Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

daß es wohl niemand schaden wird, wenn er sich durch kleine Aufmerksamkeiten auch bei den Angehörigen des Gegenstandes seiner Zuneigung in gutes Licht zu setzen weiß.

Ein liebender Bräutigam soll nicht nur in der herkömmlichen Weise liebenswürdig und galant sein, er muß auch Unausgesprochenes ahnen, nur vielleicht gedachten Wünschen schon zuvorkommen. Trotzdem muß er aber bei allem in den vorgeschriebenen Grenzen bleiben. Nicht der Wert der Geschenke, nicht die große Ausgabe ist es, sondern die Gesinnung, mit der sie überreicht werden, welche den Ausschlag geben. Ein einfaches Veilchensträußchen, eine Rose sind oft dem Betreffenden viel kostbarer als ein teures Bouquet der seltensten Blumen. Ja, oft rufen derlei Geschenke gerade den entgegengesetzten Eindruck hervor, als den man beabsichtigt, wenn der andre empfindet, wie sich jener über seine Kräfte angestrengt hat und sich womöglich anderweitige Entbehrungen auferlegt, um nur recht kostbare Geschenke machen zu können oder gar zu diesem Zweck Schulden eingeht.

Das erste Geschenk, welches sich Verlobte machen, sind Verlobungsringe; gewöhnlich schenken sie sich dieselben gegenseitig; an andern Orten

daß es wohl niemand schaden wird, wenn er sich durch kleine Aufmerksamkeiten auch bei den Angehörigen des Gegenstandes seiner Zuneigung in gutes Licht zu setzen weiß.

Ein liebender Bräutigam soll nicht nur in der herkömmlichen Weise liebenswürdig und galant sein, er muß auch Unausgesprochenes ahnen, nur vielleicht gedachten Wünschen schon zuvorkommen. Trotzdem muß er aber bei allem in den vorgeschriebenen Grenzen bleiben. Nicht der Wert der Geschenke, nicht die große Ausgabe ist es, sondern die Gesinnung, mit der sie überreicht werden, welche den Ausschlag geben. Ein einfaches Veilchensträußchen, eine Rose sind oft dem Betreffenden viel kostbarer als ein teures Bouquet der seltensten Blumen. Ja, oft rufen derlei Geschenke gerade den entgegengesetzten Eindruck hervor, als den man beabsichtigt, wenn der andre empfindet, wie sich jener über seine Kräfte angestrengt hat und sich womöglich anderweitige Entbehrungen auferlegt, um nur recht kostbare Geschenke machen zu können oder gar zu diesem Zweck Schulden eingeht.

Das erste Geschenk, welches sich Verlobte machen, sind Verlobungsringe; gewöhnlich schenken sie sich dieselben gegenseitig; an andern Orten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0149" n="139"/>
daß es wohl niemand schaden wird, wenn er sich durch kleine Aufmerksamkeiten auch bei den Angehörigen des Gegenstandes seiner Zuneigung in gutes Licht zu setzen weiß.</p>
        <p>Ein liebender Bräutigam soll nicht nur in der herkömmlichen Weise liebenswürdig und galant sein, er muß auch Unausgesprochenes ahnen, nur vielleicht gedachten Wünschen schon zuvorkommen. Trotzdem muß er aber bei allem in den vorgeschriebenen Grenzen bleiben. Nicht der Wert der <hi rendition="#g">Geschenke</hi>, nicht die große Ausgabe ist es, sondern die Gesinnung, mit der sie überreicht werden, welche den Ausschlag geben. Ein einfaches Veilchensträußchen, eine Rose sind oft dem Betreffenden viel kostbarer als ein teures Bouquet der seltensten Blumen. Ja, oft rufen derlei Geschenke gerade den entgegengesetzten Eindruck hervor, als den man beabsichtigt, wenn der andre empfindet, wie sich jener über seine Kräfte angestrengt hat und sich womöglich anderweitige Entbehrungen auferlegt, um nur recht kostbare Geschenke machen zu können oder gar zu diesem Zweck Schulden eingeht.</p>
        <p>Das erste Geschenk, welches sich Verlobte machen, sind <hi rendition="#g">Verlobungsringe</hi>; gewöhnlich schenken sie sich dieselben gegenseitig; an andern Orten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0149] daß es wohl niemand schaden wird, wenn er sich durch kleine Aufmerksamkeiten auch bei den Angehörigen des Gegenstandes seiner Zuneigung in gutes Licht zu setzen weiß. Ein liebender Bräutigam soll nicht nur in der herkömmlichen Weise liebenswürdig und galant sein, er muß auch Unausgesprochenes ahnen, nur vielleicht gedachten Wünschen schon zuvorkommen. Trotzdem muß er aber bei allem in den vorgeschriebenen Grenzen bleiben. Nicht der Wert der Geschenke, nicht die große Ausgabe ist es, sondern die Gesinnung, mit der sie überreicht werden, welche den Ausschlag geben. Ein einfaches Veilchensträußchen, eine Rose sind oft dem Betreffenden viel kostbarer als ein teures Bouquet der seltensten Blumen. Ja, oft rufen derlei Geschenke gerade den entgegengesetzten Eindruck hervor, als den man beabsichtigt, wenn der andre empfindet, wie sich jener über seine Kräfte angestrengt hat und sich womöglich anderweitige Entbehrungen auferlegt, um nur recht kostbare Geschenke machen zu können oder gar zu diesem Zweck Schulden eingeht. Das erste Geschenk, welches sich Verlobte machen, sind Verlobungsringe; gewöhnlich schenken sie sich dieselben gegenseitig; an andern Orten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-19T14:09:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-19T14:09:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/149
Zitationshilfe: Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/149>, abgerufen am 04.12.2024.