Theilen desselben umgekehrt alte, erkaltete und abgestorbene Weltkörper durch Zusammenstoß wieder zerstäubt und in diffuse Nebelmassen aufgelöst*).
Anfang und Ende der Welt. Fast alle älteren und neueren Kosmogenien und so auch die meisten, die sich an Kant und Laplace anschlossen, gingen von der herrschenden Ansicht aus, daß die Welt einen Anfang gehabt habe. So hätte sich "im Anfang" nach einer vielverbreiteten Form der "Nebular- Hypothese" ursprünglich ein ungeheurer Nebelball aus äußerst dünner und leichter Materie gebildet, und in einem bestimmten Zeitpunkte ("vor unendlich langer Zeit") habe in diesem eine Rotations-Bewegung angefangen. Ist der "erste Anfang" dieser kosmogenen Bewegung erst einmal gegeben, so lassen sich dann nach jenen mechanischen Principien die weiteren Vorgänge in der Bildung der Weltkörper, der Sonderung der Planeten-Systeme u. s. w. sicher ableiten und mathematisch begründen. Dieser erste "Ursprung der Bewegung" ist das zweite "Welt- räthsel" von Du Bois-Reymond; er erklärt dasselbe für transcendent. Auch viele andere Naturforscher und Philo- sophen kommen um diese Schwierigkeit nicht herum und resigniren mit dem Geständniß, daß man hier einen ersten "übernatürlichen Anstoß", also ein "Wunder" annehmen müsse.
Nach unserer Ansicht wird dieses "zweite Welträthsel" durch die Annahme gelöst, daß die Bewegung ebenso eine immanente und ursprüngliche Eigenschaft der Substanz ist wie die Empfindung (S. 259). Die Berechtigung zu dieser monistischen Annahme finden wir erstens im Substanz-Gesetz und zweitens in den großen Fortschritten, welche die Astronomie und Physik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gemacht haben. Durch die Spektral-Analyse von Bunsen und Kirch-
*)Zehnder, Die Mechanik des Weltalls. 1897.
XIII. Anfang und Ende der Welt.
Theilen desſelben umgekehrt alte, erkaltete und abgeſtorbene Weltkörper durch Zuſammenſtoß wieder zerſtäubt und in diffuſe Nebelmaſſen aufgelöſt*).
Anfang und Ende der Welt. Faſt alle älteren und neueren Kosmogenien und ſo auch die meiſten, die ſich an Kant und Laplace anſchloſſen, gingen von der herrſchenden Anſicht aus, daß die Welt einen Anfang gehabt habe. So hätte ſich „im Anfang“ nach einer vielverbreiteten Form der „Nebular- Hypotheſe“ urſprünglich ein ungeheurer Nebelball aus äußerſt dünner und leichter Materie gebildet, und in einem beſtimmten Zeitpunkte („vor unendlich langer Zeit“) habe in dieſem eine Rotations-Bewegung angefangen. Iſt der „erſte Anfang“ dieſer kosmogenen Bewegung erſt einmal gegeben, ſo laſſen ſich dann nach jenen mechaniſchen Principien die weiteren Vorgänge in der Bildung der Weltkörper, der Sonderung der Planeten-Syſteme u. ſ. w. ſicher ableiten und mathematiſch begründen. Dieſer erſte „Urſprung der Bewegung“ iſt das zweite „Welt- räthſel“ von Du Bois-Reymond; er erklärt dasſelbe für transcendent. Auch viele andere Naturforſcher und Philo- ſophen kommen um dieſe Schwierigkeit nicht herum und reſigniren mit dem Geſtändniß, daß man hier einen erſten „übernatürlichen Anſtoß“, alſo ein „Wunder“ annehmen müſſe.
Nach unſerer Anſicht wird dieſes „zweite Welträthſel“ durch die Annahme gelöſt, daß die Bewegung ebenſo eine immanente und urſprüngliche Eigenſchaft der Subſtanz iſt wie die Empfindung (S. 259). Die Berechtigung zu dieſer moniſtiſchen Annahme finden wir erſtens im Subſtanz-Geſetz und zweitens in den großen Fortſchritten, welche die Aſtronomie und Phyſik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gemacht haben. Durch die Spektral-Analyſe von Bunſen und Kirch-
*)Zehnder, Die Mechanik des Weltalls. 1897.
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XIII. Anfang und Ende der Welt.
Theilen desſelben umgekehrt alte, erkaltete und abgeſtorbene
Weltkörper durch Zuſammenſtoß wieder zerſtäubt und in diffuſe
Nebelmaſſen aufgelöſt *).
Anfang und Ende der Welt. Faſt alle älteren und
neueren Kosmogenien und ſo auch die meiſten, die ſich an Kant
und Laplace anſchloſſen, gingen von der herrſchenden Anſicht
aus, daß die Welt einen Anfang gehabt habe. So hätte ſich
„im Anfang“ nach einer vielverbreiteten Form der „Nebular-
Hypotheſe“ urſprünglich ein ungeheurer Nebelball aus äußerſt
dünner und leichter Materie gebildet, und in einem beſtimmten
Zeitpunkte („vor unendlich langer Zeit“) habe in dieſem eine
Rotations-Bewegung angefangen. Iſt der „erſte Anfang“ dieſer
kosmogenen Bewegung erſt einmal gegeben, ſo laſſen ſich dann
nach jenen mechaniſchen Principien die weiteren Vorgänge in der
Bildung der Weltkörper, der Sonderung der Planeten-Syſteme
u. ſ. w. ſicher ableiten und mathematiſch begründen. Dieſer
erſte „Urſprung der Bewegung“ iſt das zweite „Welt-
räthſel“ von Du Bois-Reymond; er erklärt dasſelbe für
transcendent. Auch viele andere Naturforſcher und Philo-
ſophen kommen um dieſe Schwierigkeit nicht herum und reſigniren
mit dem Geſtändniß, daß man hier einen erſten „übernatürlichen
Anſtoß“, alſo ein „Wunder“ annehmen müſſe.
Nach unſerer Anſicht wird dieſes „zweite Welträthſel“ durch
die Annahme gelöſt, daß die Bewegung ebenſo eine immanente
und urſprüngliche Eigenſchaft der Subſtanz iſt wie die
Empfindung (S. 259). Die Berechtigung zu dieſer moniſtiſchen
Annahme finden wir erſtens im Subſtanz-Geſetz und zweitens
in den großen Fortſchritten, welche die Aſtronomie und Phyſik
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gemacht haben.
Durch die Spektral-Analyſe von Bunſen und Kirch-
*) Zehnder, Die Mechanik des Weltalls. 1897.
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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/295>, abgerufen am 25.11.2024.
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