Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1744.bey Tische zu singen, und ihre Lieder nennte man Scolien. Es erhellet Einige, von denen Plutarchus19 redet, haben von dem Ursprunge Aristoxenus und Philon, oder Phyllis, der Musicus, welche der Der 19 Plutarch. Sympos. L. I. Qu. 1. 20 Scholiast. Luciani de lapsu inter Sal. 21 Scholiast. Aristoph. in ran. v. 1337. & in vesp. v. 1231. 22 Suidas in [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. 23 Schol. Aristoph. in vesp. v. 1217. 24 Athen. Lib. XI. C. 15.
bey Tiſche zu ſingen, und ihre Lieder nennte man Scolien. Es erhellet Einige, von denen Plutarchus19 redet, haben von dem Urſprunge Ariſtoxenus und Philon, oder Phyllis, der Muſicus, welche der Der 19 Plutarch. Sympoſ. L. I. Qu. 1. 20 Scholiaſt. Luciani de lapſu inter Sal. 21 Scholiaſt. Ariſtoph. in ran. v. 1337. & in veſp. v. 1231. 22 Suidas in [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. 23 Schol. Ariſtoph. in veſp. v. 1217. 24 Athen. Lib. XI. C. 15.
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bey Tiſche zu ſingen, und ihre Lieder nennte man Scolien. Es erhellet
aus dieſen verſchiedenen Zeugniſſen, daß man die Trink-Lieder, wie ſie
angefangen vollkommener zu werden, von dem Worte _, wel-
ches ſo viel, als ſchief oder gewunden, bedeutet, Scolien nennte, um
entweder, wie Plutarch berichtet, dadurch anzuzeigen, wie ſchwer ein
ſolches Lied zu ſingen ſey, oder, nach Artemons Meynung, die unregel-
maͤßige Lage derer, welche ſungen, anzudeuten. Denn ſie lagen nicht
mehr in der Ordnung, wie ſonſt, einer bey dem andern, ſondern hier
und da um die Tiſche herum zerſtreuet, und in ſchiefen Linien einer ge-
gen den andern uͤber.
Einige, von denen Plutarchus 19 redet, haben von dem Urſprunge
der Scolien noch eine andere Meynung. Sie glaubten, daß der Myr-
then-Zweig nicht von Nachbar zu Nachbar gegangen. Sie glaubten
noch, ſaget er, daß die Scolien ihren Namen von dem unordentlichen
Umgange des Myrthen-Zweigs erhalten haͤtten; und ſie ſetzten alſo den
Urſprung der Scolien in die Zeit des andern Gebrauchs, wovon wir ge-
redet haben, und nicht in die Zeit des dritten.
Ariſtoxenus und Philon, oder Phyllis, der Muſicus, welche der
Scholiaſt des Lucians, 20 der Scholiaſt des Ariſtophanes, 21 und Sui-
das 22 angefuͤhret haben, waren der Meynung, daß die Scolien von
der ſchiefen Ordnung vieler Lager auf den Hochzeiten ihren Namen be-
kommen, wo die Gaͤſte, mit Myrthen-Zweigen in den Haͤnden, einer nach
dem andern, verliebte Spruͤche und Lieder geſungen. Der Scholiaſt des
Ariſtophanes 23 redet auch an einem andern Orte, wo er von den Sco-
lien handelt, von dem Myrthen-Zweige, und er ſagt ohne Unterſcheid bald,
daß der, welcher ſang, einen Lobeer-Zweig, bald, daß er einen Myrthen-
Zweig in der Hand gehabt. Aber alles dieſes verſteht ſich inſonderheit
von der Zeit des andern Gebrauchs, da man noch keine rechte Scolien
hatte. Jch will damit nicht ſagen, daß man nicht zuweilen auſſeror-
dentlicher Weiſe eine Scolie mit einem Myrthen-Zweige in der Hand habe
ſingen koͤnnen. Ariſtophanes bemerket dies in einem Stuͤcke, das ſein
Scholiaſt angefuͤhret hat, worinn er ſaget, daß man auf dieſe Art bey
einer Gelegenheit das Lied vom Admetus geſungen, welches eine rechte
Scolie war, wie wir unten ſehen werden; aber das war nicht der or-
dentliche Gebrauch der Scolien. Man pflegte, indem man ſie ſang,
eher ein Glas, als einen Myrthen- oder Lorbeer-Zweig, in der Hand zu
halten. Denn Tryphon, der Grammaticus, giebt uns, im Athenaͤus, 24
zu verſtehen, daß man demjenigen, der eine Scolie ſang, ein Glas gab,
das beſonders hierzu beſtimmt war, und von dem Namen des Liedes _
genannt wurde.
Der
19 Plutarch. Sympoſ. L. I. Qu. 1.
20 Scholiaſt. Luciani de lapſu inter Sal.
21 Scholiaſt. Ariſtoph. in ran. v. 1337.
& in veſp. v. 1231.
22 Suidas in _.
23 Schol. Ariſtoph. in veſp. v. 1217.
24 Athen. Lib. XI. C. 15.
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