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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868.

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Hottentotten. Afroneger oder Mittelafrikaner.

Das letztere gilt auch von den nächstverwandten Hottentotten
oder Schmiermenschen (Homo hottentottus), worunter wir nicht
bloß die echten Hottentotten oder Quaiquas, sondern auch die viehi-
schen Buschmänner und einige andere nächstverwandte Stämme des
südlichsten Afrika begreifen. Zwar werden dieselben gewöhnlich mit
der folgenden Art, den echten Negern, vereinigt. Allein sie unter-
scheiden sich von diesen in mancher Beziehung, namentlich durch die
hellere, mehr gelblich braune Hautfarbe. Dagegen schließen sie sich
durch die büschelförmige Sonderung des Haares und andere Eigen-
heiten mehr dem Papua-Menschen an, so daß wir sie wohl als den
Rest einer Zwischenart betrachten können, welche den Uebergang vom
Papua-Neger zum echten, mittelafrikanischen Neger vermittelte. Wahr-
scheinlich stammen sie von einem Zweige des Papua-Menschen ab, der
nach Südwesten wanderte.

Eine vierte und letzte Art unter der Reihe der wollhaarigen
Menschen bildet der echte Neger oder Afroneger, der mittel-
afrikanische oder äthiopische Mensch
(Homo afer oder niger).
Hierher gehört die große Mehrzahl der Bewohner Afrikas, mit Aus-
nahme der kaukasischen Bewohner des nördlichen Afrika und der Hot-
tentotten der Südspitze. Wahrscheinlich entstand diese Art direct oder
indirect ebenfalls aus einem nach Westen gewanderten Zweige der Pa-
pua-Neger, vielleicht durch Vermittelung der Hottentotten-Art. Wie
bei den drei vorhergehenden Arten, ist die Hautfarbe dunkel, geht je-
doch hier öfter in reines Schwarz über, während sie allerdings bei eini-
gen nördlichen Stämmen auch hell gelblich braun wird. Man kann
diese Menschenart in zwei divergente Zweige eintheilen, von denen der
südliche die Kaffern und Beschuanen, der nördliche die Senegambier
und Sudanen umfaßt.

Unter der zweiten Reihe der Menschenarten, den schlichthaa-
rigen Völkern
(Lissotriches), sind auf der tiefsten Stufe die Neu-
holländer
oder Australneger stehen geblieben, auch "Alfurus"
(im engeren Sinne) genannt (Homo alfurus oder australis). Es ge-
hören hieher die affenartigen Ureinwohner Australiens, sowie die Al-

Hottentotten. Afroneger oder Mittelafrikaner.

Das letztere gilt auch von den naͤchſtverwandten Hottentotten
oder Schmiermenſchen (Homo hottentottus), worunter wir nicht
bloß die echten Hottentotten oder Quaiquas, ſondern auch die viehi-
ſchen Buſchmaͤnner und einige andere naͤchſtverwandte Staͤmme des
ſuͤdlichſten Afrika begreifen. Zwar werden dieſelben gewoͤhnlich mit
der folgenden Art, den echten Negern, vereinigt. Allein ſie unter-
ſcheiden ſich von dieſen in mancher Beziehung, namentlich durch die
hellere, mehr gelblich braune Hautfarbe. Dagegen ſchließen ſie ſich
durch die buͤſchelfoͤrmige Sonderung des Haares und andere Eigen-
heiten mehr dem Papua-Menſchen an, ſo daß wir ſie wohl als den
Reſt einer Zwiſchenart betrachten koͤnnen, welche den Uebergang vom
Papua-Neger zum echten, mittelafrikaniſchen Neger vermittelte. Wahr-
ſcheinlich ſtammen ſie von einem Zweige des Papua-Menſchen ab, der
nach Suͤdweſten wanderte.

Eine vierte und letzte Art unter der Reihe der wollhaarigen
Menſchen bildet der echte Neger oder Afroneger, der mittel-
afrikaniſche oder aͤthiopiſche Menſch
(Homo afer oder niger).
Hierher gehoͤrt die große Mehrzahl der Bewohner Afrikas, mit Aus-
nahme der kaukaſiſchen Bewohner des noͤrdlichen Afrika und der Hot-
tentotten der Suͤdſpitze. Wahrſcheinlich entſtand dieſe Art direct oder
indirect ebenfalls aus einem nach Weſten gewanderten Zweige der Pa-
pua-Neger, vielleicht durch Vermittelung der Hottentotten-Art. Wie
bei den drei vorhergehenden Arten, iſt die Hautfarbe dunkel, geht je-
doch hier oͤfter in reines Schwarz uͤber, waͤhrend ſie allerdings bei eini-
gen noͤrdlichen Staͤmmen auch hell gelblich braun wird. Man kann
dieſe Menſchenart in zwei divergente Zweige eintheilen, von denen der
ſuͤdliche die Kaffern und Beſchuanen, der noͤrdliche die Senegambier
und Sudanen umfaßt.

Unter der zweiten Reihe der Menſchenarten, den ſchlichthaa-
rigen Voͤlkern
(Lissotriches), ſind auf der tiefſten Stufe die Neu-
hollaͤnder
oder Auſtralneger ſtehen geblieben, auch „Alfurus
(im engeren Sinne) genannt (Homo alfurus oder australis). Es ge-
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[516/0541] Hottentotten. Afroneger oder Mittelafrikaner. Das letztere gilt auch von den naͤchſtverwandten Hottentotten oder Schmiermenſchen (Homo hottentottus), worunter wir nicht bloß die echten Hottentotten oder Quaiquas, ſondern auch die viehi- ſchen Buſchmaͤnner und einige andere naͤchſtverwandte Staͤmme des ſuͤdlichſten Afrika begreifen. Zwar werden dieſelben gewoͤhnlich mit der folgenden Art, den echten Negern, vereinigt. Allein ſie unter- ſcheiden ſich von dieſen in mancher Beziehung, namentlich durch die hellere, mehr gelblich braune Hautfarbe. Dagegen ſchließen ſie ſich durch die buͤſchelfoͤrmige Sonderung des Haares und andere Eigen- heiten mehr dem Papua-Menſchen an, ſo daß wir ſie wohl als den Reſt einer Zwiſchenart betrachten koͤnnen, welche den Uebergang vom Papua-Neger zum echten, mittelafrikaniſchen Neger vermittelte. Wahr- ſcheinlich ſtammen ſie von einem Zweige des Papua-Menſchen ab, der nach Suͤdweſten wanderte. Eine vierte und letzte Art unter der Reihe der wollhaarigen Menſchen bildet der echte Neger oder Afroneger, der mittel- afrikaniſche oder aͤthiopiſche Menſch (Homo afer oder niger). Hierher gehoͤrt die große Mehrzahl der Bewohner Afrikas, mit Aus- nahme der kaukaſiſchen Bewohner des noͤrdlichen Afrika und der Hot- tentotten der Suͤdſpitze. Wahrſcheinlich entſtand dieſe Art direct oder indirect ebenfalls aus einem nach Weſten gewanderten Zweige der Pa- pua-Neger, vielleicht durch Vermittelung der Hottentotten-Art. Wie bei den drei vorhergehenden Arten, iſt die Hautfarbe dunkel, geht je- doch hier oͤfter in reines Schwarz uͤber, waͤhrend ſie allerdings bei eini- gen noͤrdlichen Staͤmmen auch hell gelblich braun wird. Man kann dieſe Menſchenart in zwei divergente Zweige eintheilen, von denen der ſuͤdliche die Kaffern und Beſchuanen, der noͤrdliche die Senegambier und Sudanen umfaßt. Unter der zweiten Reihe der Menſchenarten, den ſchlichthaa- rigen Voͤlkern (Lissotriches), ſind auf der tiefſten Stufe die Neu- hollaͤnder oder Auſtralneger ſtehen geblieben, auch „Alfurus“ (im engeren Sinne) genannt (Homo alfurus oder australis). Es ge- hoͤren hieher die affenartigen Ureinwohner Auſtraliens, ſowie die Al-

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/541>, abgerufen am 22.11.2024.