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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868.

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Beutelthiere oder Marsupialien.
gestorbenen Stammsäugethiere oder Promammalien, die in der Trias-
zeit lebten, und von denen die beiden heutigen Schnabelthiere nur
einen einzelnen, verkümmerten und einseitig ausgebildeten Ast dar-
stellen, besaßen wahrscheinlich ein sehr entwickeltes Gebiß, gleich den
Beutelthieren, die sich zunächst aus ihnen entwickelten.

Die Beutelthiere oder Beutler (Didelphia oder Mar-
supialia
), die zweite von den drei Unterklassen der Säugethiere, ver-
mittelt in jeder Hinsicht, sowohl in anatomischer und embryologischer,
als in genealogischer und historischer Beziehung, den Uebergang zwi-
schen den beiden anderen, den Kloakenthieren und Placentalthieren.
Zwar leben von dieser Gruppe noch jetzt zahlreiche Vertreter, nament-
lich die allbekannten Kängurus, Beutelratten und Beutelhunde. Allein
im Ganzen geht offenbar auch diese Unterklasse, gleich der vorhergehen-
den, ihrem völligen Aussterben entgegen, und die noch lebenden
Glieder derselben sind die letzten überlebenden Reste einer großen und
formenreichen Gruppe, welche während der jüngeren Secundärzeit
und während der älteren Tertiärzeit vorzugsweise die Säugethierklasse
vertrat. Wahrscheinlich haben sich die Beutelthiere um die Mitte der
mesolithischen Zeit (während der Juraperiode?) aus einem Zweige der
Kloakenthiere entwickelt, und im Beginn der Tertiärzeit ging wiederum
aus den Beutelthieren die Gruppe der Placentalthiere hervor, welcher
die ersteren dann bald im Kampfe um's Dasein unterlagen. Alle
fossilen Reste von Säugethieren, welche wir aus der Secundärzeit
kennen, gehören entweder ausschließlich Beutelthieren, oder (zum Theil
vielleicht?) Kloakenthieren an. Damals scheinen Beutelthiere über die
ganze Erde verbreitet gewesen zu sein. Selbst in Europa (England,
Frankreich) finden wir zahlreiche Reste derselben. Dagegen sind die
letzten Ausläufer der Unterklasse, welche jetzt noch leben, auf ein sehr
enges Verbreitungsgebiet beschränkt, nämlich auf Neuholland, auf
den australischen und einen kleinen Theil des asiatischen Archipelagus.
Einige wenige Arten leben auch noch in Amerika; hingegen lebt in der
Gegenwart kein einziges Beutelthier mehr auf dem Festlande von Asien,
Afrika und Europa.

Beutelthiere oder Marſupialien.
geſtorbenen Stammſaͤugethiere oder Promammalien, die in der Trias-
zeit lebten, und von denen die beiden heutigen Schnabelthiere nur
einen einzelnen, verkuͤmmerten und einſeitig ausgebildeten Aſt dar-
ſtellen, beſaßen wahrſcheinlich ein ſehr entwickeltes Gebiß, gleich den
Beutelthieren, die ſich zunaͤchſt aus ihnen entwickelten.

Die Beutelthiere oder Beutler (Didelphia oder Mar-
supialia
), die zweite von den drei Unterklaſſen der Saͤugethiere, ver-
mittelt in jeder Hinſicht, ſowohl in anatomiſcher und embryologiſcher,
als in genealogiſcher und hiſtoriſcher Beziehung, den Uebergang zwi-
ſchen den beiden anderen, den Kloakenthieren und Placentalthieren.
Zwar leben von dieſer Gruppe noch jetzt zahlreiche Vertreter, nament-
lich die allbekannten Kaͤngurus, Beutelratten und Beutelhunde. Allein
im Ganzen geht offenbar auch dieſe Unterklaſſe, gleich der vorhergehen-
den, ihrem voͤlligen Ausſterben entgegen, und die noch lebenden
Glieder derſelben ſind die letzten uͤberlebenden Reſte einer großen und
formenreichen Gruppe, welche waͤhrend der juͤngeren Secundaͤrzeit
und waͤhrend der aͤlteren Tertiaͤrzeit vorzugsweiſe die Saͤugethierklaſſe
vertrat. Wahrſcheinlich haben ſich die Beutelthiere um die Mitte der
meſolithiſchen Zeit (waͤhrend der Juraperiode?) aus einem Zweige der
Kloakenthiere entwickelt, und im Beginn der Tertiaͤrzeit ging wiederum
aus den Beutelthieren die Gruppe der Placentalthiere hervor, welcher
die erſteren dann bald im Kampfe um’s Daſein unterlagen. Alle
foſſilen Reſte von Saͤugethieren, welche wir aus der Secundaͤrzeit
kennen, gehoͤren entweder ausſchließlich Beutelthieren, oder (zum Theil
vielleicht?) Kloakenthieren an. Damals ſcheinen Beutelthiere uͤber die
ganze Erde verbreitet geweſen zu ſein. Selbſt in Europa (England,
Frankreich) finden wir zahlreiche Reſte derſelben. Dagegen ſind die
letzten Auslaͤufer der Unterklaſſe, welche jetzt noch leben, auf ein ſehr
enges Verbreitungsgebiet beſchraͤnkt, naͤmlich auf Neuholland, auf
den auſtraliſchen und einen kleinen Theil des aſiatiſchen Archipelagus.
Einige wenige Arten leben auch noch in Amerika; hingegen lebt in der
Gegenwart kein einziges Beutelthier mehr auf dem Feſtlande von Aſien,
Afrika und Europa.

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[464/0489] Beutelthiere oder Marſupialien. geſtorbenen Stammſaͤugethiere oder Promammalien, die in der Trias- zeit lebten, und von denen die beiden heutigen Schnabelthiere nur einen einzelnen, verkuͤmmerten und einſeitig ausgebildeten Aſt dar- ſtellen, beſaßen wahrſcheinlich ein ſehr entwickeltes Gebiß, gleich den Beutelthieren, die ſich zunaͤchſt aus ihnen entwickelten. Die Beutelthiere oder Beutler (Didelphia oder Mar- supialia), die zweite von den drei Unterklaſſen der Saͤugethiere, ver- mittelt in jeder Hinſicht, ſowohl in anatomiſcher und embryologiſcher, als in genealogiſcher und hiſtoriſcher Beziehung, den Uebergang zwi- ſchen den beiden anderen, den Kloakenthieren und Placentalthieren. Zwar leben von dieſer Gruppe noch jetzt zahlreiche Vertreter, nament- lich die allbekannten Kaͤngurus, Beutelratten und Beutelhunde. Allein im Ganzen geht offenbar auch dieſe Unterklaſſe, gleich der vorhergehen- den, ihrem voͤlligen Ausſterben entgegen, und die noch lebenden Glieder derſelben ſind die letzten uͤberlebenden Reſte einer großen und formenreichen Gruppe, welche waͤhrend der juͤngeren Secundaͤrzeit und waͤhrend der aͤlteren Tertiaͤrzeit vorzugsweiſe die Saͤugethierklaſſe vertrat. Wahrſcheinlich haben ſich die Beutelthiere um die Mitte der meſolithiſchen Zeit (waͤhrend der Juraperiode?) aus einem Zweige der Kloakenthiere entwickelt, und im Beginn der Tertiaͤrzeit ging wiederum aus den Beutelthieren die Gruppe der Placentalthiere hervor, welcher die erſteren dann bald im Kampfe um’s Daſein unterlagen. Alle foſſilen Reſte von Saͤugethieren, welche wir aus der Secundaͤrzeit kennen, gehoͤren entweder ausſchließlich Beutelthieren, oder (zum Theil vielleicht?) Kloakenthieren an. Damals ſcheinen Beutelthiere uͤber die ganze Erde verbreitet geweſen zu ſein. Selbſt in Europa (England, Frankreich) finden wir zahlreiche Reſte derſelben. Dagegen ſind die letzten Auslaͤufer der Unterklaſſe, welche jetzt noch leben, auf ein ſehr enges Verbreitungsgebiet beſchraͤnkt, naͤmlich auf Neuholland, auf den auſtraliſchen und einen kleinen Theil des aſiatiſchen Archipelagus. Einige wenige Arten leben auch noch in Amerika; hingegen lebt in der Gegenwart kein einziges Beutelthier mehr auf dem Feſtlande von Aſien, Afrika und Europa.

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/489>, abgerufen am 24.11.2024.