Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.II. Säugethier-Natur des Menschen. der Bau des Kiefer-Apparates (Oberkiefer, Unterkiefer und Gehör-knochen). Aber auch das Gehirn, das Geruchsorgan, das Herz, die Lungen, die inneren und äußeren Geschlechtsorgane, die Nieren und andere Körpertheile zeigen bei den Säugethieren besondere Eigenthümlichkeiten im gröberen und feineren Bau: diese alle vereinigt weisen unzweideutig auf eine frühzeitige Trennung derselben von den älteren Stammgruppen der Reptilien und Amphibien hin, welche spätestens in der Trias- Periode -- vor mindestens zwölf Millionen Jahren! -- statt- gefunden hat. In allen diesen wichtigen Beziehungen ist der Mensch ein echtes Säugethier. Placentalien-Natur des Menschen. Die zahlreichen II. Säugethier-Natur des Menſchen. der Bau des Kiefer-Apparates (Oberkiefer, Unterkiefer und Gehör-knochen). Aber auch das Gehirn, das Geruchsorgan, das Herz, die Lungen, die inneren und äußeren Geſchlechtsorgane, die Nieren und andere Körpertheile zeigen bei den Säugethieren beſondere Eigenthümlichkeiten im gröberen und feineren Bau: dieſe alle vereinigt weiſen unzweideutig auf eine frühzeitige Trennung derſelben von den älteren Stammgruppen der Reptilien und Amphibien hin, welche ſpäteſtens in der Trias- Periode — vor mindeſtens zwölf Millionen Jahren! — ſtatt- gefunden hat. In allen dieſen wichtigen Beziehungen iſt der Menſch ein echtes Säugethier. Placentalien-Natur des Menſchen. Die zahlreichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0053" n="37"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi> Säugethier-Natur des Menſchen.</fw><lb/> der Bau des Kiefer-Apparates (Oberkiefer, Unterkiefer und Gehör-<lb/> knochen). Aber auch das Gehirn, das Geruchsorgan, das Herz,<lb/> die Lungen, die inneren und äußeren Geſchlechtsorgane, die<lb/> Nieren und andere Körpertheile zeigen bei den Säugethieren<lb/> beſondere Eigenthümlichkeiten im gröberen und feineren Bau:<lb/> dieſe alle vereinigt weiſen unzweideutig auf eine frühzeitige<lb/> Trennung derſelben von den älteren Stammgruppen der Reptilien<lb/> und Amphibien hin, welche <hi rendition="#g">ſpäteſtens in der Trias-<lb/> Periode</hi> — vor mindeſtens zwölf Millionen Jahren! — ſtatt-<lb/> gefunden hat. In allen dieſen wichtigen Beziehungen iſt <hi rendition="#g">der<lb/> Menſch ein echtes Säugethier</hi>.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Placentalien-Natur des Menſchen.</hi> Die zahlreichen<lb/> Ordnungen (12-33), welche die moderne ſyſtematiſche Zoologie<lb/> in der Claſſe der Säugethiere unterſcheidet, werden ſchon ſeit<lb/> 1816 (nach <hi rendition="#g">Blainville</hi>) in drei natürliche Hauptgruppen ge-<lb/> ordnet, welchen man den Werth von Unterklaſſen zuſpricht:<lb/><hi rendition="#aq">I.</hi> <hi rendition="#g">Gabelthiere</hi> <hi rendition="#aq">(Monotrema)</hi>, <hi rendition="#aq">II.</hi> <hi rendition="#g">Beutelthiere</hi> <hi rendition="#aq">(Marſu-<lb/> pialia)</hi> und <hi rendition="#aq">III.</hi> <hi rendition="#g">Zottenthiere</hi> <hi rendition="#aq">(Placentalia)</hi>. Dieſe drei<lb/> Subklaſſen unterſcheiden ſich nicht nur in wichtigen Verhältniſſen<lb/> des Körperbaues und der Entwickelung, ſondern entſprechen auch<lb/> drei verſchiedenen <hi rendition="#g">hiſtoriſchen Bildungsſtufen</hi> der Klaſſe,<lb/> wie wir ſpäter ſehen werden. Auf die älteſte Gruppe, die<lb/><hi rendition="#g">Monotremen</hi> der Trias-Periode, ſind in der Jura-Zeit die<lb/><hi rendition="#g">Marſupialien</hi> gefolgt und auf dieſe erſt in der Kreide-Periode<lb/> die <hi rendition="#g">Placentalien</hi>. Zu dieſer jüngſten Subklaſſe gehört auch<lb/> der Menſch; denn er zeigt in ſeiner Organiſation alle die Eigen-<lb/> thümlichkeiten, durch welche ſich ſämmtliche Zottenthiere von den<lb/> Beutelthieren und den noch älteren Gabelthieren unterſcheiden.<lb/> In erſter Linie gehört dahin das eigenthümliche Organ, welches<lb/> der Placentaliengruppe ihren Namen gegeben hat, der <hi rendition="#g">Mutter-<lb/> kuchen</hi> <hi rendition="#aq">(Placenta)</hi>. Dasſelbe dient dem jungen, im Mutterleibe<lb/> noch eingeſchloſſenen Mammalien-Embryo längere Zeit zur Er-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0053]
II. Säugethier-Natur des Menſchen.
der Bau des Kiefer-Apparates (Oberkiefer, Unterkiefer und Gehör-
knochen). Aber auch das Gehirn, das Geruchsorgan, das Herz,
die Lungen, die inneren und äußeren Geſchlechtsorgane, die
Nieren und andere Körpertheile zeigen bei den Säugethieren
beſondere Eigenthümlichkeiten im gröberen und feineren Bau:
dieſe alle vereinigt weiſen unzweideutig auf eine frühzeitige
Trennung derſelben von den älteren Stammgruppen der Reptilien
und Amphibien hin, welche ſpäteſtens in der Trias-
Periode — vor mindeſtens zwölf Millionen Jahren! — ſtatt-
gefunden hat. In allen dieſen wichtigen Beziehungen iſt der
Menſch ein echtes Säugethier.
Placentalien-Natur des Menſchen. Die zahlreichen
Ordnungen (12-33), welche die moderne ſyſtematiſche Zoologie
in der Claſſe der Säugethiere unterſcheidet, werden ſchon ſeit
1816 (nach Blainville) in drei natürliche Hauptgruppen ge-
ordnet, welchen man den Werth von Unterklaſſen zuſpricht:
I. Gabelthiere (Monotrema), II. Beutelthiere (Marſu-
pialia) und III. Zottenthiere (Placentalia). Dieſe drei
Subklaſſen unterſcheiden ſich nicht nur in wichtigen Verhältniſſen
des Körperbaues und der Entwickelung, ſondern entſprechen auch
drei verſchiedenen hiſtoriſchen Bildungsſtufen der Klaſſe,
wie wir ſpäter ſehen werden. Auf die älteſte Gruppe, die
Monotremen der Trias-Periode, ſind in der Jura-Zeit die
Marſupialien gefolgt und auf dieſe erſt in der Kreide-Periode
die Placentalien. Zu dieſer jüngſten Subklaſſe gehört auch
der Menſch; denn er zeigt in ſeiner Organiſation alle die Eigen-
thümlichkeiten, durch welche ſich ſämmtliche Zottenthiere von den
Beutelthieren und den noch älteren Gabelthieren unterſcheiden.
In erſter Linie gehört dahin das eigenthümliche Organ, welches
der Placentaliengruppe ihren Namen gegeben hat, der Mutter-
kuchen (Placenta). Dasſelbe dient dem jungen, im Mutterleibe
noch eingeſchloſſenen Mammalien-Embryo längere Zeit zur Er-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |