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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866.

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Zweipaarige Grundformen. Tetrapleura.
schärfsten ausgeprägt erscheint (Fig. 12). Wie bei den Zaphrentiden, besteht
jede der beiden symmetrisch gleichen Körperhälften (rechte und linke) aus zwei
ganzen Antimeren, einem dorsalen und einem ventralen. Je mehr diese sich
differenziren, je mehr zugleich jede Körperhälfte sich dadurch centralisirt,
desto mehr geht die eutetrapleure in die eudipleure Form über; je weniger
die beiden Antimeren jeder Seitenhälfte verschieden sind, desto mehr nähert
sie sich der Tetrarithmen-Form, welche in den Proglottiden vieler Taenien
sehr rein ausgebildet ist und in den "regulären" Scolices zur tetractinoten
Grundform wird. Dieser schon oben (p. 494) hervorgehobene Zusammen-
hang der verschiedenen tetrameren Grundformen erscheint uns von sehr
grosser Bedeutung für die Vorstellung von der Entstehung derselben und
insbesondere von der Entwickelung der höheren aus den niederen Formen.
Besonders möchten wir dabei noch auf den möglichen genealogischen Zu-
sammenhang der Wirbelthiere mit den Würmern hinweisen, wie er im sechs-
ten Buche erläutert werden soll. Auch die niederen Wirbelthiere zeigen
noch sehr deutlich ihre ursprüngliche tetrapleure Zusammensetzung aus
4 Antimeren, so z. B. im Schwanze der Fische und Amphibien. Höchst
wahrscheinlich ist auch hier die höhere dipleure Form, welche alle ausge-
bildeten Wirbelthiere zeigen, erst secundär aus der tetrapleuren hervorge-
gangen, wie dies bei den Arthropoden unzweifelhaft der Fall ist.

Unter den Dicotyledonen-Blüthen finden wir die interradiale Eutetra-
pleuren-Form in Iberis und einigen anderen Cruciferen mit sogenannten
"strahlenden Blüthen" eben so rein und vollständig, als in den Würmern
und den Zaphrentiden ausgesprochen. Die beiden grösseren ("äusseren")
von dem Hauptspross abgewandten Blumenblätter, welche symmetrisch-gleich
sind, entsprechen dem ventralen Antimeren-Paar; die beiden kleineren
("inneren") dem Hauptspross zugewandten Blumenblätter, welche eben-
falls unter sich symmetrisch gleich sind, dem dorsalen Antimeren-Paar. Die
beiden kleineren von den 6 Staubfäden (das entwickelte Paar des äusseren
Kreises) liegen in der lateralen Richtebene, die beiden abortirten Staubfäden
des äusseren Kreises (dorsaler und ventraler) in der Medianebene.

Wir haben hier die interradiale Eutetrapleuren-Form nach der
radialen aufgeführt, weil uns die erstere im Ganzen genommen die
höhere und vollkommenere zu sein scheint Es geht dies namentlich
daraus hervor, dass dieselbe sich unmittelbar an die Eudipleuren-Form
anschliesst. Bei Beiden fällt die Medianebene mit einer inter-
radialen
Kreuzebene zusammen. Sobald sich die beiden Antimeren
jeder Seitenhälfte einer interradialen Eutetrapleuren-Form stark diffe-
renziren und eine straffere Centralisation aller vier Antimeren eintritt,
geht dieselbe unmittelbar in die Eudipleuren-Form über (Arthropoden,
Vertebraten). Auch stimmt die interradiale Eutetrapleuren-Form darin
mit der Eudipleuren-Form überein, dass die Grundform jedes einzelnen
Antimeres die dysdipleure ist (Vgl. Taf. I, Fig. 11 und 12).

Andererseits müssen wir jedoch schliesslich hervorheben, dass die
radiale Eutetrapleuren-Form uns in einer Beziehung wenigstens voll-

Zweipaarige Grundformen. Tetrapleura.
schärfsten ausgeprägt erscheint (Fig. 12). Wie bei den Zaphrentiden, besteht
jede der beiden symmetrisch gleichen Körperhälften (rechte und linke) aus zwei
ganzen Antimeren, einem dorsalen und einem ventralen. Je mehr diese sich
differenziren, je mehr zugleich jede Körperhälfte sich dadurch centralisirt,
desto mehr geht die eutetrapleure in die eudipleure Form über; je weniger
die beiden Antimeren jeder Seitenhälfte verschieden sind, desto mehr nähert
sie sich der Tetrarithmen-Form, welche in den Proglottiden vieler Taenien
sehr rein ausgebildet ist und in den „regulären“ Scolices zur tetractinoten
Grundform wird. Dieser schon oben (p. 494) hervorgehobene Zusammen-
hang der verschiedenen tetrameren Grundformen erscheint uns von sehr
grosser Bedeutung für die Vorstellung von der Entstehung derselben und
insbesondere von der Entwickelung der höheren aus den niederen Formen.
Besonders möchten wir dabei noch auf den möglichen genealogischen Zu-
sammenhang der Wirbelthiere mit den Würmern hinweisen, wie er im sechs-
ten Buche erläutert werden soll. Auch die niederen Wirbelthiere zeigen
noch sehr deutlich ihre ursprüngliche tetrapleure Zusammensetzung aus
4 Antimeren, so z. B. im Schwanze der Fische und Amphibien. Höchst
wahrscheinlich ist auch hier die höhere dipleure Form, welche alle ausge-
bildeten Wirbelthiere zeigen, erst secundär aus der tetrapleuren hervorge-
gangen, wie dies bei den Arthropoden unzweifelhaft der Fall ist.

Unter den Dicotyledonen-Blüthen finden wir die interradiale Eutetra-
pleuren-Form in Iberis und einigen anderen Cruciferen mit sogenannten
„strahlenden Blüthen“ eben so rein und vollständig, als in den Würmern
und den Zaphrentiden ausgesprochen. Die beiden grösseren („äusseren“)
von dem Hauptspross abgewandten Blumenblätter, welche symmetrisch-gleich
sind, entsprechen dem ventralen Antimeren-Paar; die beiden kleineren
(„inneren“) dem Hauptspross zugewandten Blumenblätter, welche eben-
falls unter sich symmetrisch gleich sind, dem dorsalen Antimeren-Paar. Die
beiden kleineren von den 6 Staubfäden (das entwickelte Paar des äusseren
Kreises) liegen in der lateralen Richtebene, die beiden abortirten Staubfäden
des äusseren Kreises (dorsaler und ventraler) in der Medianebene.

Wir haben hier die interradiale Eutetrapleuren-Form nach der
radialen aufgeführt, weil uns die erstere im Ganzen genommen die
höhere und vollkommenere zu sein scheint Es geht dies namentlich
daraus hervor, dass dieselbe sich unmittelbar an die Eudipleuren-Form
anschliesst. Bei Beiden fällt die Medianebene mit einer inter-
radialen
Kreuzebene zusammen. Sobald sich die beiden Antimeren
jeder Seitenhälfte einer interradialen Eutetrapleuren-Form stark diffe-
renziren und eine straffere Centralisation aller vier Antimeren eintritt,
geht dieselbe unmittelbar in die Eudipleuren-Form über (Arthropoden,
Vertebraten). Auch stimmt die interradiale Eutetrapleuren-Form darin
mit der Eudipleuren-Form überein, dass die Grundform jedes einzelnen
Antimeres die dysdipleure ist (Vgl. Taf. I, Fig. 11 und 12).

Andererseits müssen wir jedoch schliesslich hervorheben, dass die
radiale Eutetrapleuren-Form uns in einer Beziehung wenigstens voll-

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[517/0556] Zweipaarige Grundformen. Tetrapleura. schärfsten ausgeprägt erscheint (Fig. 12). Wie bei den Zaphrentiden, besteht jede der beiden symmetrisch gleichen Körperhälften (rechte und linke) aus zwei ganzen Antimeren, einem dorsalen und einem ventralen. Je mehr diese sich differenziren, je mehr zugleich jede Körperhälfte sich dadurch centralisirt, desto mehr geht die eutetrapleure in die eudipleure Form über; je weniger die beiden Antimeren jeder Seitenhälfte verschieden sind, desto mehr nähert sie sich der Tetrarithmen-Form, welche in den Proglottiden vieler Taenien sehr rein ausgebildet ist und in den „regulären“ Scolices zur tetractinoten Grundform wird. Dieser schon oben (p. 494) hervorgehobene Zusammen- hang der verschiedenen tetrameren Grundformen erscheint uns von sehr grosser Bedeutung für die Vorstellung von der Entstehung derselben und insbesondere von der Entwickelung der höheren aus den niederen Formen. Besonders möchten wir dabei noch auf den möglichen genealogischen Zu- sammenhang der Wirbelthiere mit den Würmern hinweisen, wie er im sechs- ten Buche erläutert werden soll. Auch die niederen Wirbelthiere zeigen noch sehr deutlich ihre ursprüngliche tetrapleure Zusammensetzung aus 4 Antimeren, so z. B. im Schwanze der Fische und Amphibien. Höchst wahrscheinlich ist auch hier die höhere dipleure Form, welche alle ausge- bildeten Wirbelthiere zeigen, erst secundär aus der tetrapleuren hervorge- gangen, wie dies bei den Arthropoden unzweifelhaft der Fall ist. Unter den Dicotyledonen-Blüthen finden wir die interradiale Eutetra- pleuren-Form in Iberis und einigen anderen Cruciferen mit sogenannten „strahlenden Blüthen“ eben so rein und vollständig, als in den Würmern und den Zaphrentiden ausgesprochen. Die beiden grösseren („äusseren“) von dem Hauptspross abgewandten Blumenblätter, welche symmetrisch-gleich sind, entsprechen dem ventralen Antimeren-Paar; die beiden kleineren („inneren“) dem Hauptspross zugewandten Blumenblätter, welche eben- falls unter sich symmetrisch gleich sind, dem dorsalen Antimeren-Paar. Die beiden kleineren von den 6 Staubfäden (das entwickelte Paar des äusseren Kreises) liegen in der lateralen Richtebene, die beiden abortirten Staubfäden des äusseren Kreises (dorsaler und ventraler) in der Medianebene. Wir haben hier die interradiale Eutetrapleuren-Form nach der radialen aufgeführt, weil uns die erstere im Ganzen genommen die höhere und vollkommenere zu sein scheint Es geht dies namentlich daraus hervor, dass dieselbe sich unmittelbar an die Eudipleuren-Form anschliesst. Bei Beiden fällt die Medianebene mit einer inter- radialen Kreuzebene zusammen. Sobald sich die beiden Antimeren jeder Seitenhälfte einer interradialen Eutetrapleuren-Form stark diffe- renziren und eine straffere Centralisation aller vier Antimeren eintritt, geht dieselbe unmittelbar in die Eudipleuren-Form über (Arthropoden, Vertebraten). Auch stimmt die interradiale Eutetrapleuren-Form darin mit der Eudipleuren-Form überein, dass die Grundform jedes einzelnen Antimeres die dysdipleure ist (Vgl. Taf. I, Fig. 11 und 12). Andererseits müssen wir jedoch schliesslich hervorheben, dass die radiale Eutetrapleuren-Form uns in einer Beziehung wenigstens voll-

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Zitationshilfe: Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/556>, abgerufen am 24.11.2024.