Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.wie sie betrunkene Zuhälter einander an den Kopf schleudern. Als wir vor seinem Hause angelangt waren, gab er mit einer gewissen, ganz grundlosen Protzenhaftigkeit, welche er sich in letzterer Zeit angewöhnt hatte, dem dicken Mediciner die Hand und verabschiedete sich kriechend wie immer von Ernst. Dann wollte er auch mir, als sei nichts vorgefallen, die Hand reichen. In dem Augenblicke riß mich Ernst fort, er fühlte wohl instinctiv, ich sei am Rande. Ich hatte meinen Feind am liebsten angespuckt. Ich sprach mich zum erstenmale hart mit Ernst. Mich ärgerte seine völlige Theilnahmslosigkeit, er hätte am liebsten Fontana entschuldigt. Ich ließ ihn plötzlich nach einem kurzen, kalten Gruße stehen. Zum erstenmale stieg eine Bitterkeit in mir auf, zum erstenmale wollte ich nicht mehr ausschließlich geben, ich wollte auch empfangen. Ich empfand seine Schuld, seine Verpflichtung mir gegenüber. Ich hätte den, der Ernst so gemein angegriffen hätte, niedergeschlagen. Er überwand sich förmlich zu dem kühlen Zugeständnis, er könne das Vorgehen Fontanas nicht billigen. Seit dieser Nacht wurden wir einander gegenüber mißtrauischer, kälter. Ernst fieng an, sich von wie sie betrunkene Zuhälter einander an den Kopf schleudern. Als wir vor seinem Hause angelangt waren, gab er mit einer gewissen, ganz grundlosen Protzenhaftigkeit, welche er sich in letzterer Zeit angewöhnt hatte, dem dicken Mediciner die Hand und verabschiedete sich kriechend wie immer von Ernst. Dann wollte er auch mir, als sei nichts vorgefallen, die Hand reichen. In dem Augenblicke riß mich Ernst fort, er fühlte wohl instinctiv, ich sei am Rande. Ich hatte meinen Feind am liebsten angespuckt. Ich sprach mich zum erstenmale hart mit Ernst. Mich ärgerte seine völlige Theilnahmslosigkeit, er hätte am liebsten Fontana entschuldigt. Ich ließ ihn plötzlich nach einem kurzen, kalten Gruße stehen. Zum erstenmale stieg eine Bitterkeit in mir auf, zum erstenmale wollte ich nicht mehr ausschließlich geben, ich wollte auch empfangen. Ich empfand seine Schuld, seine Verpflichtung mir gegenüber. Ich hätte den, der Ernst so gemein angegriffen hätte, niedergeschlagen. Er überwand sich förmlich zu dem kühlen Zugeständnis, er könne das Vorgehen Fontanas nicht billigen. Seit dieser Nacht wurden wir einander gegenüber mißtrauischer, kälter. Ernst fieng an, sich von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0078" n="80"/> wie sie betrunkene Zuhälter einander an den Kopf schleudern.</p> <p>Als wir vor seinem Hause angelangt waren, gab er mit einer gewissen, ganz grundlosen Protzenhaftigkeit, welche er sich in letzterer Zeit angewöhnt hatte, dem dicken Mediciner die Hand und verabschiedete sich kriechend wie immer von Ernst. Dann wollte er auch mir, als sei nichts vorgefallen, die Hand reichen. In dem Augenblicke riß mich Ernst fort, er fühlte wohl instinctiv, ich sei am Rande. Ich hatte meinen Feind am liebsten angespuckt. Ich sprach mich zum erstenmale hart mit Ernst. Mich ärgerte seine völlige Theilnahmslosigkeit, er hätte am liebsten Fontana entschuldigt. Ich ließ ihn plötzlich nach einem kurzen, kalten Gruße stehen. Zum erstenmale stieg eine Bitterkeit in mir auf, zum erstenmale wollte ich nicht mehr ausschließlich geben, ich wollte auch empfangen. Ich empfand seine Schuld, seine Verpflichtung mir gegenüber. Ich hätte den, der Ernst so gemein angegriffen hätte, niedergeschlagen. Er überwand sich förmlich zu dem kühlen Zugeständnis, er könne das Vorgehen Fontanas nicht billigen.</p> <p>Seit dieser Nacht wurden wir einander gegenüber mißtrauischer, kälter. Ernst fieng an, sich von </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [80/0078]
wie sie betrunkene Zuhälter einander an den Kopf schleudern.
Als wir vor seinem Hause angelangt waren, gab er mit einer gewissen, ganz grundlosen Protzenhaftigkeit, welche er sich in letzterer Zeit angewöhnt hatte, dem dicken Mediciner die Hand und verabschiedete sich kriechend wie immer von Ernst. Dann wollte er auch mir, als sei nichts vorgefallen, die Hand reichen. In dem Augenblicke riß mich Ernst fort, er fühlte wohl instinctiv, ich sei am Rande. Ich hatte meinen Feind am liebsten angespuckt. Ich sprach mich zum erstenmale hart mit Ernst. Mich ärgerte seine völlige Theilnahmslosigkeit, er hätte am liebsten Fontana entschuldigt. Ich ließ ihn plötzlich nach einem kurzen, kalten Gruße stehen. Zum erstenmale stieg eine Bitterkeit in mir auf, zum erstenmale wollte ich nicht mehr ausschließlich geben, ich wollte auch empfangen. Ich empfand seine Schuld, seine Verpflichtung mir gegenüber. Ich hätte den, der Ernst so gemein angegriffen hätte, niedergeschlagen. Er überwand sich förmlich zu dem kühlen Zugeständnis, er könne das Vorgehen Fontanas nicht billigen.
Seit dieser Nacht wurden wir einander gegenüber mißtrauischer, kälter. Ernst fieng an, sich von
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