Kaufleute da. Den gänzlichen Holzmangel daselbst ersetzet das Nefta, das 12 Werste von Baku auf der Halbinsel Apscheron in einer trockenen Ebene von etlichen Wersten im Um- fange gefunden wird, und welches von einer Menge kleiner Schiffe von Baku abgeholt, und nach den übrigen persischen Häfen verführet wird. Den 26sten Jul. 1723 ward die Stadt von den Russen erobert. * Der Meerbusen von Sinsili ist eine See an der Pro-
vinz Gilan, von etlich und 20 Wersten im Umfange, in einer weiten mit Bergen umgebenen Ebene, wozu man aus der kaspischen See durch einen schmalen ungefähr 10 Werste langen Canal kömmt. Das Fahrwasser ist überall rein und sicher, der Grund sandig, und zum Ankern bequem: allein die Schiffe sind nicht ohne Ge- fahr, weil sie dem Nordwind und den stärksten Wel- len der See ausgesetzt liegen. Hier ist ein reicher Fisch- fang. An dem westlichen Ufer des Sees hatten die Russen unter Peter dem Großen eine Festung unter dem Namen Katharinpol angelegt, die aber bald wieder eingegangen. Olearius nennet diesen See Enseli, und Hanway Enzelli. Leben Catharinaͤ der zweyten ſchen* Meerbuſen beſtim̃t, und daſelbſt auf Koſtender Crone Conſuls gehalten werden, die das Col- legium der auswaͤrtigen Affairen ſetzen und un- geſaͤumt dahin abfertigen ſoll. Alle Jahre nun, wenn ſich die Kaufleute allda einzufinden anfan- gen, und derſelben nicht weniger als 6 beyſam- men fuͤr die Schiffe, und uͤberall iſt guter Ankergrund. Vor der Stadt liegen zwey Inſeln, Nargen und Wulf die wegen ihrer Aehnlichkeit mit denen vor Reval liegenden Inſeln alſo genennet ſind. Die Stadt iſt mit drey Mauern von weißem Sandſtein umgeben. Es wohnen viel indiſche Kaufleute da. Den gaͤnzlichen Holzmangel daſelbſt erſetzet das Nefta, das 12 Werſte von Baku auf der Halbinſel Apſcheron in einer trockenen Ebene von etlichen Werſten im Um- fange gefunden wird, und welches von einer Menge kleiner Schiffe von Baku abgeholt, und nach den uͤbrigen perſiſchen Haͤfen verfuͤhret wird. Den 26ſten Jul. 1723 ward die Stadt von den Ruſſen erobert. * Der Meerbuſen von Sinſili iſt eine See an der Pro-
vinz Gilan, von etlich und 20 Werſten im Umfange, in einer weiten mit Bergen umgebenen Ebene, wozu man aus der kaſpiſchen See durch einen ſchmalen ungefaͤhr 10 Werſte langen Canal koͤmmt. Das Fahrwaſſer iſt uͤberall rein und ſicher, der Grund ſandig, und zum Ankern bequem: allein die Schiffe ſind nicht ohne Ge- fahr, weil ſie dem Nordwind und den ſtaͤrkſten Wel- len der See ausgeſetzt liegen. Hier iſt ein reicher Fiſch- fang. An dem weſtlichen Ufer des Sees hatten die Ruſſen unter Peter dem Großen eine Feſtung unter dem Namen Katharinpol angelegt, die aber bald wieder eingegangen. Olearius nennet dieſen See Enſeli, und Hanway Enzelli. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0176" n="152"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben Catharinaͤ der zweyten</hi></fw><lb/> ſchen<note place="foot" n="*">Der Meerbuſen von <hi rendition="#fr">Sinſili</hi> iſt eine See an der Pro-<lb/> vinz Gilan, von etlich und 20 Werſten im Umfange, in<lb/> einer weiten mit Bergen umgebenen Ebene, wozu man<lb/> aus der kaſpiſchen See durch einen ſchmalen ungefaͤhr<lb/> 10 Werſte langen Canal koͤmmt. Das Fahrwaſſer iſt<lb/> uͤberall rein und ſicher, der Grund ſandig, und zum<lb/> Ankern bequem: allein die Schiffe ſind nicht ohne Ge-<lb/> fahr, weil ſie dem Nordwind und den ſtaͤrkſten Wel-<lb/> len der See ausgeſetzt liegen. Hier iſt ein reicher Fiſch-<lb/> fang. An dem weſtlichen Ufer des Sees hatten die<lb/> Ruſſen unter Peter dem Großen eine Feſtung unter<lb/> dem Namen <hi rendition="#fr">Katharinpol</hi> angelegt, die aber bald<lb/> wieder eingegangen. Olearius nennet dieſen See<lb/><hi rendition="#fr">Enſeli,</hi> und Hanway <hi rendition="#fr">Enzelli.</hi></note> Meerbuſen beſtim̃t, und daſelbſt auf Koſten<lb/> der Crone Conſuls gehalten werden, die das Col-<lb/> legium der auswaͤrtigen Affairen ſetzen und un-<lb/> geſaͤumt dahin abfertigen ſoll. Alle Jahre nun,<lb/> wenn ſich die Kaufleute allda einzufinden anfan-<lb/> gen, und derſelben nicht weniger als 6 beyſam-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/><note xml:id="a04" prev="#a03" place="foot" n="*">fuͤr die Schiffe, und uͤberall iſt guter Ankergrund.<lb/> Vor der Stadt liegen zwey Inſeln, <hi rendition="#fr">Nargen</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Wulf</hi> die wegen ihrer Aehnlichkeit mit denen vor<lb/> Reval liegenden Inſeln alſo genennet ſind. Die<lb/> Stadt iſt mit drey Mauern von weißem Sandſtein<lb/> umgeben. Es wohnen viel indiſche Kaufleute da.<lb/> Den gaͤnzlichen Holzmangel daſelbſt erſetzet das <hi rendition="#fr">Nefta,</hi><lb/> das 12 Werſte von Baku auf der Halbinſel Apſcheron<lb/> in einer trockenen Ebene von etlichen Werſten im Um-<lb/> fange gefunden wird, und welches von einer Menge<lb/> kleiner Schiffe von Baku abgeholt, und nach den<lb/> uͤbrigen perſiſchen Haͤfen verfuͤhret wird. Den 26ſten<lb/> Jul. 1723 ward die Stadt von den Ruſſen erobert.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0176]
Leben Catharinaͤ der zweyten
ſchen * Meerbuſen beſtim̃t, und daſelbſt auf Koſten
der Crone Conſuls gehalten werden, die das Col-
legium der auswaͤrtigen Affairen ſetzen und un-
geſaͤumt dahin abfertigen ſoll. Alle Jahre nun,
wenn ſich die Kaufleute allda einzufinden anfan-
gen, und derſelben nicht weniger als 6 beyſam-
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* Der Meerbuſen von Sinſili iſt eine See an der Pro-
vinz Gilan, von etlich und 20 Werſten im Umfange, in
einer weiten mit Bergen umgebenen Ebene, wozu man
aus der kaſpiſchen See durch einen ſchmalen ungefaͤhr
10 Werſte langen Canal koͤmmt. Das Fahrwaſſer iſt
uͤberall rein und ſicher, der Grund ſandig, und zum
Ankern bequem: allein die Schiffe ſind nicht ohne Ge-
fahr, weil ſie dem Nordwind und den ſtaͤrkſten Wel-
len der See ausgeſetzt liegen. Hier iſt ein reicher Fiſch-
fang. An dem weſtlichen Ufer des Sees hatten die
Ruſſen unter Peter dem Großen eine Feſtung unter
dem Namen Katharinpol angelegt, die aber bald
wieder eingegangen. Olearius nennet dieſen See
Enſeli, und Hanway Enzelli.
* fuͤr die Schiffe, und uͤberall iſt guter Ankergrund.
Vor der Stadt liegen zwey Inſeln, Nargen und
Wulf die wegen ihrer Aehnlichkeit mit denen vor
Reval liegenden Inſeln alſo genennet ſind. Die
Stadt iſt mit drey Mauern von weißem Sandſtein
umgeben. Es wohnen viel indiſche Kaufleute da.
Den gaͤnzlichen Holzmangel daſelbſt erſetzet das Nefta,
das 12 Werſte von Baku auf der Halbinſel Apſcheron
in einer trockenen Ebene von etlichen Werſten im Um-
fange gefunden wird, und welches von einer Menge
kleiner Schiffe von Baku abgeholt, und nach den
uͤbrigen perſiſchen Haͤfen verfuͤhret wird. Den 26ſten
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