Die Kunst und Liebhaberei der Taubenzüchtung ist uralt. Schon mehr als 3000 Jahre vor Christus wurde sie von den Aegyptern be- trieben. Die Römer der Kaiserzeit gaben ungeheure Summen da- für aus, und führten genaue Stammbaumregister über ihre Ab- stammung, ebenso wie die Araber über ihre Pferde und die mecklenbur- gischen Edelleute über ihre eigenen Ahnen sehr sorgfältige genealogische Register führen. Auch in Asien war die Taubenzucht eine uralte Lieb- haberei der reichen Fürsten, und zur Hofhaltung des Akber Khan, um das Jahr 1600, gehörten mehr als 20,000 Tauben. So ent- wickelten sich denn im Laufe mehrerer Jahrtausende, und in Folge der mannichfaltigen Züchtungsmethoden, welche in den verschiedensten Weltgegenden geübt wurden, aus einer einzigen ursprünglich gezähmten Stammform eine ungeheure Menge verschiedenartiger Rassen und Spielarten, welche in ihren extremen Formen ganz außerordentlich von einander verschieden sind, und sich oft durch sehr auffallende Eigen- thümlichkeiten auszeichnen.
Eine der auffallendsten Taubenrassen ist die bekannte Pfauen- taube, bei der sich der Schwanz ähnlich entwickelt wie beim Pfau, und eine Anzahl von 30--40 radartig gestellten Federn trägt; während die anderen Tauben eine viel geringere Anzahl von Schwanzfedern, fast immer 12, besitzen. Hierbei mag erwähnt werden, daß die Anzahl der Schwanzfedern bei den Vögeln als systematisches Merkmal von den Naturforschern sehr hoch geschätzt wird, so daß man ganze Ordnungen danach unterscheidet, So besitzen z. B. die Singvögel fast ohne Aus- nahme 12 Schwanzfedern, die Schrillvögel (Strisores) 10 u. s. w. Besonders ausgezeichnet sind ferner mehrere Taubenrassen durch einen Busch von Nackenfedern, welcher eine Art Perrücke bildet, andere durch abenteuerliche Umbildung des Schnabels und der Füße, durch eigen- thümliche, oft sehr auffallende Verzierungen, z. B. Hautlappen, die sich am Kopf entwickeln; durch einen großen Kropf, welcher eine starke Hervortreibung der Speiseröhre am Hals bildet u. s. w. Merk- würdig sind auch die sonderbaren Gewohnheiten, die viele Tauben sich erworben haben, z. B. die Lachtauben, die Trommeltauben in ihren
Auffallende Verſchiedenheit der Taubenraſſen.
Die Kunſt und Liebhaberei der Taubenzuͤchtung iſt uralt. Schon mehr als 3000 Jahre vor Chriſtus wurde ſie von den Aegyptern be- trieben. Die Roͤmer der Kaiſerzeit gaben ungeheure Summen da- fuͤr aus, und fuͤhrten genaue Stammbaumregiſter uͤber ihre Ab- ſtammung, ebenſo wie die Araber uͤber ihre Pferde und die mecklenbur- giſchen Edelleute uͤber ihre eigenen Ahnen ſehr ſorgfaͤltige genealogiſche Regiſter fuͤhren. Auch in Aſien war die Taubenzucht eine uralte Lieb- haberei der reichen Fuͤrſten, und zur Hofhaltung des Akber Khan, um das Jahr 1600, gehoͤrten mehr als 20,000 Tauben. So ent- wickelten ſich denn im Laufe mehrerer Jahrtauſende, und in Folge der mannichfaltigen Zuͤchtungsmethoden, welche in den verſchiedenſten Weltgegenden geuͤbt wurden, aus einer einzigen urſpruͤnglich gezaͤhmten Stammform eine ungeheure Menge verſchiedenartiger Raſſen und Spielarten, welche in ihren extremen Formen ganz außerordentlich von einander verſchieden ſind, und ſich oft durch ſehr auffallende Eigen- thuͤmlichkeiten auszeichnen.
Eine der auffallendſten Taubenraſſen iſt die bekannte Pfauen- taube, bei der ſich der Schwanz aͤhnlich entwickelt wie beim Pfau, und eine Anzahl von 30—40 radartig geſtellten Federn traͤgt; waͤhrend die anderen Tauben eine viel geringere Anzahl von Schwanzfedern, faſt immer 12, beſitzen. Hierbei mag erwaͤhnt werden, daß die Anzahl der Schwanzfedern bei den Voͤgeln als ſyſtematiſches Merkmal von den Naturforſchern ſehr hoch geſchaͤtzt wird, ſo daß man ganze Ordnungen danach unterſcheidet, So beſitzen z. B. die Singvoͤgel faſt ohne Aus- nahme 12 Schwanzfedern, die Schrillvoͤgel (Strisores) 10 u. ſ. w. Beſonders ausgezeichnet ſind ferner mehrere Taubenraſſen durch einen Buſch von Nackenfedern, welcher eine Art Perruͤcke bildet, andere durch abenteuerliche Umbildung des Schnabels und der Fuͤße, durch eigen- thuͤmliche, oft ſehr auffallende Verzierungen, z. B. Hautlappen, die ſich am Kopf entwickeln; durch einen großen Kropf, welcher eine ſtarke Hervortreibung der Speiſeroͤhre am Hals bildet u. ſ. w. Merk- wuͤrdig ſind auch die ſonderbaren Gewohnheiten, die viele Tauben ſich erworben haben, z. B. die Lachtauben, die Trommeltauben in ihren
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Auffallende Verſchiedenheit der Taubenraſſen.
Die Kunſt und Liebhaberei der Taubenzuͤchtung iſt uralt. Schon
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trieben. Die Roͤmer der Kaiſerzeit gaben ungeheure Summen da-
fuͤr aus, und fuͤhrten genaue Stammbaumregiſter uͤber ihre Ab-
ſtammung, ebenſo wie die Araber uͤber ihre Pferde und die mecklenbur-
giſchen Edelleute uͤber ihre eigenen Ahnen ſehr ſorgfaͤltige genealogiſche
Regiſter fuͤhren. Auch in Aſien war die Taubenzucht eine uralte Lieb-
haberei der reichen Fuͤrſten, und zur Hofhaltung des Akber Khan,
um das Jahr 1600, gehoͤrten mehr als 20,000 Tauben. So ent-
wickelten ſich denn im Laufe mehrerer Jahrtauſende, und in Folge
der mannichfaltigen Zuͤchtungsmethoden, welche in den verſchiedenſten
Weltgegenden geuͤbt wurden, aus einer einzigen urſpruͤnglich gezaͤhmten
Stammform eine ungeheure Menge verſchiedenartiger Raſſen und
Spielarten, welche in ihren extremen Formen ganz außerordentlich von
einander verſchieden ſind, und ſich oft durch ſehr auffallende Eigen-
thuͤmlichkeiten auszeichnen.
Eine der auffallendſten Taubenraſſen iſt die bekannte Pfauen-
taube, bei der ſich der Schwanz aͤhnlich entwickelt wie beim Pfau, und
eine Anzahl von 30—40 radartig geſtellten Federn traͤgt; waͤhrend die
anderen Tauben eine viel geringere Anzahl von Schwanzfedern, faſt
immer 12, beſitzen. Hierbei mag erwaͤhnt werden, daß die Anzahl der
Schwanzfedern bei den Voͤgeln als ſyſtematiſches Merkmal von den
Naturforſchern ſehr hoch geſchaͤtzt wird, ſo daß man ganze Ordnungen
danach unterſcheidet, So beſitzen z. B. die Singvoͤgel faſt ohne Aus-
nahme 12 Schwanzfedern, die Schrillvoͤgel (Strisores) 10 u. ſ. w.
Beſonders ausgezeichnet ſind ferner mehrere Taubenraſſen durch einen
Buſch von Nackenfedern, welcher eine Art Perruͤcke bildet, andere durch
abenteuerliche Umbildung des Schnabels und der Fuͤße, durch eigen-
thuͤmliche, oft ſehr auffallende Verzierungen, z. B. Hautlappen, die
ſich am Kopf entwickeln; durch einen großen Kropf, welcher eine
ſtarke Hervortreibung der Speiſeroͤhre am Hals bildet u. ſ. w. Merk-
wuͤrdig ſind auch die ſonderbaren Gewohnheiten, die viele Tauben ſich
erworben haben, z. B. die Lachtauben, die Trommeltauben in ihren
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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/135>, abgerufen am 22.11.2024.
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