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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868.

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Grüntange (Chlorophyceen oder Chloralgen).
Plastide als ein einfachstes Jndividuum erster Ordnung durch fortge-
setzte Anpassung an die Verhältnisse der Außenwelt bringen kann. Es
ist sehr wahrscheinlich, daß ähnliche Urpflanzen, deren weicher Körper
aber nicht der fossilen Erhaltung fähig war, in großer Masse und
Mannichfaltigkeit das antelaurentische Urmeer bevölkerten und einen
großen Formenreichthum entfalteten, ohne doch die Jndividualitäts-
stufe einer einfachen Plastide zu überschreiten.

An die Urpflanzen oder Urtange schließt sich als zweite Klasse der
Algen zunächst die Gruppe der Grüntange (Chlorophyceae) oder
Grünalgen (Chloralgae) an. Gleich der Mehrzahl der ersteren
sind auch sämmtliche Grüntange grün gefärbt, und zwar durch den-
selben Farbstoff, das Blattgrün oder Chlorophyll, welches auch die
Blätter aller höheren Gewächse grün färbt. Zu dieser Klasse gehören
außer einer großen Anzahl von niederen Seetangen die allermeisten
Tange des süßen Wassers, die gemeinen Wasserfäden oder Conferven,
die grünen Schleimkugeln oder Glöosphären, der hellgrüne Wasser-
salat oder die Ulven, welche einem sehr dünnen und langen Salat-
blatte gleichen, ferner zahlreiche mikroskopisch kleine Tange, welche
in dichter Masse zusammengehäuft einen hellgrünen schleimigen Ueber-
zug über allerlei im Wasser liegende Gegenstände, Holz, Steine u. s. w.
bilden, sich aber durch die zellige Zusammensetzung und Sonderung
ihres Körpers bereits weit über die einfachen Urtange erheben. Da die
Grüntange, gleich den Urtangen, meistens einen sehr weichen Körper
besitzen, waren sie nur sehr selten der Versteinerung fähig. Es kann
aber wohl nicht bezweifelt werden, daß auch diese Algenklasse, welche
sich zunächst aus der vorhergehenden entwickelt hat, gleich jener in
früherer Zeit die süßen und salzigen Gewässer der Erde in sehr viel grö-
ßerer Ausdehnung und Mannichfaltigkeit bevölkerte.

Jn der dritten Klasse, derjenigen der Brauntange (Phaeophy-
ceae)
oder Schwarztange (Fucoideae) erreicht die Hauptklasse
der Algen ihren höchsten Entwickelungsgrad, wenigstens in Bezug
auf die körperliche Größe. Die charakteristische Farbe der Fucoideen
ist meist ein mehr oder minder dunkles Braun, bald mehr in Oliven-

Gruͤntange (Chlorophyceen oder Chloralgen).
Plaſtide als ein einfachſtes Jndividuum erſter Ordnung durch fortge-
ſetzte Anpaſſung an die Verhaͤltniſſe der Außenwelt bringen kann. Es
iſt ſehr wahrſcheinlich, daß aͤhnliche Urpflanzen, deren weicher Koͤrper
aber nicht der foſſilen Erhaltung faͤhig war, in großer Maſſe und
Mannichfaltigkeit das antelaurentiſche Urmeer bevoͤlkerten und einen
großen Formenreichthum entfalteten, ohne doch die Jndividualitaͤts-
ſtufe einer einfachen Plaſtide zu uͤberſchreiten.

An die Urpflanzen oder Urtange ſchließt ſich als zweite Klaſſe der
Algen zunaͤchſt die Gruppe der Gruͤntange (Chlorophyceae) oder
Gruͤnalgen (Chloralgae) an. Gleich der Mehrzahl der erſteren
ſind auch ſaͤmmtliche Gruͤntange gruͤn gefaͤrbt, und zwar durch den-
ſelben Farbſtoff, das Blattgruͤn oder Chlorophyll, welches auch die
Blaͤtter aller hoͤheren Gewaͤchſe gruͤn faͤrbt. Zu dieſer Klaſſe gehoͤren
außer einer großen Anzahl von niederen Seetangen die allermeiſten
Tange des ſuͤßen Waſſers, die gemeinen Waſſerfaͤden oder Conferven,
die gruͤnen Schleimkugeln oder Gloͤoſphaͤren, der hellgruͤne Waſſer-
ſalat oder die Ulven, welche einem ſehr duͤnnen und langen Salat-
blatte gleichen, ferner zahlreiche mikroſkopiſch kleine Tange, welche
in dichter Maſſe zuſammengehaͤuft einen hellgruͤnen ſchleimigen Ueber-
zug uͤber allerlei im Waſſer liegende Gegenſtaͤnde, Holz, Steine u. ſ. w.
bilden, ſich aber durch die zellige Zuſammenſetzung und Sonderung
ihres Koͤrpers bereits weit uͤber die einfachen Urtange erheben. Da die
Gruͤntange, gleich den Urtangen, meiſtens einen ſehr weichen Koͤrper
beſitzen, waren ſie nur ſehr ſelten der Verſteinerung faͤhig. Es kann
aber wohl nicht bezweifelt werden, daß auch dieſe Algenklaſſe, welche
ſich zunaͤchſt aus der vorhergehenden entwickelt hat, gleich jener in
fruͤherer Zeit die ſuͤßen und ſalzigen Gewaͤſſer der Erde in ſehr viel groͤ-
ßerer Ausdehnung und Mannichfaltigkeit bevoͤlkerte.

Jn der dritten Klaſſe, derjenigen der Brauntange (Phaeophy-
ceae)
oder Schwarztange (Fucoideae) erreicht die Hauptklaſſe
der Algen ihren hoͤchſten Entwickelungsgrad, wenigſtens in Bezug
auf die koͤrperliche Groͤße. Die charakteriſtiſche Farbe der Fucoideen
iſt meiſt ein mehr oder minder dunkles Braun, bald mehr in Oliven-

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[356/0381] Gruͤntange (Chlorophyceen oder Chloralgen). Plaſtide als ein einfachſtes Jndividuum erſter Ordnung durch fortge- ſetzte Anpaſſung an die Verhaͤltniſſe der Außenwelt bringen kann. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß aͤhnliche Urpflanzen, deren weicher Koͤrper aber nicht der foſſilen Erhaltung faͤhig war, in großer Maſſe und Mannichfaltigkeit das antelaurentiſche Urmeer bevoͤlkerten und einen großen Formenreichthum entfalteten, ohne doch die Jndividualitaͤts- ſtufe einer einfachen Plaſtide zu uͤberſchreiten. An die Urpflanzen oder Urtange ſchließt ſich als zweite Klaſſe der Algen zunaͤchſt die Gruppe der Gruͤntange (Chlorophyceae) oder Gruͤnalgen (Chloralgae) an. Gleich der Mehrzahl der erſteren ſind auch ſaͤmmtliche Gruͤntange gruͤn gefaͤrbt, und zwar durch den- ſelben Farbſtoff, das Blattgruͤn oder Chlorophyll, welches auch die Blaͤtter aller hoͤheren Gewaͤchſe gruͤn faͤrbt. Zu dieſer Klaſſe gehoͤren außer einer großen Anzahl von niederen Seetangen die allermeiſten Tange des ſuͤßen Waſſers, die gemeinen Waſſerfaͤden oder Conferven, die gruͤnen Schleimkugeln oder Gloͤoſphaͤren, der hellgruͤne Waſſer- ſalat oder die Ulven, welche einem ſehr duͤnnen und langen Salat- blatte gleichen, ferner zahlreiche mikroſkopiſch kleine Tange, welche in dichter Maſſe zuſammengehaͤuft einen hellgruͤnen ſchleimigen Ueber- zug uͤber allerlei im Waſſer liegende Gegenſtaͤnde, Holz, Steine u. ſ. w. bilden, ſich aber durch die zellige Zuſammenſetzung und Sonderung ihres Koͤrpers bereits weit uͤber die einfachen Urtange erheben. Da die Gruͤntange, gleich den Urtangen, meiſtens einen ſehr weichen Koͤrper beſitzen, waren ſie nur ſehr ſelten der Verſteinerung faͤhig. Es kann aber wohl nicht bezweifelt werden, daß auch dieſe Algenklaſſe, welche ſich zunaͤchſt aus der vorhergehenden entwickelt hat, gleich jener in fruͤherer Zeit die ſuͤßen und ſalzigen Gewaͤſſer der Erde in ſehr viel groͤ- ßerer Ausdehnung und Mannichfaltigkeit bevoͤlkerte. Jn der dritten Klaſſe, derjenigen der Brauntange (Phaeophy- ceae) oder Schwarztange (Fucoideae) erreicht die Hauptklaſſe der Algen ihren hoͤchſten Entwickelungsgrad, wenigſtens in Bezug auf die koͤrperliche Groͤße. Die charakteriſtiſche Farbe der Fucoideen iſt meiſt ein mehr oder minder dunkles Braun, bald mehr in Oliven-

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/381>, abgerufen am 25.11.2024.