Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.unserer Sprache bilden, in jedem Fall aber zu einer größeren Leichtigkeit der Unterhaltung beitragen. Anderseits sind die deutschen Übersetzungen gerade der gebräuchlichsten Fremdwörter selbst so unverständlich, daß sich der, welcher sie gebraucht, erst recht des Fehlers schuldig macht, gesucht und künstlich zu sprechen, anstatt zu reden, "wie ihm der Schnabel gewachsen ist". Mit dieser Deutschtümelei macht sich der gebildete Mensch lächerlich. Solange man sich schon mit der deutschen Sprache als solcher beschäftigt hat, haben sich immer wieder "Reformatoren" gefunden, die alles fremde Beiwerk ausmerzen wollten und doch nie einen rechten Erfolg mit ihren Bestrebungen hatten. Und so wird es wohl auch mit der augenblicklichen Bewegung, nur deutsch zu reden, gehen. Fühlt man trotzdem den Drang, sich an diesem Kampf gegen alles Fremdländische zu beteiligen, so braucht man sich ja keinen Zwang aufzulegen, nur hüte man sich, besonders älteren Personen gegenüber, durch aufdringlichen Gebrauch deutscher Ausdrücke den Schein von Unbescheidenheit und Naseweisheit zu erwecken. Die wenigsten Personen können es vertragen, verbessert zu werden, und wer sich erst einmal zum Vertreter irgend welcher, und sei es auch der unserer Sprache bilden, in jedem Fall aber zu einer größeren Leichtigkeit der Unterhaltung beitragen. Anderseits sind die deutschen Übersetzungen gerade der gebräuchlichsten Fremdwörter selbst so unverständlich, daß sich der, welcher sie gebraucht, erst recht des Fehlers schuldig macht, gesucht und künstlich zu sprechen, anstatt zu reden, „wie ihm der Schnabel gewachsen ist“. Mit dieser Deutschtümelei macht sich der gebildete Mensch lächerlich. Solange man sich schon mit der deutschen Sprache als solcher beschäftigt hat, haben sich immer wieder „Reformatoren“ gefunden, die alles fremde Beiwerk ausmerzen wollten und doch nie einen rechten Erfolg mit ihren Bestrebungen hatten. Und so wird es wohl auch mit der augenblicklichen Bewegung, nur deutsch zu reden, gehen. Fühlt man trotzdem den Drang, sich an diesem Kampf gegen alles Fremdländische zu beteiligen, so braucht man sich ja keinen Zwang aufzulegen, nur hüte man sich, besonders älteren Personen gegenüber, durch aufdringlichen Gebrauch deutscher Ausdrücke den Schein von Unbescheidenheit und Naseweisheit zu erwecken. Die wenigsten Personen können es vertragen, verbessert zu werden, und wer sich erst einmal zum Vertreter irgend welcher, und sei es auch der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0205" n="195"/> unserer Sprache bilden, in jedem Fall aber zu einer größeren Leichtigkeit der Unterhaltung beitragen. Anderseits sind die deutschen Übersetzungen gerade der gebräuchlichsten Fremdwörter selbst so unverständlich, daß sich der, welcher sie gebraucht, erst recht des Fehlers schuldig macht, gesucht und künstlich zu sprechen, anstatt zu reden, „wie ihm der Schnabel gewachsen ist“. Mit dieser Deutschtümelei macht sich der gebildete Mensch lächerlich. Solange man sich schon mit der deutschen Sprache als solcher beschäftigt hat, haben sich immer wieder „Reformatoren“ gefunden, die alles fremde Beiwerk ausmerzen wollten und doch nie einen rechten Erfolg mit ihren Bestrebungen hatten. Und so wird es wohl auch mit der augenblicklichen Bewegung, <hi rendition="#g">nur</hi> deutsch zu reden, gehen. Fühlt man trotzdem den Drang, sich an diesem Kampf gegen alles Fremdländische zu beteiligen, so braucht man sich ja keinen Zwang aufzulegen, nur hüte man sich, besonders älteren Personen gegenüber, durch aufdringlichen Gebrauch deutscher Ausdrücke den Schein von Unbescheidenheit und Naseweisheit zu erwecken. Die wenigsten Personen können es vertragen, verbessert zu werden, und wer sich erst einmal zum Vertreter irgend welcher, und sei es auch der </p> </div> </body> </text> </TEI> [195/0205]
unserer Sprache bilden, in jedem Fall aber zu einer größeren Leichtigkeit der Unterhaltung beitragen. Anderseits sind die deutschen Übersetzungen gerade der gebräuchlichsten Fremdwörter selbst so unverständlich, daß sich der, welcher sie gebraucht, erst recht des Fehlers schuldig macht, gesucht und künstlich zu sprechen, anstatt zu reden, „wie ihm der Schnabel gewachsen ist“. Mit dieser Deutschtümelei macht sich der gebildete Mensch lächerlich. Solange man sich schon mit der deutschen Sprache als solcher beschäftigt hat, haben sich immer wieder „Reformatoren“ gefunden, die alles fremde Beiwerk ausmerzen wollten und doch nie einen rechten Erfolg mit ihren Bestrebungen hatten. Und so wird es wohl auch mit der augenblicklichen Bewegung, nur deutsch zu reden, gehen. Fühlt man trotzdem den Drang, sich an diesem Kampf gegen alles Fremdländische zu beteiligen, so braucht man sich ja keinen Zwang aufzulegen, nur hüte man sich, besonders älteren Personen gegenüber, durch aufdringlichen Gebrauch deutscher Ausdrücke den Schein von Unbescheidenheit und Naseweisheit zu erwecken. Die wenigsten Personen können es vertragen, verbessert zu werden, und wer sich erst einmal zum Vertreter irgend welcher, und sei es auch der
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