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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866.

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System der organischen Grundformen.
Dreizehntes Capitel.
System der organischen Grundformen.
"Dich im Unendlichen zu finden,
Musst unterscheiden und dann verbinden."
Goethe.



Erste Klasse der organischen Grundformen.
Axenlose. Anaxonia.
(Acentra. Organische Formen ohne constante Mitte).
Realer Typus: Spongilla.

Sämmtliche individuelle Formen der Organismen zerfallen hin-
sichtlich ihrer stereometrischen Grundform zunächst in zwei grosse
Hauptgruppen: Axenlose (Anaxonia) und Axenfeste (Axonia). Die
Axenlosen lassen durchaus keine feste bestimmbare Grundform er-
kennen und sind absolut unregelmässig, während die Axenfesten
irgend eine deutliche, bezeichnungsfähige stereometrische Grundform
bestimmen lassen. Bei den Axonien ist eine bestimmte ideale Mitte
des Körpers vorhanden, eine centrale Raumgrösse, zu welcher die
übrigen Körpertheile eine bestimmte Beziehung zeigen. Diese Mitte
(Centrum)
kann ein Punkt (bei den Homaxonien und Polyaxonien)
oder eine Linie (bei den Protaxonien mit Ausnahme der allopolen
Heterostauren), oder eine Ebene (bei den allopolen Heterostauren)
sein. Bei den Anaxonien fehlt eine solche Mitte vollständig. Man
kann daher die Axonien oder Axenfesten auch als Centromorpha
bezeichnen, als Gestalten mit einer bestimmten Mitte, und die Anaxo-
nien als Acentra, als Gestalten, bei denen eine solche Mitte nicht
bestimmbar ist. Dieser fundamentale Unterschied der beiden obersten
und allgemeinsten Hauptgruppen von Formen der organisirten Materie

System der organischen Grundformen.
Dreizehntes Capitel.
System der organischen Grundformen.
„Dich im Unendlichen zu finden,
Musst unterscheiden und dann verbinden.“
Goethe.



Erste Klasse der organischen Grundformen.
Axenlose. Anaxonia.
(Acentra. Organische Formen ohne constante Mitte).
Realer Typus: Spongilla.

Sämmtliche individuelle Formen der Organismen zerfallen hin-
sichtlich ihrer stereometrischen Grundform zunächst in zwei grosse
Hauptgruppen: Axenlose (Anaxonia) und Axenfeste (Axonia). Die
Axenlosen lassen durchaus keine feste bestimmbare Grundform er-
kennen und sind absolut unregelmässig, während die Axenfesten
irgend eine deutliche, bezeichnungsfähige stereometrische Grundform
bestimmen lassen. Bei den Axonien ist eine bestimmte ideale Mitte
des Körpers vorhanden, eine centrale Raumgrösse, zu welcher die
übrigen Körpertheile eine bestimmte Beziehung zeigen. Diese Mitte
(Centrum)
kann ein Punkt (bei den Homaxonien und Polyaxonien)
oder eine Linie (bei den Protaxonien mit Ausnahme der allopolen
Heterostauren), oder eine Ebene (bei den allopolen Heterostauren)
sein. Bei den Anaxonien fehlt eine solche Mitte vollständig. Man
kann daher die Axonien oder Axenfesten auch als Centromorpha
bezeichnen, als Gestalten mit einer bestimmten Mitte, und die Anaxo-
nien als Acentra, als Gestalten, bei denen eine solche Mitte nicht
bestimmbar ist. Dieser fundamentale Unterschied der beiden obersten
und allgemeinsten Hauptgruppen von Formen der organisirten Materie

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[400/0439] System der organischen Grundformen. Dreizehntes Capitel. System der organischen Grundformen. „Dich im Unendlichen zu finden, Musst unterscheiden und dann verbinden.“ Goethe. Erste Klasse der organischen Grundformen. Axenlose. Anaxonia. (Acentra. Organische Formen ohne constante Mitte). Realer Typus: Spongilla. Sämmtliche individuelle Formen der Organismen zerfallen hin- sichtlich ihrer stereometrischen Grundform zunächst in zwei grosse Hauptgruppen: Axenlose (Anaxonia) und Axenfeste (Axonia). Die Axenlosen lassen durchaus keine feste bestimmbare Grundform er- kennen und sind absolut unregelmässig, während die Axenfesten irgend eine deutliche, bezeichnungsfähige stereometrische Grundform bestimmen lassen. Bei den Axonien ist eine bestimmte ideale Mitte des Körpers vorhanden, eine centrale Raumgrösse, zu welcher die übrigen Körpertheile eine bestimmte Beziehung zeigen. Diese Mitte (Centrum) kann ein Punkt (bei den Homaxonien und Polyaxonien) oder eine Linie (bei den Protaxonien mit Ausnahme der allopolen Heterostauren), oder eine Ebene (bei den allopolen Heterostauren) sein. Bei den Anaxonien fehlt eine solche Mitte vollständig. Man kann daher die Axonien oder Axenfesten auch als Centromorpha bezeichnen, als Gestalten mit einer bestimmten Mitte, und die Anaxo- nien als Acentra, als Gestalten, bei denen eine solche Mitte nicht bestimmbar ist. Dieser fundamentale Unterschied der beiden obersten und allgemeinsten Hauptgruppen von Formen der organisirten Materie

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Zitationshilfe: Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/439>, abgerufen am 23.11.2024.