Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.dem Schooße hatte, -- versicherte ihn keck und ohne Furcht, das Feuer werde im Augenblick brennen. Schon wollte sich Graf S. zurückziehen, um den alten Postillon, der ihm das Pferd abgenommen, um Auskunft zu bitten, als dieser mit einem Arm voll Reisig hereintrat. Ist denn Niemand im Hause? fragte Graf S., als diese Kinder? Wo ist denn der Posthalter? Und -- Der Postillon warf das Holz auf den Kamin, zuckte abermals mit den Achseln und fragte: Waren Sie schon früher in dem Hause? Vor ungefähr vier Jahren. Ja so. Damals sah ich,-- ich war einen Augenblick hier, während des Umspannens in der Nacht -- damals sah ich zufällig ein sehr schönes Mädchen hier. Die Teresina! sagte ernst der Postillon; dort am Boden sitzt ihr Kind. Und sie? Nun sie -- ist glücklicher Weise vor einem Jahre gestorben. Er hat's ihr gar zu schlecht gemacht. Wer? -- Ihr Vater? O nein, der starb schon früher, -- ihr Mann, unser jetziger Herr! Bei diesen Worten schauderte er zusammen. So, so! der Posthalterssohn von Piacenza? forschte der Offizier mit gepreßter Stimme weiter. Sie haben ihn gekannt, Herr? Das nicht, aber von ihm gehört, entgegnete der Graf. dem Schooße hatte, — versicherte ihn keck und ohne Furcht, das Feuer werde im Augenblick brennen. Schon wollte sich Graf S. zurückziehen, um den alten Postillon, der ihm das Pferd abgenommen, um Auskunft zu bitten, als dieser mit einem Arm voll Reisig hereintrat. Ist denn Niemand im Hause? fragte Graf S., als diese Kinder? Wo ist denn der Posthalter? Und — Der Postillon warf das Holz auf den Kamin, zuckte abermals mit den Achseln und fragte: Waren Sie schon früher in dem Hause? Vor ungefähr vier Jahren. Ja so. Damals sah ich,— ich war einen Augenblick hier, während des Umspannens in der Nacht — damals sah ich zufällig ein sehr schönes Mädchen hier. Die Teresina! sagte ernst der Postillon; dort am Boden sitzt ihr Kind. Und sie? Nun sie — ist glücklicher Weise vor einem Jahre gestorben. Er hat's ihr gar zu schlecht gemacht. Wer? — Ihr Vater? O nein, der starb schon früher, — ihr Mann, unser jetziger Herr! Bei diesen Worten schauderte er zusammen. So, so! der Posthalterssohn von Piacenza? forschte der Offizier mit gepreßter Stimme weiter. Sie haben ihn gekannt, Herr? Das nicht, aber von ihm gehört, entgegnete der Graf. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0066"/> dem Schooße hatte, — versicherte ihn keck und ohne Furcht, das Feuer werde im Augenblick brennen. Schon wollte sich Graf S. zurückziehen, um den alten Postillon, der ihm das Pferd abgenommen, um Auskunft zu bitten, als dieser mit einem Arm voll Reisig hereintrat.</p><lb/> <p>Ist denn Niemand im Hause? fragte Graf S., als diese Kinder? Wo ist denn der Posthalter? Und —</p><lb/> <p>Der Postillon warf das Holz auf den Kamin, zuckte abermals mit den Achseln und fragte: Waren Sie schon früher in dem Hause?</p><lb/> <p>Vor ungefähr vier Jahren.</p><lb/> <p>Ja so.</p><lb/> <p>Damals sah ich,— ich war einen Augenblick hier, während des Umspannens in der Nacht — damals sah ich zufällig ein sehr schönes Mädchen hier.</p><lb/> <p>Die Teresina! sagte ernst der Postillon; dort am Boden sitzt ihr Kind.</p><lb/> <p>Und sie?</p><lb/> <p>Nun sie — ist glücklicher Weise vor einem Jahre gestorben. Er hat's ihr gar zu schlecht gemacht.</p><lb/> <p>Wer? — Ihr Vater?</p><lb/> <p>O nein, der starb schon früher, — ihr Mann, unser jetziger Herr! Bei diesen Worten schauderte er zusammen.</p><lb/> <p>So, so! der Posthalterssohn von Piacenza? forschte der Offizier mit gepreßter Stimme weiter.</p><lb/> <p>Sie haben ihn gekannt, Herr?</p><lb/> <p>Das nicht, aber von ihm gehört, entgegnete der Graf.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0066]
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Ist denn Niemand im Hause? fragte Graf S., als diese Kinder? Wo ist denn der Posthalter? Und —
Der Postillon warf das Holz auf den Kamin, zuckte abermals mit den Achseln und fragte: Waren Sie schon früher in dem Hause?
Vor ungefähr vier Jahren.
Ja so.
Damals sah ich,— ich war einen Augenblick hier, während des Umspannens in der Nacht — damals sah ich zufällig ein sehr schönes Mädchen hier.
Die Teresina! sagte ernst der Postillon; dort am Boden sitzt ihr Kind.
Und sie?
Nun sie — ist glücklicher Weise vor einem Jahre gestorben. Er hat's ihr gar zu schlecht gemacht.
Wer? — Ihr Vater?
O nein, der starb schon früher, — ihr Mann, unser jetziger Herr! Bei diesen Worten schauderte er zusammen.
So, so! der Posthalterssohn von Piacenza? forschte der Offizier mit gepreßter Stimme weiter.
Sie haben ihn gekannt, Herr?
Das nicht, aber von ihm gehört, entgegnete der Graf.
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Zitationshilfe: | Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/66>, abgerufen am 17.07.2024. |