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Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1742.

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Ein Mädchen voller Weisheitgründe
Hält jeden Kuß für eine Sünde,
Bis ihr ein Freund gefällt.
Hat dieser sie dann überwunden;
So sagt sie senlbst in frohen Stunden:
Das ist der Lauf der Welt.
Wenn junge Wittwen traurig scheinen,
Und in dem Mann sich selbst beweinen:
So ist es unverstellt.
Doch keine sieht den Trauerschleyer
Mit grössrer Lust, als einen Freyer.
Das ist der Lauf der Welt.


Ein Maͤdchen voller Weisheitgruͤnde
Haͤlt jeden Kuß fuͤr eine Suͤnde,
Bis ihr ein Freund gefaͤllt.
Hat dieſer ſie dann uͤberwunden;
So ſagt ſie ſẽlbſt in frohen Stunden:
Das iſt der Lauf der Welt.
Wenn junge Wittwen traurig ſcheinen,
Und in dem Mann ſich ſelbſt beweinen:
So iſt es unverſtellt.
Doch keine ſieht den Trauerſchleyer
Mit groͤſſrer Luſt, als einen Freyer.
Das iſt der Lauf der Welt.


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[28/0050] Ein Maͤdchen voller Weisheitgruͤnde Haͤlt jeden Kuß fuͤr eine Suͤnde, Bis ihr ein Freund gefaͤllt. Hat dieſer ſie dann uͤberwunden; So ſagt ſie ſẽlbſt in frohen Stunden: Das iſt der Lauf der Welt. Wenn junge Wittwen traurig ſcheinen, Und in dem Mann ſich ſelbſt beweinen: So iſt es unverſtellt. Doch keine ſieht den Trauerſchleyer Mit groͤſſrer Luſt, als einen Freyer. Das iſt der Lauf der Welt.

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Zitationshilfe: Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1742, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagedorn_sammlung01_1742/50>, abgerufen am 21.11.2024.