ihrer Jugendzustände mit denjenigen der Mosthiere schließen wir, daß sie sich aus dieser Klasse der Sackwürmer entwickelt haben.
Die zweite Weichthierklasse, die Blattkiemer (Elatobranchia oder Lamellibranchia) besitzen gleich den Spiralkiemern eine zwei- klappige Schale. Es gehören hierher die meisten jetzt lebenden Muschel- thiere des Meeres und die wenigen Muscheln unserer süßen Gewässer (Unio, Anodonta, Cyclas). Obwohl noch ohne Kopf und Gebiß, gleich den Spiralkiemern, sind sie doch im Uebrigen höher als diese organisirt und haben sich wahrscheinlich erst später aus einem Zweige jener Klasse entwickelt.
Von den kopftragenden Weichthieren stehen den kopflosen Mu- scheln am nächsten die Schnecken (Cochlides oder Cephalophora), von denen wiederum die große Mehrzahl im Meere lebt, nur wenige im süßen Wasser, oder luftathmend auf dem Lande. Durch die Stummelköpfe(Perocephala) sind die höher entwickelten Kopf- schnecken(Delocephala) unmittelbar mit den Blattkiemern ver- bunden, von denen sie sich wahrscheinlich schon in früher Primordial- zeit abgezweigt haben.
Die vierte und letzte, und zugleich die höchst entwickelte Klasse der Mollusken bilden die Pulpen, auch Tintenfische oder Kopf- füßer genannt (Cephalopoda). Die Pulpen, welche noch jetzt in unseren Meeren leben, die Sepien, Kalmare, Argonautenboote und Perlboote, sind gleich den wenigen Spiralkiemern der Gegenwart nur dürftige Reste von der formenreichen Schaar, welche diese Klasse in den Meeren der primordialen, primären und secundären Zeit bildete. Die zahlreichen versteinerten Ammonshörner (Ammonites), Perlboote (Nautilida) und Donnerkeile (Belemnites) legen noch heutzutage von jenem längst erloschenen Glanze des Stammes Zeugniß ab. Wahrscheinlich haben sich die Pulpen aus einem niederen Zweige der Schneckenklasse, aus den Flügelschnecken (Pteropoden) oder Ver- wandten derselben entwickelt.
Die verschiedenen Unterklassen, Legionen und Ordnungen, welche man in den vier Molluskenklassen unterscheidet, und deren systemati-
Die vier Klaſſen des Weichthierſtammes.
ihrer Jugendzuſtaͤnde mit denjenigen der Mosthiere ſchließen wir, daß ſie ſich aus dieſer Klaſſe der Sackwuͤrmer entwickelt haben.
Die zweite Weichthierklaſſe, die Blattkiemer (Elatobranchia oder Lamellibranchia) beſitzen gleich den Spiralkiemern eine zwei- klappige Schale. Es gehoͤren hierher die meiſten jetzt lebenden Muſchel- thiere des Meeres und die wenigen Muſcheln unſerer ſuͤßen Gewaͤſſer (Unio, Anodonta, Cyclas). Obwohl noch ohne Kopf und Gebiß, gleich den Spiralkiemern, ſind ſie doch im Uebrigen hoͤher als dieſe organiſirt und haben ſich wahrſcheinlich erſt ſpaͤter aus einem Zweige jener Klaſſe entwickelt.
Von den kopftragenden Weichthieren ſtehen den kopfloſen Mu- ſcheln am naͤchſten die Schnecken (Cochlides oder Cephalophora), von denen wiederum die große Mehrzahl im Meere lebt, nur wenige im ſuͤßen Waſſer, oder luftathmend auf dem Lande. Durch die Stummelkoͤpfe(Perocephala) ſind die hoͤher entwickelten Kopf- ſchnecken(Delocephala) unmittelbar mit den Blattkiemern ver- bunden, von denen ſie ſich wahrſcheinlich ſchon in fruͤher Primordial- zeit abgezweigt haben.
Die vierte und letzte, und zugleich die hoͤchſt entwickelte Klaſſe der Mollusken bilden die Pulpen, auch Tintenfiſche oder Kopf- fuͤßer genannt (Cephalopoda). Die Pulpen, welche noch jetzt in unſeren Meeren leben, die Sepien, Kalmare, Argonautenboote und Perlboote, ſind gleich den wenigen Spiralkiemern der Gegenwart nur duͤrftige Reſte von der formenreichen Schaar, welche dieſe Klaſſe in den Meeren der primordialen, primaͤren und ſecundaͤren Zeit bildete. Die zahlreichen verſteinerten Ammonshoͤrner (Ammonites), Perlboote (Nautilida) und Donnerkeile (Belemnites) legen noch heutzutage von jenem laͤngſt erloſchenen Glanze des Stammes Zeugniß ab. Wahrſcheinlich haben ſich die Pulpen aus einem niederen Zweige der Schneckenklaſſe, aus den Fluͤgelſchnecken (Pteropoden) oder Ver- wandten derſelben entwickelt.
Die verſchiedenen Unterklaſſen, Legionen und Ordnungen, welche man in den vier Molluskenklaſſen unterſcheidet, und deren ſyſtemati-
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Die vier Klaſſen des Weichthierſtammes.
ihrer Jugendzuſtaͤnde mit denjenigen der Mosthiere ſchließen wir, daß
ſie ſich aus dieſer Klaſſe der Sackwuͤrmer entwickelt haben.
Die zweite Weichthierklaſſe, die Blattkiemer (Elatobranchia
oder Lamellibranchia) beſitzen gleich den Spiralkiemern eine zwei-
klappige Schale. Es gehoͤren hierher die meiſten jetzt lebenden Muſchel-
thiere des Meeres und die wenigen Muſcheln unſerer ſuͤßen Gewaͤſſer
(Unio, Anodonta, Cyclas). Obwohl noch ohne Kopf und Gebiß,
gleich den Spiralkiemern, ſind ſie doch im Uebrigen hoͤher als dieſe
organiſirt und haben ſich wahrſcheinlich erſt ſpaͤter aus einem Zweige
jener Klaſſe entwickelt.
Von den kopftragenden Weichthieren ſtehen den kopfloſen Mu-
ſcheln am naͤchſten die Schnecken (Cochlides oder Cephalophora),
von denen wiederum die große Mehrzahl im Meere lebt, nur wenige
im ſuͤßen Waſſer, oder luftathmend auf dem Lande. Durch die
Stummelkoͤpfe (Perocephala) ſind die hoͤher entwickelten Kopf-
ſchnecken (Delocephala) unmittelbar mit den Blattkiemern ver-
bunden, von denen ſie ſich wahrſcheinlich ſchon in fruͤher Primordial-
zeit abgezweigt haben.
Die vierte und letzte, und zugleich die hoͤchſt entwickelte Klaſſe der
Mollusken bilden die Pulpen, auch Tintenfiſche oder Kopf-
fuͤßer genannt (Cephalopoda). Die Pulpen, welche noch jetzt in
unſeren Meeren leben, die Sepien, Kalmare, Argonautenboote und
Perlboote, ſind gleich den wenigen Spiralkiemern der Gegenwart nur
duͤrftige Reſte von der formenreichen Schaar, welche dieſe Klaſſe in den
Meeren der primordialen, primaͤren und ſecundaͤren Zeit bildete. Die
zahlreichen verſteinerten Ammonshoͤrner (Ammonites), Perlboote
(Nautilida) und Donnerkeile (Belemnites) legen noch heutzutage
von jenem laͤngſt erloſchenen Glanze des Stammes Zeugniß ab.
Wahrſcheinlich haben ſich die Pulpen aus einem niederen Zweige
der Schneckenklaſſe, aus den Fluͤgelſchnecken (Pteropoden) oder Ver-
wandten derſelben entwickelt.
Die verſchiedenen Unterklaſſen, Legionen und Ordnungen, welche
man in den vier Molluskenklaſſen unterſcheidet, und deren ſyſtemati-
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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/439>, abgerufen am 25.11.2024.
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