jeder Blattkreis der Blüthe (also jedes Metamer), mit einziger Aus- nahme des äusseren Staubfäden- und des Fruchtblatt-Kreises, aus vier Blättern besteht.
Die rhombische Pyramide der Tetraphragmen entsteht aus der quadratischen Pyramide der Tetractinoten einfach dadurch, dass von den 4 ursprünglich gleichmässig angelegten und nicht zu unterschei- denden Antimeren im Laufe der Entwickelung zwei gegenständige sich von den beiden mit ihnen alternirenden Antimeren differenziren. Dies geschieht entweder dadurch, dass sie besondere Organe ent- wickeln, welche den anderen ganz fehlen (z. B. die beiden Haupt- tentakeln der Saphenien), oder dadurch, dass sie hinter den anderen in der Entwickelung zurückbleiben, und dieselben Organe schwächer ausbilden oder verlieren, die bei den anderen beiden stärker wer- den (z. B. die Staubfäden der Cruciferen, von denen 2 gegenständige des äusseren Kreises abortiren). Es werden also die beiden auf ein- ander senkrechten Radialebenen, welche bei den Tetractinoten gleich sind, bei den Tetraphragmen ungleich, und differenziren sich eben dadurch zu den beiden Richtebenen, der medianen oder sagittalen und der lateralen Ebene. (Vgl. Taf. I, Fig. 10 nebst Erklärung).
Die gestaltenreiche Klasse der Hydromedusen, und unter ihnen vor- zugsweise die Ordnung der Hydroiden und Siphonophoren, zeigen uns die characteristische Tetraphragmen-Form am deutlichsten entwickelt, und zwar sind hier immer zugleich einerseits alle möglichen Uebergänge zur Tetractinoten-Form zu finden, welche die Entstehung der rhombischen aus der quadratischen Pyramide erläutern, während andererseits durch Differen- zirung der Dickenaxen-Pole die autopole in die allopole Heterostauren-Form und zwar zunächst in die Eutetapleuren-, weiterhin auch in die Dystetra- pleuren-Form übergeht.
Unter den Craspedoten oder cryptocarpen Medusen sind es nur einzelne Gattungen, welche die Grundform der Rhomben-Pyramide deutlich zeigen. Es wird dieselbe hier dadurch bezeichnet, dass an 2 entgegenge- setzten Radien des vierstrahligen Glockenkörpers, und zwar an der Ein- mündungsstelle zweier gegenständiger Radialcanäle in den Ringcanal, sich zwei mächtige Tentakeln entwickeln, welche den beiden zwischenliegenden (dorso-ventralen) Radien fehlen. Bald sind diese beiden starken gegen- ständigen Randfäden (rechter und linker) die einzigen Tentakeln, bald sind ausser ihnen noch 4 schwächere vorhanden, die an allen 4 Radien gleich- mässig vertheilt sind. Von der Familie der Cytaeiden ist die Gattung Cybogaster, von den Oceaniden Stomotoca (Saphenia Forbes), von den Geryon- opsiden Saphenia (Eschscholtz) oder Plancia (Forbes) durch einen rechten und linken Haupttentakel ausgezeichnet (Fig. 10). In der Familie der Geryoniden macht sich dasselbe Verhältniss im Entwickelungscyclus der vierzähligen Liriopiden (Liriope, Glossocodon) dadurch geltend, dass alle Randorgane und also auch die Tentakeln paarweise hervorsprossen, zuerst ein gegen- ständiges Paar, und dann erst später das andere, damit alternirende Paar.
System der organischen Grundformen.
jeder Blattkreis der Blüthe (also jedes Metamer), mit einziger Aus- nahme des äusseren Staubfäden- und des Fruchtblatt-Kreises, aus vier Blättern besteht.
Die rhombische Pyramide der Tetraphragmen entsteht aus der quadratischen Pyramide der Tetractinoten einfach dadurch, dass von den 4 ursprünglich gleichmässig angelegten und nicht zu unterschei- denden Antimeren im Laufe der Entwickelung zwei gegenständige sich von den beiden mit ihnen alternirenden Antimeren differenziren. Dies geschieht entweder dadurch, dass sie besondere Organe ent- wickeln, welche den anderen ganz fehlen (z. B. die beiden Haupt- tentakeln der Saphenien), oder dadurch, dass sie hinter den anderen in der Entwickelung zurückbleiben, und dieselben Organe schwächer ausbilden oder verlieren, die bei den anderen beiden stärker wer- den (z. B. die Staubfäden der Cruciferen, von denen 2 gegenständige des äusseren Kreises abortiren). Es werden also die beiden auf ein- ander senkrechten Radialebenen, welche bei den Tetractinoten gleich sind, bei den Tetraphragmen ungleich, und differenziren sich eben dadurch zu den beiden Richtebenen, der medianen oder sagittalen und der lateralen Ebene. (Vgl. Taf. I, Fig. 10 nebst Erklärung).
Die gestaltenreiche Klasse der Hydromedusen, und unter ihnen vor- zugsweise die Ordnung der Hydroiden und Siphonophoren, zeigen uns die characteristische Tetraphragmen-Form am deutlichsten entwickelt, und zwar sind hier immer zugleich einerseits alle möglichen Uebergänge zur Tetractinoten-Form zu finden, welche die Entstehung der rhombischen aus der quadratischen Pyramide erläutern, während andererseits durch Differen- zirung der Dickenaxen-Pole die autopole in die allopole Heterostauren-Form und zwar zunächst in die Eutetapleuren-, weiterhin auch in die Dystetra- pleuren-Form übergeht.
Unter den Craspedoten oder cryptocarpen Medusen sind es nur einzelne Gattungen, welche die Grundform der Rhomben-Pyramide deutlich zeigen. Es wird dieselbe hier dadurch bezeichnet, dass an 2 entgegenge- setzten Radien des vierstrahligen Glockenkörpers, und zwar an der Ein- mündungsstelle zweier gegenständiger Radialcanäle in den Ringcanal, sich zwei mächtige Tentakeln entwickeln, welche den beiden zwischenliegenden (dorso-ventralen) Radien fehlen. Bald sind diese beiden starken gegen- ständigen Randfäden (rechter und linker) die einzigen Tentakeln, bald sind ausser ihnen noch 4 schwächere vorhanden, die an allen 4 Radien gleich- mässig vertheilt sind. Von der Familie der Cytaeiden ist die Gattung Cybogaster, von den Oceaniden Stomotoca (Saphenia Forbes), von den Geryon- opsiden Saphenia (Eschscholtz) oder Plancia (Forbes) durch einen rechten und linken Haupttentakel ausgezeichnet (Fig. 10). In der Familie der Geryoniden macht sich dasselbe Verhältniss im Entwickelungscyclus der vierzähligen Liriopiden (Liriope, Glossocodon) dadurch geltend, dass alle Randorgane und also auch die Tentakeln paarweise hervorsprossen, zuerst ein gegen- ständiges Paar, und dann erst später das andere, damit alternirende Paar.
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System der organischen Grundformen.
jeder Blattkreis der Blüthe (also jedes Metamer), mit einziger Aus-
nahme des äusseren Staubfäden- und des Fruchtblatt-Kreises, aus vier
Blättern besteht.
Die rhombische Pyramide der Tetraphragmen entsteht aus der
quadratischen Pyramide der Tetractinoten einfach dadurch, dass von
den 4 ursprünglich gleichmässig angelegten und nicht zu unterschei-
denden Antimeren im Laufe der Entwickelung zwei gegenständige
sich von den beiden mit ihnen alternirenden Antimeren differenziren.
Dies geschieht entweder dadurch, dass sie besondere Organe ent-
wickeln, welche den anderen ganz fehlen (z. B. die beiden Haupt-
tentakeln der Saphenien), oder dadurch, dass sie hinter den anderen
in der Entwickelung zurückbleiben, und dieselben Organe schwächer
ausbilden oder verlieren, die bei den anderen beiden stärker wer-
den (z. B. die Staubfäden der Cruciferen, von denen 2 gegenständige
des äusseren Kreises abortiren). Es werden also die beiden auf ein-
ander senkrechten Radialebenen, welche bei den Tetractinoten gleich
sind, bei den Tetraphragmen ungleich, und differenziren sich eben
dadurch zu den beiden Richtebenen, der medianen oder sagittalen und
der lateralen Ebene. (Vgl. Taf. I, Fig. 10 nebst Erklärung).
Die gestaltenreiche Klasse der Hydromedusen, und unter ihnen vor-
zugsweise die Ordnung der Hydroiden und Siphonophoren, zeigen uns die
characteristische Tetraphragmen-Form am deutlichsten entwickelt, und
zwar sind hier immer zugleich einerseits alle möglichen Uebergänge zur
Tetractinoten-Form zu finden, welche die Entstehung der rhombischen aus
der quadratischen Pyramide erläutern, während andererseits durch Differen-
zirung der Dickenaxen-Pole die autopole in die allopole Heterostauren-Form
und zwar zunächst in die Eutetapleuren-, weiterhin auch in die Dystetra-
pleuren-Form übergeht.
Unter den Craspedoten oder cryptocarpen Medusen sind es nur
einzelne Gattungen, welche die Grundform der Rhomben-Pyramide deutlich
zeigen. Es wird dieselbe hier dadurch bezeichnet, dass an 2 entgegenge-
setzten Radien des vierstrahligen Glockenkörpers, und zwar an der Ein-
mündungsstelle zweier gegenständiger Radialcanäle in den Ringcanal, sich
zwei mächtige Tentakeln entwickeln, welche den beiden zwischenliegenden
(dorso-ventralen) Radien fehlen. Bald sind diese beiden starken gegen-
ständigen Randfäden (rechter und linker) die einzigen Tentakeln, bald sind
ausser ihnen noch 4 schwächere vorhanden, die an allen 4 Radien gleich-
mässig vertheilt sind. Von der Familie der Cytaeiden ist die Gattung
Cybogaster, von den Oceaniden Stomotoca (Saphenia Forbes), von den Geryon-
opsiden Saphenia (Eschscholtz) oder Plancia (Forbes) durch einen rechten und
linken Haupttentakel ausgezeichnet (Fig. 10). In der Familie der Geryoniden
macht sich dasselbe Verhältniss im Entwickelungscyclus der vierzähligen
Liriopiden (Liriope, Glossocodon) dadurch geltend, dass alle Randorgane
und also auch die Tentakeln paarweise hervorsprossen, zuerst ein gegen-
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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/529>, abgerufen am 23.11.2024.
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