Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

beiden Tochterzellen, welche bei deren Fortpflanzung durch
Theilung entstehen, durch zwei kleinere, unmittelbar darüber
befindliche rothe Kugeln angedeutet. Die rothen Wellen¬
linien bedeuten den individuellen Entwickelungsgang jeder
einzelnen Zelle mit der ihr eigenthümlichen Plastidul-
Bewegung, deren Richtung durch einen rothen Pfeil an¬
gedeutet wird. Die kleinen schwarzen Körper von ver¬
schiedener Form bedeuten die Summe der äusseren Existenz-
Bedingungen, welche die Ernährung jeder Zelle beeinflussen
und durch Anpassung deren ursprüngliche Plastidul-Bewe¬
gung abändern. Die Richtung dieser Anpassungs-Bewe¬
gung ist durch die schwarzen Pfeile angedeutet. Indem
nun in jeder einzelnen Zelle die ursprüngliche, von der
Mutterzelle durch Vererbung übertragene Plastidul-Be¬
wegung mit der neuen, durch Anpassung erworbenen
Plastidul-Bewegung zusammentrifft, entsteht als Diagonale
in diesem Parallelogramm der Kräfte eine neue Form der
Plastidul-Bewegung, die dieser Zelle individuell zukommt;
und da die Existenz-Bedingungen aller Individuen mehr
oder minder verschieden sind, müssen auch diese Diagonal-
Bewegungen mehr oder minder abweichen. Daraus folgt
die Divergenz des Charakters, welche sich bei den
Descendenten jeder Generation ausspricht und bei jeder
folgenden Generation wächst. Der ganze Entwickelungs-
Process stellt sich also als eine zusammengesetzte rami¬
ficirte Undulation der Plastidule dar, bei welcher die
einzelnen Wellen mehr und mehr ungleich werden. Ganz
dieselbe Erscheinung zeigt uns der sogenannte Fur¬
chungs-Process
der Thier-Eier. Auch hier zerfällt die
Zelle durch wiederholte Theilung in 2, 4, 8, 16, 32 Zellen u.s.w.

beiden Tochterzellen, welche bei deren Fortpflanzung durch
Theilung entstehen, durch zwei kleinere, unmittelbar darüber
befindliche rothe Kugeln angedeutet. Die rothen Wellen¬
linien bedeuten den individuellen Entwickelungsgang jeder
einzelnen Zelle mit der ihr eigenthümlichen Plastidul-
Bewegung, deren Richtung durch einen rothen Pfeil an¬
gedeutet wird. Die kleinen schwarzen Körper von ver¬
schiedener Form bedeuten die Summe der äusseren Existenz-
Bedingungen, welche die Ernährung jeder Zelle beeinflussen
und durch Anpassung deren ursprüngliche Plastidul-Bewe¬
gung abändern. Die Richtung dieser Anpassungs-Bewe¬
gung ist durch die schwarzen Pfeile angedeutet. Indem
nun in jeder einzelnen Zelle die ursprüngliche, von der
Mutterzelle durch Vererbung übertragene Plastidul-Be¬
wegung mit der neuen, durch Anpassung erworbenen
Plastidul-Bewegung zusammentrifft, entsteht als Diagonale
in diesem Parallelogramm der Kräfte eine neue Form der
Plastidul-Bewegung, die dieser Zelle individuell zukommt;
und da die Existenz-Bedingungen aller Individuen mehr
oder minder verschieden sind, müssen auch diese Diagonal-
Bewegungen mehr oder minder abweichen. Daraus folgt
die Divergenz des Charakters, welche sich bei den
Descendenten jeder Generation ausspricht und bei jeder
folgenden Generation wächst. Der ganze Entwickelungs-
Process stellt sich also als eine zusammengesetzte rami¬
ficirte Undulation der Plastidule dar, bei welcher die
einzelnen Wellen mehr und mehr ungleich werden. Ganz
dieselbe Erscheinung zeigt uns der sogenannte Fur¬
chungs-Process
der Thier-Eier. Auch hier zerfällt die
Zelle durch wiederholte Theilung in 2, 4, 8, 16, 32 Zellen u.s.w.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0072" n="66"/>
beiden Tochterzellen, welche bei deren Fortpflanzung durch<lb/>
Theilung entstehen, durch zwei kleinere, unmittelbar darüber<lb/>
befindliche rothe Kugeln angedeutet. Die rothen Wellen¬<lb/>
linien bedeuten den individuellen Entwickelungsgang jeder<lb/>
einzelnen Zelle mit der ihr eigenthümlichen Plastidul-<lb/>
Bewegung, deren Richtung durch einen rothen Pfeil an¬<lb/>
gedeutet wird. Die kleinen schwarzen Körper von ver¬<lb/>
schiedener Form bedeuten die Summe der äusseren Existenz-<lb/>
Bedingungen, welche die Ernährung jeder Zelle beeinflussen<lb/>
und durch Anpassung deren ursprüngliche Plastidul-Bewe¬<lb/>
gung abändern. Die Richtung dieser Anpassungs-Bewe¬<lb/>
gung ist durch die schwarzen Pfeile angedeutet. Indem<lb/>
nun in jeder einzelnen Zelle die ursprüngliche, von der<lb/>
Mutterzelle durch <hi rendition="#g">Vererbung</hi> übertragene Plastidul-Be¬<lb/>
wegung mit der neuen, durch <hi rendition="#g">Anpassung</hi> erworbenen<lb/>
Plastidul-Bewegung zusammentrifft, entsteht als Diagonale<lb/>
in diesem Parallelogramm der Kräfte eine neue Form der<lb/>
Plastidul-Bewegung, die dieser Zelle individuell zukommt;<lb/>
und da die Existenz-Bedingungen aller Individuen mehr<lb/>
oder minder verschieden sind, müssen auch diese Diagonal-<lb/>
Bewegungen mehr oder minder abweichen. Daraus folgt<lb/>
die <hi rendition="#g">Divergenz des Charakters</hi>, welche sich bei den<lb/>
Descendenten jeder Generation ausspricht und bei jeder<lb/>
folgenden Generation wächst. Der ganze Entwickelungs-<lb/>
Process stellt sich also als eine zusammengesetzte rami¬<lb/>
ficirte Undulation der Plastidule dar, bei welcher die<lb/>
einzelnen Wellen mehr und mehr ungleich werden. Ganz<lb/>
dieselbe Erscheinung zeigt uns der sogenannte <hi rendition="#g">Fur¬<lb/>
chungs-Process</hi> der Thier-Eier. Auch hier zerfällt die<lb/>
Zelle durch wiederholte Theilung in 2, 4, 8, 16, 32 Zellen u.s.w.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0072] beiden Tochterzellen, welche bei deren Fortpflanzung durch Theilung entstehen, durch zwei kleinere, unmittelbar darüber befindliche rothe Kugeln angedeutet. Die rothen Wellen¬ linien bedeuten den individuellen Entwickelungsgang jeder einzelnen Zelle mit der ihr eigenthümlichen Plastidul- Bewegung, deren Richtung durch einen rothen Pfeil an¬ gedeutet wird. Die kleinen schwarzen Körper von ver¬ schiedener Form bedeuten die Summe der äusseren Existenz- Bedingungen, welche die Ernährung jeder Zelle beeinflussen und durch Anpassung deren ursprüngliche Plastidul-Bewe¬ gung abändern. Die Richtung dieser Anpassungs-Bewe¬ gung ist durch die schwarzen Pfeile angedeutet. Indem nun in jeder einzelnen Zelle die ursprüngliche, von der Mutterzelle durch Vererbung übertragene Plastidul-Be¬ wegung mit der neuen, durch Anpassung erworbenen Plastidul-Bewegung zusammentrifft, entsteht als Diagonale in diesem Parallelogramm der Kräfte eine neue Form der Plastidul-Bewegung, die dieser Zelle individuell zukommt; und da die Existenz-Bedingungen aller Individuen mehr oder minder verschieden sind, müssen auch diese Diagonal- Bewegungen mehr oder minder abweichen. Daraus folgt die Divergenz des Charakters, welche sich bei den Descendenten jeder Generation ausspricht und bei jeder folgenden Generation wächst. Der ganze Entwickelungs- Process stellt sich also als eine zusammengesetzte rami¬ ficirte Undulation der Plastidule dar, bei welcher die einzelnen Wellen mehr und mehr ungleich werden. Ganz dieselbe Erscheinung zeigt uns der sogenannte Fur¬ chungs-Process der Thier-Eier. Auch hier zerfällt die Zelle durch wiederholte Theilung in 2, 4, 8, 16, 32 Zellen u.s.w.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_plastidule_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_plastidule_1876/72
Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_plastidule_1876/72>, abgerufen am 22.11.2024.