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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

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Monismus des Kosmos. XIV.
scheinungen des organischen Lebens ebenso dem universalen
Substanz-Gesetz unterworfen sind wie die anorganischen
Phänomene im unendlichen Kosmos.

Die Einheit der Natur, die hieraus folgt, die Ueberwin-
dung des früheren Dualismus, ist sicher eines der werthvollsten
Ergebnisse unserer modernen Genetik. Ich habe diesen
"Monismus des Kosmos", die principielle "Einheit der
organischen und anorganischen Natur" schon vor 33 Jahren sehr
eingehend zu begründen versucht, indem ich die Uebereinstimmung
der beiden großen Naturreiche in Beziehung auf Stoffe, Formen
und Kräfte einer eingehenden kritischen Prüfung und Vergleichung
unterzog *). Einen kurzen Auszug ihrer Ergebnisse enthält der
fünfzehnte Vortrag meiner "Natürlichen Schöpfungsgeschichte".
Während die hier entwickelten Anschauungen von der großen
Mehrzahl der Naturforscher gegenwärtig angenommen sind, ist
doch neuerdings von mehreren Seiten der Versuch gemacht
worden, dieselben zu bekämpfen und den alten Gegensatz
von zwei verschiedenen Natur-Gebieten aufrecht zu erhalten. Den
konsequentesten derartigen Versuch enthält das kürzlich erschienene
Werk des Botanikers Reinke: "Die Welt als That" **). Das-
selbe vertritt in lobenswerther Klarheit und Konsequenz den
reinen kosmologischen Dualismus und beweist damit
selbst, wie gänzlich unhaltbar die damit verknüpfte teleologische
Weltanschauung ist. In dem ganzen Gebiete der anorganischen
Natur sollen danach nur physikalische und chemische Kräfte
wirken, in demjenigen der organischen Natur daneben noch
"intelligente Kräfte", die Richtkräfte oder Dominanten. Nur
im ersteren Gebiete soll das Substanz-Gesetz Geltung haben, im

*) E. Haeckel, Generelle Morphologie der Organismen. 1866.
Zweites Buch, Fünftes Kapitel, S. 108-191.
**) F. Reinke, Die Welt als That. Umrisse einer Weltansicht auf
naturwissenschaftlichen Grundlagen. Berlin 1899. (484 Seiten).

Monismus des Kosmos. XIV.
ſcheinungen des organiſchen Lebens ebenſo dem univerſalen
Subſtanz-Geſetz unterworfen ſind wie die anorganiſchen
Phänomene im unendlichen Kosmos.

Die Einheit der Natur, die hieraus folgt, die Ueberwin-
dung des früheren Dualismus, iſt ſicher eines der werthvollſten
Ergebniſſe unſerer modernen Genetik. Ich habe dieſen
Monismus des Kosmos“, die principielle „Einheit der
organiſchen und anorganiſchen Natur“ ſchon vor 33 Jahren ſehr
eingehend zu begründen verſucht, indem ich die Uebereinſtimmung
der beiden großen Naturreiche in Beziehung auf Stoffe, Formen
und Kräfte einer eingehenden kritiſchen Prüfung und Vergleichung
unterzog *). Einen kurzen Auszug ihrer Ergebniſſe enthält der
fünfzehnte Vortrag meiner „Natürlichen Schöpfungsgeſchichte“.
Während die hier entwickelten Anſchauungen von der großen
Mehrzahl der Naturforſcher gegenwärtig angenommen ſind, iſt
doch neuerdings von mehreren Seiten der Verſuch gemacht
worden, dieſelben zu bekämpfen und den alten Gegenſatz
von zwei verſchiedenen Natur-Gebieten aufrecht zu erhalten. Den
konſequenteſten derartigen Verſuch enthält das kürzlich erſchienene
Werk des Botanikers Reinke: „Die Welt als That“ **). Das-
ſelbe vertritt in lobenswerther Klarheit und Konſequenz den
reinen kosmologiſchen Dualismus und beweiſt damit
ſelbſt, wie gänzlich unhaltbar die damit verknüpfte teleologiſche
Weltanſchauung iſt. In dem ganzen Gebiete der anorganiſchen
Natur ſollen danach nur phyſikaliſche und chemiſche Kräfte
wirken, in demjenigen der organiſchen Natur daneben noch
„intelligente Kräfte“, die Richtkräfte oder Dominanten. Nur
im erſteren Gebiete ſoll das Subſtanz-Geſetz Geltung haben, im

*) E. Haeckel, Generelle Morphologie der Organismen. 1866.
Zweites Buch, Fünftes Kapitel, S. 108-191.
**) F. Reinke, Die Welt als That. Umriſſe einer Weltanſicht auf
naturwiſſenſchaftlichen Grundlagen. Berlin 1899. (484 Seiten).
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[296/0312] Monismus des Kosmos. XIV. ſcheinungen des organiſchen Lebens ebenſo dem univerſalen Subſtanz-Geſetz unterworfen ſind wie die anorganiſchen Phänomene im unendlichen Kosmos. Die Einheit der Natur, die hieraus folgt, die Ueberwin- dung des früheren Dualismus, iſt ſicher eines der werthvollſten Ergebniſſe unſerer modernen Genetik. Ich habe dieſen „Monismus des Kosmos“, die principielle „Einheit der organiſchen und anorganiſchen Natur“ ſchon vor 33 Jahren ſehr eingehend zu begründen verſucht, indem ich die Uebereinſtimmung der beiden großen Naturreiche in Beziehung auf Stoffe, Formen und Kräfte einer eingehenden kritiſchen Prüfung und Vergleichung unterzog *). Einen kurzen Auszug ihrer Ergebniſſe enthält der fünfzehnte Vortrag meiner „Natürlichen Schöpfungsgeſchichte“. Während die hier entwickelten Anſchauungen von der großen Mehrzahl der Naturforſcher gegenwärtig angenommen ſind, iſt doch neuerdings von mehreren Seiten der Verſuch gemacht worden, dieſelben zu bekämpfen und den alten Gegenſatz von zwei verſchiedenen Natur-Gebieten aufrecht zu erhalten. Den konſequenteſten derartigen Verſuch enthält das kürzlich erſchienene Werk des Botanikers Reinke: „Die Welt als That“ **). Das- ſelbe vertritt in lobenswerther Klarheit und Konſequenz den reinen kosmologiſchen Dualismus und beweiſt damit ſelbſt, wie gänzlich unhaltbar die damit verknüpfte teleologiſche Weltanſchauung iſt. In dem ganzen Gebiete der anorganiſchen Natur ſollen danach nur phyſikaliſche und chemiſche Kräfte wirken, in demjenigen der organiſchen Natur daneben noch „intelligente Kräfte“, die Richtkräfte oder Dominanten. Nur im erſteren Gebiete ſoll das Subſtanz-Geſetz Geltung haben, im *) E. Haeckel, Generelle Morphologie der Organismen. 1866. Zweites Buch, Fünftes Kapitel, S. 108-191. **) F. Reinke, Die Welt als That. Umriſſe einer Weltanſicht auf naturwiſſenſchaftlichen Grundlagen. Berlin 1899. (484 Seiten).

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/312>, abgerufen am 25.11.2024.