Schiefer gehören der Bathformation oder dem unteren Oolith an, der- jenigen Schichtengruppe, welche unmittelbar über dem Lias, der ältesten Jurabildung liegt (Vergl. S. 307). Allerdings bestehen die Beutelthierreste, welche in den Schiefern von Stonesfield gefunden wurden, und ebenso diejenigen, welche man später in den Purbeckschich- ten fand, nur aus Unterkiefern (Vergl. S. 311). Allein glücklicherweise gehört gerade der Unterkiefer zu den am meisten charakteristischen Skelettheilen der Beutelthiere. Er zeichnet sich nämlich durch einen hakenförmigen Fortsatz des nach unten und hinten gekehrten Unter- kieferwinkels aus, welcher weder den Placentalthieren noch den (heute lebenden) Schnabelthieren zukömmt, und wir können aus der An- wesenheit dieses Fortsatzes an den Unterkiefern von Stonesfield schlie- ßen, daß sie Beutelthieren angehört haben.
Von den pflanzenfressenden Beutelthieren(Botano- phaga) kennt man bis jetzt aus dem Jura nur zwei Versteinerungen, nämlich den Stereognathus oolithicus aus den Schiefern von Sto- nesfield (unterer Oolith) und den Plagiaulax Becklesii aus den mittleren Purbeckschichten (oberer Oolith). Dagegen finden sich in Neuholland riesige versteinerte Reste von ausgestorbenen Beutelthieren der Diluvialzeit (Diprotodon und Nototherium), welche weit größer als die größten noch lebenden Marsupialien waren. Diprotodon australis, dessen Schädel allein drei Fuß lang ist, übertraf das Fluß- pferd oder den Hippopotamus, dem es im Ganzen an schwerfälligem und plumpem Körperbau glich, noch an Größe. Man kann diese ausgestorbene Gruppe, welche wahrscheinlich den riesigen placentalen Hufthieren der Gegenwart, den Flußpferden und Rhinoceros, entspricht, wohl als Hufbeutler(Barypoda) bezeichnen. Diesen sehr nahe steht die Ordnung der Känguruhs oder Springbeutler(Macro- poda), die Sie alle aus den zoologischen Gärten kennen. Sie ent- sprechen durch die sehr verkürzten Vorderbeine, die sehr verlängerten Hinterbeine und den sehr starken Schwanz, der als Springstange dient, den Springmäusen unter den Nagethieren. Durch ihr Gebiß erinnern sie dagegen an die Pferde, und durch ihre zusammengesetzte
Pflanzenfreſſende Beutelthiere.
Schiefer gehoͤren der Bathformation oder dem unteren Oolith an, der- jenigen Schichtengruppe, welche unmittelbar uͤber dem Lias, der aͤlteſten Jurabildung liegt (Vergl. S. 307). Allerdings beſtehen die Beutelthierreſte, welche in den Schiefern von Stonesfield gefunden wurden, und ebenſo diejenigen, welche man ſpaͤter in den Purbeckſchich- ten fand, nur aus Unterkiefern (Vergl. S. 311). Allein gluͤcklicherweiſe gehoͤrt gerade der Unterkiefer zu den am meiſten charakteriſtiſchen Skelettheilen der Beutelthiere. Er zeichnet ſich naͤmlich durch einen hakenfoͤrmigen Fortſatz des nach unten und hinten gekehrten Unter- kieferwinkels aus, welcher weder den Placentalthieren noch den (heute lebenden) Schnabelthieren zukoͤmmt, und wir koͤnnen aus der An- weſenheit dieſes Fortſatzes an den Unterkiefern von Stonesfield ſchlie- ßen, daß ſie Beutelthieren angehoͤrt haben.
Von den pflanzenfreſſenden Beutelthieren(Botano- phaga) kennt man bis jetzt aus dem Jura nur zwei Verſteinerungen, naͤmlich den Stereognathus oolithicus aus den Schiefern von Sto- nesfield (unterer Oolith) und den Plagiaulax Becklesii aus den mittleren Purbeckſchichten (oberer Oolith). Dagegen finden ſich in Neuholland rieſige verſteinerte Reſte von ausgeſtorbenen Beutelthieren der Diluvialzeit (Diprotodon und Nototherium), welche weit groͤßer als die groͤßten noch lebenden Marſupialien waren. Diprotodon australis, deſſen Schaͤdel allein drei Fuß lang iſt, uͤbertraf das Fluß- pferd oder den Hippopotamus, dem es im Ganzen an ſchwerfaͤlligem und plumpem Koͤrperbau glich, noch an Groͤße. Man kann dieſe ausgeſtorbene Gruppe, welche wahrſcheinlich den rieſigen placentalen Hufthieren der Gegenwart, den Flußpferden und Rhinoceros, entſpricht, wohl als Hufbeutler(Barypoda) bezeichnen. Dieſen ſehr nahe ſteht die Ordnung der Kaͤnguruhs oder Springbeutler(Macro- poda), die Sie alle aus den zoologiſchen Gaͤrten kennen. Sie ent- ſprechen durch die ſehr verkuͤrzten Vorderbeine, die ſehr verlaͤngerten Hinterbeine und den ſehr ſtarken Schwanz, der als Springſtange dient, den Springmaͤuſen unter den Nagethieren. Durch ihr Gebiß erinnern ſie dagegen an die Pferde, und durch ihre zuſammengeſetzte
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Pflanzenfreſſende Beutelthiere.
Schiefer gehoͤren der Bathformation oder dem unteren Oolith an, der-
jenigen Schichtengruppe, welche unmittelbar uͤber dem Lias, der
aͤlteſten Jurabildung liegt (Vergl. S. 307). Allerdings beſtehen die
Beutelthierreſte, welche in den Schiefern von Stonesfield gefunden
wurden, und ebenſo diejenigen, welche man ſpaͤter in den Purbeckſchich-
ten fand, nur aus Unterkiefern (Vergl. S. 311). Allein gluͤcklicherweiſe
gehoͤrt gerade der Unterkiefer zu den am meiſten charakteriſtiſchen
Skelettheilen der Beutelthiere. Er zeichnet ſich naͤmlich durch einen
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kieferwinkels aus, welcher weder den Placentalthieren noch den (heute
lebenden) Schnabelthieren zukoͤmmt, und wir koͤnnen aus der An-
weſenheit dieſes Fortſatzes an den Unterkiefern von Stonesfield ſchlie-
ßen, daß ſie Beutelthieren angehoͤrt haben.
Von den pflanzenfreſſenden Beutelthieren (Botano-
phaga) kennt man bis jetzt aus dem Jura nur zwei Verſteinerungen,
naͤmlich den Stereognathus oolithicus aus den Schiefern von Sto-
nesfield (unterer Oolith) und den Plagiaulax Becklesii aus den
mittleren Purbeckſchichten (oberer Oolith). Dagegen finden ſich in
Neuholland rieſige verſteinerte Reſte von ausgeſtorbenen Beutelthieren
der Diluvialzeit (Diprotodon und Nototherium), welche weit groͤßer
als die groͤßten noch lebenden Marſupialien waren. Diprotodon
australis, deſſen Schaͤdel allein drei Fuß lang iſt, uͤbertraf das Fluß-
pferd oder den Hippopotamus, dem es im Ganzen an ſchwerfaͤlligem
und plumpem Koͤrperbau glich, noch an Groͤße. Man kann dieſe
ausgeſtorbene Gruppe, welche wahrſcheinlich den rieſigen placentalen
Hufthieren der Gegenwart, den Flußpferden und Rhinoceros, entſpricht,
wohl als Hufbeutler (Barypoda) bezeichnen. Dieſen ſehr nahe
ſteht die Ordnung der Kaͤnguruhs oder Springbeutler (Macro-
poda), die Sie alle aus den zoologiſchen Gaͤrten kennen. Sie ent-
ſprechen durch die ſehr verkuͤrzten Vorderbeine, die ſehr verlaͤngerten
Hinterbeine und den ſehr ſtarken Schwanz, der als Springſtange
dient, den Springmaͤuſen unter den Nagethieren. Durch ihr Gebiß
erinnern ſie dagegen an die Pferde, und durch ihre zuſammengeſetzte
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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/491>, abgerufen am 04.07.2024.
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