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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

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Metamorphose des Kosmos. XX.
im ganzen Weltall dieselbe ist, und daß deren physikalische und
chemische Eigenschaften auf den fernsten Fixsternen nicht verschieden
sind von denjenigen unserer Erde.

Die monistische Ueberzeugung von der physikalischen
und chemischen Einheit des unendlichen Kosmos, die
wir dadurch gewonnen haben, gehört sicherlich zu den werth-
vollsten allgemeinen Erkenntnissen, welche wir der Astrophysik
verdanken, jenem neuen Zweige der Astronomie, um dem sich
namentlich Friedrich Zöllner*) große Verdienste erwarb.
Nicht minder wichtig ist die klare, mit Hilfe jener gewonnene
Erkenntniß, daß auch dieselben Gesetze der mechanischen Entwickelung
im unendlichen Universum ebenso überall herrschen, wie auf
unserer Erde; eine gewaltige, allumfassende Metamorphose
des Kosmos
vollzieht sich ebenso ununterbrochen in allen
Theilen des unendlichen Universum wie in der geologischen Ge-
schichte unserer Erde; ebenso in der Stammesgeschichte ihrer
Bewohner wie in der Völkergeschichte und im Leben jedes
einzelnen Menschen. In einem Theile des Kosmos erblicken wir
mit unseren vervollkommneten Fernröhren gewaltige Nebelflecke,
die aus glühenden, äußerst dünnen Gasmassen bestehen; wir
deuten dieselben als Keime von Weltkörpern, die Milliarden von
Meilen entfernt und im ersten Stadium der Entwickelung be-
griffen sind. Bei einem Theile dieser "Sternkeime" sind wahrscheinlich
die chemischen Elemente noch nicht getrennt, sondern bei ungeheuer
hoher Temperatur (nach vielen Millionen von Graden berechnet!) im
Urelement (Prothyl) vereinigt; ja vielleicht ist hier zum Theil
die ursprüngliche "Substanz" (S. 264) noch nicht in "Masse
und Aether" gesondert. In anderen Theilen des Universums
begegnen wir Sternen, die bereits durch Abkühlung gluthflüssig



*) Friedrich Zöllner, Ueber die Natur der Kometen. Beiträge zur
Geschichte und Theorie der Erkenntniß. 1871.

Metamorphoſe des Kosmos. XX.
im ganzen Weltall dieſelbe iſt, und daß deren phyſikaliſche und
chemiſche Eigenſchaften auf den fernſten Fixſternen nicht verſchieden
ſind von denjenigen unſerer Erde.

Die moniſtiſche Ueberzeugung von der phyſikaliſchen
und chemiſchen Einheit des unendlichen Kosmos, die
wir dadurch gewonnen haben, gehört ſicherlich zu den werth-
vollſten allgemeinen Erkenntniſſen, welche wir der Aſtrophyſik
verdanken, jenem neuen Zweige der Aſtronomie, um dem ſich
namentlich Friedrich Zöllner*) große Verdienſte erwarb.
Nicht minder wichtig iſt die klare, mit Hilfe jener gewonnene
Erkenntniß, daß auch dieſelben Geſetze der mechaniſchen Entwickelung
im unendlichen Univerſum ebenſo überall herrſchen, wie auf
unſerer Erde; eine gewaltige, allumfaſſende Metamorphoſe
des Kosmos
vollzieht ſich ebenſo ununterbrochen in allen
Theilen des unendlichen Univerſum wie in der geologiſchen Ge-
ſchichte unſerer Erde; ebenſo in der Stammesgeſchichte ihrer
Bewohner wie in der Völkergeſchichte und im Leben jedes
einzelnen Menſchen. In einem Theile des Kosmos erblicken wir
mit unſeren vervollkommneten Fernröhren gewaltige Nebelflecke,
die aus glühenden, äußerſt dünnen Gasmaſſen beſtehen; wir
deuten dieſelben als Keime von Weltkörpern, die Milliarden von
Meilen entfernt und im erſten Stadium der Entwickelung be-
griffen ſind. Bei einem Theile dieſer „Sternkeime“ ſind wahrſcheinlich
die chemiſchen Elemente noch nicht getrennt, ſondern bei ungeheuer
hoher Temperatur (nach vielen Millionen von Graden berechnet!) im
Urelement (Prothyl) vereinigt; ja vielleicht iſt hier zum Theil
die urſprüngliche „Subſtanz“ (S. 264) noch nicht in „Maſſe
und Aether“ geſondert. In anderen Theilen des Univerſums
begegnen wir Sternen, die bereits durch Abkühlung gluthflüſſig



*) Friedrich Zöllner, Ueber die Natur der Kometen. Beiträge zur
Geſchichte und Theorie der Erkenntniß. 1871.
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[426/0442] Metamorphoſe des Kosmos. XX. im ganzen Weltall dieſelbe iſt, und daß deren phyſikaliſche und chemiſche Eigenſchaften auf den fernſten Fixſternen nicht verſchieden ſind von denjenigen unſerer Erde. Die moniſtiſche Ueberzeugung von der phyſikaliſchen und chemiſchen Einheit des unendlichen Kosmos, die wir dadurch gewonnen haben, gehört ſicherlich zu den werth- vollſten allgemeinen Erkenntniſſen, welche wir der Aſtrophyſik verdanken, jenem neuen Zweige der Aſtronomie, um dem ſich namentlich Friedrich Zöllner *) große Verdienſte erwarb. Nicht minder wichtig iſt die klare, mit Hilfe jener gewonnene Erkenntniß, daß auch dieſelben Geſetze der mechaniſchen Entwickelung im unendlichen Univerſum ebenſo überall herrſchen, wie auf unſerer Erde; eine gewaltige, allumfaſſende Metamorphoſe des Kosmos vollzieht ſich ebenſo ununterbrochen in allen Theilen des unendlichen Univerſum wie in der geologiſchen Ge- ſchichte unſerer Erde; ebenſo in der Stammesgeſchichte ihrer Bewohner wie in der Völkergeſchichte und im Leben jedes einzelnen Menſchen. In einem Theile des Kosmos erblicken wir mit unſeren vervollkommneten Fernröhren gewaltige Nebelflecke, die aus glühenden, äußerſt dünnen Gasmaſſen beſtehen; wir deuten dieſelben als Keime von Weltkörpern, die Milliarden von Meilen entfernt und im erſten Stadium der Entwickelung be- griffen ſind. Bei einem Theile dieſer „Sternkeime“ ſind wahrſcheinlich die chemiſchen Elemente noch nicht getrennt, ſondern bei ungeheuer hoher Temperatur (nach vielen Millionen von Graden berechnet!) im Urelement (Prothyl) vereinigt; ja vielleicht iſt hier zum Theil die urſprüngliche „Subſtanz“ (S. 264) noch nicht in „Maſſe und Aether“ geſondert. In anderen Theilen des Univerſums begegnen wir Sternen, die bereits durch Abkühlung gluthflüſſig *) Friedrich Zöllner, Ueber die Natur der Kometen. Beiträge zur Geſchichte und Theorie der Erkenntniß. 1871.

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/442>, abgerufen am 27.11.2024.