Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1744.O würd' ich eine schöne Leyer Von weissem Elfenbein, Und könnt' ich denn durch schöner Kinder Hand Zum Bacchus-Tanz getragen seyn! O würd' ich Gold, das noch kein Feuer Versehrt und durchgebrannt, Und nähm' ein tugendhaftes Weib Mich denn an ihren schönen Leib! Lebe, trinke, liebe, lärme, Kränze dich mit mir! Schwärme mit mir, wenn ich schwärme; Jch bin wieder klug mit dir. Auf! Cotonis, schenk mir ein, Schenk mir ein, und höre, Laß dir diese Lehre Heut von mir gesaget seyn: Man muß das Getränk der Reben Allen braven Leuten geben. Athenäus hat noch zwo andere, die sehr kurz sind, in seine Samm- Die Eichel hat das Schwein, und jene hätt' es gerne. Dies Mädchen hab' ich auch, und jenes hätt' ich gerne. Der Bader und die *** baden, Den feinsten Mann, den schlechtsten Kerl Beständig nur in einer Wanne. Ein kriegerisches Lied des Hybrias von Creta, welches einige, wie Ein Spieß, ein Schwerdt, ein schöner Schild, Der meinen Leib beschützet, Sind mir ein grosser Schatz. Denn hiedurch kann ich pflügen, erndten, Die süssen Trauben keltern, Und Herr in meinem Hause seyn. Die aber es nicht wagen, Spieß, Schwerdt und Schild zu tragen, Die alle fallen vor mir nieder, Verehren mich, als ihren Herrn, Und nennen mich gar einen König, Andre 56 Athen. l. XV. c. 15. 57 Ibidem.
O wuͤrd’ ich eine ſchoͤne Leyer Von weiſſem Elfenbein, Und koͤnnt’ ich denn durch ſchoͤner Kinder Hand Zum Bacchus-Tanz getragen ſeyn! O wuͤrd’ ich Gold, das noch kein Feuer Verſehrt und durchgebrannt, Und naͤhm’ ein tugendhaftes Weib Mich denn an ihren ſchoͤnen Leib! Lebe, trinke, liebe, laͤrme, Kraͤnze dich mit mir! Schwaͤrme mit mir, wenn ich ſchwaͤrme; Jch bin wieder klug mit dir. Auf! Cotonis, ſchenk mir ein, Schenk mir ein, und hoͤre, Laß dir dieſe Lehre Heut von mir geſaget ſeyn: Man muß das Getraͤnk der Reben Allen braven Leuten geben. Athenaͤus hat noch zwo andere, die ſehr kurz ſind, in ſeine Samm- Die Eichel hat das Schwein, und jene haͤtt’ es gerne. Dies Maͤdchen hab’ ich auch, und jenes haͤtt’ ich gerne. Der Bader und die *** baden, Den feinſten Mann, den ſchlechtſten Kerl Beſtaͤndig nur in einer Wanne. Ein kriegeriſches Lied des Hybrias von Creta, welches einige, wie Ein Spieß, ein Schwerdt, ein ſchoͤner Schild, Der meinen Leib beſchuͤtzet, Sind mir ein groſſer Schatz. Denn hiedurch kann ich pfluͤgen, erndten, Die ſuͤſſen Trauben keltern, Und Herr in meinem Hauſe ſeyn. Die aber es nicht wagen, Spieß, Schwerdt und Schild zu tragen, Die alle fallen vor mir nieder, Verehren mich, als ihren Herrn, Und nennen mich gar einen Koͤnig, Andre 56 Athen. l. XV. c. 15. 57 Ibidem.
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O wuͤrd’ ich eine ſchoͤne Leyer
Von weiſſem Elfenbein,
Und koͤnnt’ ich denn durch ſchoͤner Kinder Hand
Zum Bacchus-Tanz getragen ſeyn!
O wuͤrd’ ich Gold, das noch kein Feuer
Verſehrt und durchgebrannt,
Und naͤhm’ ein tugendhaftes Weib
Mich denn an ihren ſchoͤnen Leib!
Lebe, trinke, liebe, laͤrme,
Kraͤnze dich mit mir!
Schwaͤrme mit mir, wenn ich ſchwaͤrme;
Jch bin wieder klug mit dir.
Auf! Cotonis, ſchenk mir ein,
Schenk mir ein, und hoͤre,
Laß dir dieſe Lehre
Heut von mir geſaget ſeyn:
Man muß das Getraͤnk der Reben
Allen braven Leuten geben.
Athenaͤus hat noch zwo andere, die ſehr kurz ſind, in ſeine Samm-
lung aufgenommen. 56
Die Eichel hat das Schwein, und jene haͤtt’ es gerne.
Dies Maͤdchen hab’ ich auch, und jenes haͤtt’ ich gerne.
Der Bader und die *** baden,
Den feinſten Mann, den ſchlechtſten Kerl
Beſtaͤndig nur in einer Wanne.
Ein kriegeriſches Lied des Hybrias von Creta, welches einige, wie
Athenaͤus ſaget, 57 unter die Scolien geſetzt haben, ſoll den Beſchluß
dieſer Abhandlung machen.
Ein Spieß, ein Schwerdt, ein ſchoͤner Schild,
Der meinen Leib beſchuͤtzet,
Sind mir ein groſſer Schatz.
Denn hiedurch kann ich pfluͤgen, erndten,
Die ſuͤſſen Trauben keltern,
Und Herr in meinem Hauſe ſeyn.
Die aber es nicht wagen,
Spieß, Schwerdt und Schild zu tragen,
Die alle fallen vor mir nieder,
Verehren mich, als ihren Herrn,
Und nennen mich gar einen Koͤnig,
Andre
56 Athen. l. XV. c. 15.
57 Ibidem.
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