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Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.

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Was man auch über die "schönste Zeit im Leben", den Brautstand, sagen mag, so sollte man doch Sorge tragen, daß derselbe nicht ohne Grund zu lange dauert; die Verlobten selbst werden sicherlich das geringste Interesse daran haben. Dauert es noch verhältnismäßig lange Zeit, ehe zwei Leute sich ein eignes Heim gründen können, so wird es immer besser sein, bis kurz vor der Verheiratung von einer öffentlichen Verlobung abzusehen. Haben sich die zwei wirklich lieb, so wird es zwischen ihnen dieser Formalitäten nicht bedürfen, während im andern Fall die Fragen und mäßigen Vermutungen, warum das Brautpaar nicht heirate, nicht aufhören werden.

Die Hochzeit wird gewöhnlich durch einen Polterabend eingeleitet, der, entgegen der eigentlichen Vermählungsfeier, die doch einen ernsteren Charakter hat, so lustig und munter wie nur irgend möglich sein soll. Die Rolle des jungen Paares ist an demselben eigentlich nicht sehr beneidenswert, und ein umsichtiger Festordner wird bemüht sein, zu verhüten, daß die Zahl der Vorführungen, der witzigen Gedichte und sonstiger Scherze, die dasselbe über sich ergehen lassen muß, ins ungemessene wachse.

Was man auch über die „schönste Zeit im Leben“, den Brautstand, sagen mag, so sollte man doch Sorge tragen, daß derselbe nicht ohne Grund zu lange dauert; die Verlobten selbst werden sicherlich das geringste Interesse daran haben. Dauert es noch verhältnismäßig lange Zeit, ehe zwei Leute sich ein eignes Heim gründen können, so wird es immer besser sein, bis kurz vor der Verheiratung von einer öffentlichen Verlobung abzusehen. Haben sich die zwei wirklich lieb, so wird es zwischen ihnen dieser Formalitäten nicht bedürfen, während im andern Fall die Fragen und mäßigen Vermutungen, warum das Brautpaar nicht heirate, nicht aufhören werden.

Die Hochzeit wird gewöhnlich durch einen Polterabend eingeleitet, der, entgegen der eigentlichen Vermählungsfeier, die doch einen ernsteren Charakter hat, so lustig und munter wie nur irgend möglich sein soll. Die Rolle des jungen Paares ist an demselben eigentlich nicht sehr beneidenswert, und ein umsichtiger Festordner wird bemüht sein, zu verhüten, daß die Zahl der Vorführungen, der witzigen Gedichte und sonstiger Scherze, die dasselbe über sich ergehen lassen muß, ins ungemessene wachse.

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[141/0151] Was man auch über die „schönste Zeit im Leben“, den Brautstand, sagen mag, so sollte man doch Sorge tragen, daß derselbe nicht ohne Grund zu lange dauert; die Verlobten selbst werden sicherlich das geringste Interesse daran haben. Dauert es noch verhältnismäßig lange Zeit, ehe zwei Leute sich ein eignes Heim gründen können, so wird es immer besser sein, bis kurz vor der Verheiratung von einer öffentlichen Verlobung abzusehen. Haben sich die zwei wirklich lieb, so wird es zwischen ihnen dieser Formalitäten nicht bedürfen, während im andern Fall die Fragen und mäßigen Vermutungen, warum das Brautpaar nicht heirate, nicht aufhören werden. Die Hochzeit wird gewöhnlich durch einen Polterabend eingeleitet, der, entgegen der eigentlichen Vermählungsfeier, die doch einen ernsteren Charakter hat, so lustig und munter wie nur irgend möglich sein soll. Die Rolle des jungen Paares ist an demselben eigentlich nicht sehr beneidenswert, und ein umsichtiger Festordner wird bemüht sein, zu verhüten, daß die Zahl der Vorführungen, der witzigen Gedichte und sonstiger Scherze, die dasselbe über sich ergehen lassen muß, ins ungemessene wachse.

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Zitationshilfe: Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/151>, abgerufen am 09.11.2024.