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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

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XIII. Entwickelung des Kosmos.
In alle Ewigkeit war, ist und bleibt das unend-
liche Universum dem Substanz-Gesetz unterworfen
.

Aus allen diesen gewaltigen Fortschritten der Astronomie
und Physik, die sich gegenseitig erläutern und ergänzen, ergiebt
sich eine Reihe von überaus wichtigen Schlüssen über die Zu-
sammensetzung und Entwickelung des Kosmos, über die Beharrung
und Umbildung der Substanz. Wir fassen dieselben kurz in
folgenden Thesen zusammen: I. Der Weltraum ist unendlich
groß und unbegrenzt; er ist nirgends leer, sondern allenthalben
mit Substanz erfüllt. II. Die Weltzeit ist ebenfalls unendlich
und unbegrenzt; sie hat keinen Anfang und kein Ende, sie ist
Ewigkeit. III. Die Substanz befindet sich überall und jeder
Zeit in ununterbrochener Bewegung und Veränderung; nirgends
herrscht vollkommene Ruhe und Starre; dabei bleibt aber die
unendliche Quantität der Materie ebenso unverändert wie die-
jenige der ewig wechselnden Energie. IV. Die Universal-
Bewegung der Substanz im Weltraum ist ein ewiger Kreislauf
mit periodisch sich wiederholenden Entwickelungs-Zuständen.
V. Diese Phasen bestehen in einem periodischen Wechsel der
Aggregat-Zustände, wobei zunächst die primäre Sonderung
von Masse und Aether eintritt (die Ergonomie von ponderabler
und imponderabler Materie). VI. Diese Sonderung beruht auf
einer fortschreitenden Verdichtung der Materie, der Bil-
dung von unzähligen kleinsten Verdichtungs-Centren, wobei die
immanenten Ureigenschaften der Substanz die bewirkenden Ur-
sachen sind: Fühlung und Strebung. VII. Während in einem
Theile des Weltraums durch diesen pyknotischen Proceß zunächst
kleine, weiterhin größere Weltkörper entstehen und der Aether
zwischen ihnen in höhere Spannung tritt, erfolgt gleichzeitig in
dem anderen Theile der entgegengesetzte Proceß, die Zerstörung
von Weltkörpern, welche auf einander stoßen. VIII. Die un-
geheuren Wärme-Quantitäten, welche durch diese mechanischen

XIII. Entwickelung des Kosmos.
In alle Ewigkeit war, iſt und bleibt das unend-
liche Univerſum dem Subſtanz-Geſetz unterworfen
.

Aus allen dieſen gewaltigen Fortſchritten der Aſtronomie
und Phyſik, die ſich gegenſeitig erläutern und ergänzen, ergiebt
ſich eine Reihe von überaus wichtigen Schlüſſen über die Zu-
ſammenſetzung und Entwickelung des Kosmos, über die Beharrung
und Umbildung der Subſtanz. Wir faſſen dieſelben kurz in
folgenden Theſen zuſammen: I. Der Weltraum iſt unendlich
groß und unbegrenzt; er iſt nirgends leer, ſondern allenthalben
mit Subſtanz erfüllt. II. Die Weltzeit iſt ebenfalls unendlich
und unbegrenzt; ſie hat keinen Anfang und kein Ende, ſie iſt
Ewigkeit. III. Die Subſtanz befindet ſich überall und jeder
Zeit in ununterbrochener Bewegung und Veränderung; nirgends
herrſcht vollkommene Ruhe und Starre; dabei bleibt aber die
unendliche Quantität der Materie ebenſo unverändert wie die-
jenige der ewig wechſelnden Energie. IV. Die Univerſal-
Bewegung der Subſtanz im Weltraum iſt ein ewiger Kreislauf
mit periodiſch ſich wiederholenden Entwickelungs-Zuſtänden.
V. Dieſe Phaſen beſtehen in einem periodiſchen Wechſel der
Aggregat-Zuſtände, wobei zunächſt die primäre Sonderung
von Maſſe und Aether eintritt (die Ergonomie von ponderabler
und imponderabler Materie). VI. Dieſe Sonderung beruht auf
einer fortſchreitenden Verdichtung der Materie, der Bil-
dung von unzähligen kleinſten Verdichtungs-Centren, wobei die
immanenten Ureigenſchaften der Subſtanz die bewirkenden Ur-
ſachen ſind: Fühlung und Strebung. VII. Während in einem
Theile des Weltraums durch dieſen pyknotiſchen Proceß zunächſt
kleine, weiterhin größere Weltkörper entſtehen und der Aether
zwiſchen ihnen in höhere Spannung tritt, erfolgt gleichzeitig in
dem anderen Theile der entgegengeſetzte Proceß, die Zerſtörung
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geheuren Wärme-Quantitäten, welche durch dieſe mechaniſchen

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[281/0297] XIII. Entwickelung des Kosmos. In alle Ewigkeit war, iſt und bleibt das unend- liche Univerſum dem Subſtanz-Geſetz unterworfen. Aus allen dieſen gewaltigen Fortſchritten der Aſtronomie und Phyſik, die ſich gegenſeitig erläutern und ergänzen, ergiebt ſich eine Reihe von überaus wichtigen Schlüſſen über die Zu- ſammenſetzung und Entwickelung des Kosmos, über die Beharrung und Umbildung der Subſtanz. Wir faſſen dieſelben kurz in folgenden Theſen zuſammen: I. Der Weltraum iſt unendlich groß und unbegrenzt; er iſt nirgends leer, ſondern allenthalben mit Subſtanz erfüllt. II. Die Weltzeit iſt ebenfalls unendlich und unbegrenzt; ſie hat keinen Anfang und kein Ende, ſie iſt Ewigkeit. III. Die Subſtanz befindet ſich überall und jeder Zeit in ununterbrochener Bewegung und Veränderung; nirgends herrſcht vollkommene Ruhe und Starre; dabei bleibt aber die unendliche Quantität der Materie ebenſo unverändert wie die- jenige der ewig wechſelnden Energie. IV. Die Univerſal- Bewegung der Subſtanz im Weltraum iſt ein ewiger Kreislauf mit periodiſch ſich wiederholenden Entwickelungs-Zuſtänden. V. Dieſe Phaſen beſtehen in einem periodiſchen Wechſel der Aggregat-Zuſtände, wobei zunächſt die primäre Sonderung von Maſſe und Aether eintritt (die Ergonomie von ponderabler und imponderabler Materie). VI. Dieſe Sonderung beruht auf einer fortſchreitenden Verdichtung der Materie, der Bil- dung von unzähligen kleinſten Verdichtungs-Centren, wobei die immanenten Ureigenſchaften der Subſtanz die bewirkenden Ur- ſachen ſind: Fühlung und Strebung. VII. Während in einem Theile des Weltraums durch dieſen pyknotiſchen Proceß zunächſt kleine, weiterhin größere Weltkörper entſtehen und der Aether zwiſchen ihnen in höhere Spannung tritt, erfolgt gleichzeitig in dem anderen Theile der entgegengeſetzte Proceß, die Zerſtörung von Weltkörpern, welche auf einander ſtoßen. VIII. Die un- geheuren Wärme-Quantitäten, welche durch dieſe mechaniſchen

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/297>, abgerufen am 22.11.2024.