Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1744.[Abbildung] IV. Der Jüngling. Mein Mädchen mit dem schwarzen Haare Vollendet heute sechszehn Jahre, Und ich nur achtzehn: Welch ein Glück! Die Sehnsucht weckt uns jeden Morgen Und die Unwissenheit der Sorgen Versüßt uns jeden Augenblick. Wir wachsen und, mit uns, die Triebe: Denn unsrer Jugend gönnt die Liebe Viel Unschuld; aber nicht zu viel. Verstand kömmt freylich nicht vor Jahren; Allein, was wir bereits erfahren Jst gleichwohl auch kein Kinder-Spiel. [Abbildung] IV. Der Juͤngling. Mein Maͤdchen mit dem ſchwarzen Haare Vollendet heute ſechszehn Jahre, Und ich nur achtzehn: Welch ein Gluͤck! Die Sehnſucht weckt uns jeden Morgen Und die Unwiſſenheit der Sorgen Verſuͤßt uns jeden Augenblick. Wir wachſen und, mit uns, die Triebe: Denn unſrer Jugend goͤnnt die Liebe Viel Unſchuld; aber nicht zu viel. Verſtand koͤmmt freylich nicht vor Jahren; Allein, was wir bereits erfahren Jſt gleichwohl auch kein Kinder-Spiel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0056" n="6"/> <figure/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Der Juͤngling.</hi> </hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">M</hi>ein Maͤdchen mit dem ſchwarzen Haare</l><lb/> <l>Vollendet heute ſechszehn Jahre,</l><lb/> <l>Und ich nur achtzehn: Welch ein Gluͤck!</l><lb/> <l>Die Sehnſucht weckt uns jeden Morgen</l><lb/> <l>Und die Unwiſſenheit der Sorgen</l><lb/> <l>Verſuͤßt uns jeden Augenblick.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wir wachſen und, mit uns, die Triebe:</l><lb/> <l>Denn unſrer Jugend goͤnnt die Liebe</l><lb/> <l>Viel Unſchuld; aber nicht zu viel.</l><lb/> <l>Verſtand koͤmmt freylich nicht vor Jahren;</l><lb/> <l>Allein, was wir bereits erfahren</l><lb/> <l>Jſt gleichwohl auch kein Kinder-Spiel.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [6/0056]
[Abbildung]
IV.
Der Juͤngling.
Mein Maͤdchen mit dem ſchwarzen Haare
Vollendet heute ſechszehn Jahre,
Und ich nur achtzehn: Welch ein Gluͤck!
Die Sehnſucht weckt uns jeden Morgen
Und die Unwiſſenheit der Sorgen
Verſuͤßt uns jeden Augenblick.
Wir wachſen und, mit uns, die Triebe:
Denn unſrer Jugend goͤnnt die Liebe
Viel Unſchuld; aber nicht zu viel.
Verſtand koͤmmt freylich nicht vor Jahren;
Allein, was wir bereits erfahren
Jſt gleichwohl auch kein Kinder-Spiel.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |