Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.Unsere monistische Religion. XVIII. Altenburger Vortrage niedergelegt habe: "Der Monismus alsBand zwischen Religion und Wissenschaft". In dem Vorwort zu diesem "Glaubensbekenntniß eines Naturforschers" habe ich mich über dessen doppelten Zweck mit folgenden Worten ge- äußert: "Erstens möchte ich damit derjenigen vernünftigen Weltanschauung Ausdruck geben, welche uns durch die neueren Fortschritte der einheitlichen Naturerkenntniß mit logischer Nothwendigkeit aufgedrungen wird; sie wohnt im Innersten von fast allen unbefangenen und denkenden Naturforschern, wenn auch nur Wenige den Muth oder das Bedürfniß haben, sie offen zu bekennen. Zweitens möchte ich dadurch ein Band zwischen Religion und Wissenschaft knüpfen und somit zur Aus- gleichung des Gegensatzes beitragen, welcher zwischen diesen beiden Gebieten der höchsten menschlichen Geistesthätigkeit un- nöthiger Weise aufrecht erhalten wird; das ethische Bedürfniß unseres Gemüthes wird durch den Monismus ebenso be- friedigt wie das logische Kausalitäts-Bedürfniß unseres Ver- standes." Die starke Wirkung, welche dieser Altenburger Vortrag Unſere moniſtiſche Religion. XVIII. Altenburger Vortrage niedergelegt habe: „Der Monismus alsBand zwiſchen Religion und Wiſſenſchaft“. In dem Vorwort zu dieſem „Glaubensbekenntniß eines Naturforſchers“ habe ich mich über deſſen doppelten Zweck mit folgenden Worten ge- äußert: „Erſtens möchte ich damit derjenigen vernünftigen Weltanſchauung Ausdruck geben, welche uns durch die neueren Fortſchritte der einheitlichen Naturerkenntniß mit logiſcher Nothwendigkeit aufgedrungen wird; ſie wohnt im Innerſten von faſt allen unbefangenen und denkenden Naturforſchern, wenn auch nur Wenige den Muth oder das Bedürfniß haben, ſie offen zu bekennen. Zweitens möchte ich dadurch ein Band zwiſchen Religion und Wiſſenſchaft knüpfen und ſomit zur Aus- gleichung des Gegenſatzes beitragen, welcher zwiſchen dieſen beiden Gebieten der höchſten menſchlichen Geiſtesthätigkeit un- nöthiger Weiſe aufrecht erhalten wird; das ethiſche Bedürfniß unſeres Gemüthes wird durch den Monismus ebenſo be- friedigt wie das logiſche Kauſalitäts-Bedürfniß unſeres Ver- ſtandes.“ Die ſtarke Wirkung, welche dieſer Altenburger Vortrag <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0400" n="384"/><fw place="top" type="header">Unſere moniſtiſche Religion. <hi rendition="#aq">XVIII.</hi></fw><lb/> Altenburger Vortrage niedergelegt habe: „Der Monismus als<lb/> Band zwiſchen Religion und Wiſſenſchaft“. In dem Vorwort<lb/> zu dieſem „Glaubensbekenntniß eines Naturforſchers“ habe ich<lb/> mich über deſſen doppelten Zweck mit folgenden Worten ge-<lb/> äußert: „Erſtens möchte ich damit derjenigen <hi rendition="#g">vernünftigen<lb/> Weltanſchauung</hi> Ausdruck geben, welche uns durch die<lb/> neueren Fortſchritte der einheitlichen Naturerkenntniß mit logiſcher<lb/> Nothwendigkeit aufgedrungen wird; ſie wohnt im Innerſten von<lb/> faſt allen unbefangenen und denkenden Naturforſchern, wenn auch<lb/> nur Wenige den Muth oder das Bedürfniß haben, ſie offen zu<lb/> bekennen. Zweitens möchte ich dadurch ein <hi rendition="#g">Band zwiſchen<lb/> Religion und Wiſſenſchaft</hi> knüpfen und ſomit zur Aus-<lb/> gleichung des Gegenſatzes beitragen, welcher zwiſchen dieſen<lb/> beiden Gebieten der höchſten menſchlichen Geiſtesthätigkeit un-<lb/> nöthiger Weiſe aufrecht erhalten wird; das ethiſche Bedürfniß<lb/> unſeres <hi rendition="#g">Gemüthes</hi> wird durch den Monismus ebenſo be-<lb/> friedigt wie das logiſche Kauſalitäts-Bedürfniß unſeres <hi rendition="#g">Ver-<lb/> ſtandes</hi>.“</p><lb/> <p>Die ſtarke Wirkung, welche dieſer Altenburger Vortrag<lb/> hatte, beweiſt, daß ich mit dieſem moniſtiſchen Glaubensbekenntniß<lb/> nicht nur dasjenige vieler Naturforſcher, ſondern auch zahlreicher<lb/> gebildeter Männer und Frauen aus verſchiedenen Berufskreiſen<lb/> ausgeſprochen hatte. Nicht nur wurde ich durch Hunderte von<lb/> zuſtimmenden Briefen belohnt, ſondern auch durch die weite Ver-<lb/> breitung des Vortrags, von welchem innerhalb ſechs Monaten<lb/> ſechs Auflagen erſchienen. Ich darf dieſen unerwarteten Erfolg<lb/> um ſo höher anſchlagen, als jenes Glaubensbekenntniß ur-<lb/> ſprünglich eine freie Gelegenheitsrede war, die unvorbereitet am<lb/> 9. Oktober 1892 in Altenburg während des Jubiläums der<lb/> Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes entſtand. Natürlich<lb/> erfolgte auch bald die nothwendige Gegenwirkung nach der<lb/> anderen Seite; ich wurde nicht nur von der ultramontanen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [384/0400]
Unſere moniſtiſche Religion. XVIII.
Altenburger Vortrage niedergelegt habe: „Der Monismus als
Band zwiſchen Religion und Wiſſenſchaft“. In dem Vorwort
zu dieſem „Glaubensbekenntniß eines Naturforſchers“ habe ich
mich über deſſen doppelten Zweck mit folgenden Worten ge-
äußert: „Erſtens möchte ich damit derjenigen vernünftigen
Weltanſchauung Ausdruck geben, welche uns durch die
neueren Fortſchritte der einheitlichen Naturerkenntniß mit logiſcher
Nothwendigkeit aufgedrungen wird; ſie wohnt im Innerſten von
faſt allen unbefangenen und denkenden Naturforſchern, wenn auch
nur Wenige den Muth oder das Bedürfniß haben, ſie offen zu
bekennen. Zweitens möchte ich dadurch ein Band zwiſchen
Religion und Wiſſenſchaft knüpfen und ſomit zur Aus-
gleichung des Gegenſatzes beitragen, welcher zwiſchen dieſen
beiden Gebieten der höchſten menſchlichen Geiſtesthätigkeit un-
nöthiger Weiſe aufrecht erhalten wird; das ethiſche Bedürfniß
unſeres Gemüthes wird durch den Monismus ebenſo be-
friedigt wie das logiſche Kauſalitäts-Bedürfniß unſeres Ver-
ſtandes.“
Die ſtarke Wirkung, welche dieſer Altenburger Vortrag
hatte, beweiſt, daß ich mit dieſem moniſtiſchen Glaubensbekenntniß
nicht nur dasjenige vieler Naturforſcher, ſondern auch zahlreicher
gebildeter Männer und Frauen aus verſchiedenen Berufskreiſen
ausgeſprochen hatte. Nicht nur wurde ich durch Hunderte von
zuſtimmenden Briefen belohnt, ſondern auch durch die weite Ver-
breitung des Vortrags, von welchem innerhalb ſechs Monaten
ſechs Auflagen erſchienen. Ich darf dieſen unerwarteten Erfolg
um ſo höher anſchlagen, als jenes Glaubensbekenntniß ur-
ſprünglich eine freie Gelegenheitsrede war, die unvorbereitet am
9. Oktober 1892 in Altenburg während des Jubiläums der
Naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes entſtand. Natürlich
erfolgte auch bald die nothwendige Gegenwirkung nach der
anderen Seite; ich wurde nicht nur von der ultramontanen
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