Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.Wenn oben gesagt wurde, daß es passend ist, das Theater in einem anständigen, feiertäglichen Anzug zu besuchen, so soll doch damit ja nicht angedeutet werden, daß Theater und Konzert der Platz sind, sich in irgend einer auffälligen Tracht oder einer neuen Mode dem versammelten Publikum zu zeigen; und das gilt nicht nur von den Damen. "Ohne Gage mitzuspielen" und die Aufmerksamkeit andrer durch Aussehen und Manieren auf sich zu ziehen, ist höchst unfein. Ebenso ist es unschicklich, seinen Beifall oder sein Mißfallen an dem Dargebotenen in andrer, als diskreter Weise zu äußern. Hat einem die Darstellung, das Stück, die Musikaufführung gut gefallen, so kann niemand etwas darin finden, wenn man diesem Gefühl durch Klatschen Ausdruck gibt, doch muß sich dies stets in den Grenzen des Anstandes halten. Durch allzustarkes Applaudieren womöglich eine Wiederholung oder eine "Zugabe" erzwingen zu wollen, ist unpassend. Streng verboten aber ist es dem gebildeten Menschen, sein Mißfallen in irgend welcher lauten Weise zu äußern. Wem etwas nicht gefällt, dem bleibt es ja unbenommen, sich zu entfernen; durch Zischen oder gar Pfeifen und ähnliche Töne sein Mißfallen auszudrücken, ist Wenn oben gesagt wurde, daß es passend ist, das Theater in einem anständigen, feiertäglichen Anzug zu besuchen, so soll doch damit ja nicht angedeutet werden, daß Theater und Konzert der Platz sind, sich in irgend einer auffälligen Tracht oder einer neuen Mode dem versammelten Publikum zu zeigen; und das gilt nicht nur von den Damen. „Ohne Gage mitzuspielen“ und die Aufmerksamkeit andrer durch Aussehen und Manieren auf sich zu ziehen, ist höchst unfein. Ebenso ist es unschicklich, seinen Beifall oder sein Mißfallen an dem Dargebotenen in andrer, als diskreter Weise zu äußern. Hat einem die Darstellung, das Stück, die Musikaufführung gut gefallen, so kann niemand etwas darin finden, wenn man diesem Gefühl durch Klatschen Ausdruck gibt, doch muß sich dies stets in den Grenzen des Anstandes halten. Durch allzustarkes Applaudieren womöglich eine Wiederholung oder eine „Zugabe“ erzwingen zu wollen, ist unpassend. Streng verboten aber ist es dem gebildeten Menschen, sein Mißfallen in irgend welcher lauten Weise zu äußern. Wem etwas nicht gefällt, dem bleibt es ja unbenommen, sich zu entfernen; durch Zischen oder gar Pfeifen und ähnliche Töne sein Mißfallen auszudrücken, ist <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0194" n="184"/> <p> Wenn oben gesagt wurde, daß es passend ist, das Theater in einem anständigen, feiertäglichen <hi rendition="#g">Anzug</hi> zu besuchen, so soll doch damit ja nicht angedeutet werden, daß Theater und Konzert der Platz sind, sich in irgend einer auffälligen Tracht oder einer neuen Mode dem versammelten Publikum zu zeigen; und das gilt nicht nur von den Damen. „Ohne Gage mitzuspielen“ und die Aufmerksamkeit andrer durch Aussehen und Manieren auf sich zu ziehen, ist höchst unfein. Ebenso ist es unschicklich, seinen <hi rendition="#g">Beifall</hi> oder sein <hi rendition="#g">Mißfallen</hi> an dem Dargebotenen in andrer, als diskreter Weise zu äußern. Hat einem die Darstellung, das Stück, die Musikaufführung gut gefallen, so kann niemand etwas darin finden, wenn man diesem Gefühl durch Klatschen Ausdruck gibt, doch muß sich dies stets in den Grenzen des Anstandes halten. Durch allzustarkes Applaudieren womöglich eine Wiederholung oder eine „Zugabe“ erzwingen zu wollen, ist unpassend. Streng verboten aber ist es dem gebildeten Menschen, sein Mißfallen in irgend welcher lauten Weise zu äußern. Wem etwas nicht gefällt, dem bleibt es ja unbenommen, sich zu entfernen; durch Zischen oder gar Pfeifen und ähnliche Töne sein Mißfallen auszudrücken, ist </p> </div> </body> </text> </TEI> [184/0194]
Wenn oben gesagt wurde, daß es passend ist, das Theater in einem anständigen, feiertäglichen Anzug zu besuchen, so soll doch damit ja nicht angedeutet werden, daß Theater und Konzert der Platz sind, sich in irgend einer auffälligen Tracht oder einer neuen Mode dem versammelten Publikum zu zeigen; und das gilt nicht nur von den Damen. „Ohne Gage mitzuspielen“ und die Aufmerksamkeit andrer durch Aussehen und Manieren auf sich zu ziehen, ist höchst unfein. Ebenso ist es unschicklich, seinen Beifall oder sein Mißfallen an dem Dargebotenen in andrer, als diskreter Weise zu äußern. Hat einem die Darstellung, das Stück, die Musikaufführung gut gefallen, so kann niemand etwas darin finden, wenn man diesem Gefühl durch Klatschen Ausdruck gibt, doch muß sich dies stets in den Grenzen des Anstandes halten. Durch allzustarkes Applaudieren womöglich eine Wiederholung oder eine „Zugabe“ erzwingen zu wollen, ist unpassend. Streng verboten aber ist es dem gebildeten Menschen, sein Mißfallen in irgend welcher lauten Weise zu äußern. Wem etwas nicht gefällt, dem bleibt es ja unbenommen, sich zu entfernen; durch Zischen oder gar Pfeifen und ähnliche Töne sein Mißfallen auszudrücken, ist
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Zitationshilfe: | Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/194>, abgerufen am 23.02.2025. |