Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

zog seinen müden Schimmel dem bezeichneten Hause zu. Dort fand er richtig seine übrigen Pferde, befahl, daß man ihm seinen Rappen, ein starkes Pferd von englischer Abkunft, fertig mache und kehrte darauf ins Hauptquartier zurück. Hier fand er denn auch schon beide Kameraden eben im Begriff, zu Pferde zu steigen, um in den dunkelnden Abend hinauszureiten. Der Eine ging zurück über die Adda, der Andere zum ersten Armeecorps gegen Maleo.

Jetzt sind wir beide allein noch übrig, sagte der junge M., ein lustiger Dragoneroffizier; ich habe ein schweres Packet an d'Aspre zu überbringen, und mich soll der Teufel holen, wenn ich nur eine Idee davon habe, wo ich ihn eigentlich finden soll. Das Nachreiten ist überhaupt nicht meine Passion, man rennt da zwischen Wagen und Geschütz hinein, wenn man auf der Straße bleibt, und fällt in schmutzige Wassergräben, wenn man querfeldein galoppiert. Aber was hilft es? Geritten muß sein, dort wackelt schon eine Ordonnanz die Treppen herunter und bringt meine Depesche. Addio, Caro, bis morgen zum Kaffee oder zum Mittagessen, der Teufel weiß, wo? Mit diesen Worten warf der Dragoneroffizier die goldene Schärpe über die Schulter, zog die Quasten auf der rechten Seite herab und schwang sich auf seinen Braunen. Das Pferd war frisch und muthig, der Reiter ebenso, und nach einem Händedruck, ein paar Courbetten auf dem Pflaster, daß die Funken sprühten, verschwand er in der Nacht. Noch

zog seinen müden Schimmel dem bezeichneten Hause zu. Dort fand er richtig seine übrigen Pferde, befahl, daß man ihm seinen Rappen, ein starkes Pferd von englischer Abkunft, fertig mache und kehrte darauf ins Hauptquartier zurück. Hier fand er denn auch schon beide Kameraden eben im Begriff, zu Pferde zu steigen, um in den dunkelnden Abend hinauszureiten. Der Eine ging zurück über die Adda, der Andere zum ersten Armeecorps gegen Maleo.

Jetzt sind wir beide allein noch übrig, sagte der junge M., ein lustiger Dragoneroffizier; ich habe ein schweres Packet an d'Aspre zu überbringen, und mich soll der Teufel holen, wenn ich nur eine Idee davon habe, wo ich ihn eigentlich finden soll. Das Nachreiten ist überhaupt nicht meine Passion, man rennt da zwischen Wagen und Geschütz hinein, wenn man auf der Straße bleibt, und fällt in schmutzige Wassergräben, wenn man querfeldein galoppiert. Aber was hilft es? Geritten muß sein, dort wackelt schon eine Ordonnanz die Treppen herunter und bringt meine Depesche. Addio, Caro, bis morgen zum Kaffee oder zum Mittagessen, der Teufel weiß, wo? Mit diesen Worten warf der Dragoneroffizier die goldene Schärpe über die Schulter, zog die Quasten auf der rechten Seite herab und schwang sich auf seinen Braunen. Das Pferd war frisch und muthig, der Reiter ebenso, und nach einem Händedruck, ein paar Courbetten auf dem Pflaster, daß die Funken sprühten, verschwand er in der Nacht. Noch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="2">
        <p><pb facs="#f0049"/>
zog seinen müden Schimmel dem bezeichneten Hause zu. Dort fand er richtig seine      übrigen Pferde, befahl, daß man ihm seinen Rappen, ein starkes Pferd von englischer Abkunft,      fertig mache und kehrte darauf ins Hauptquartier zurück. Hier fand er denn auch schon beide      Kameraden eben im Begriff, zu Pferde zu steigen, um in den dunkelnden Abend hinauszureiten. Der      Eine ging zurück über die Adda, der Andere zum ersten Armeecorps gegen Maleo.</p><lb/>
        <p>Jetzt sind wir beide allein noch übrig, sagte der junge M., ein lustiger Dragoneroffizier;      ich habe ein schweres Packet an d'Aspre zu überbringen, und mich soll der Teufel holen, wenn      ich nur eine Idee davon habe, wo ich ihn eigentlich finden soll. Das Nachreiten ist überhaupt      nicht meine Passion, man rennt da zwischen Wagen und Geschütz hinein, wenn man auf der Straße      bleibt, und fällt in schmutzige Wassergräben, wenn man querfeldein galoppiert. Aber was hilft      es? Geritten muß sein, dort wackelt schon eine Ordonnanz die Treppen herunter und bringt meine      Depesche. Addio, Caro, bis morgen zum Kaffee oder zum Mittagessen, der Teufel weiß, wo? Mit      diesen Worten warf der Dragoneroffizier die goldene Schärpe über die Schulter, zog die Quasten      auf der rechten Seite herab und schwang sich auf seinen Braunen. Das Pferd war frisch und      muthig, der Reiter ebenso, und nach einem Händedruck, ein paar Courbetten auf dem Pflaster, daß      die Funken sprühten, verschwand er in der Nacht. Noch<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0049] zog seinen müden Schimmel dem bezeichneten Hause zu. Dort fand er richtig seine übrigen Pferde, befahl, daß man ihm seinen Rappen, ein starkes Pferd von englischer Abkunft, fertig mache und kehrte darauf ins Hauptquartier zurück. Hier fand er denn auch schon beide Kameraden eben im Begriff, zu Pferde zu steigen, um in den dunkelnden Abend hinauszureiten. Der Eine ging zurück über die Adda, der Andere zum ersten Armeecorps gegen Maleo. Jetzt sind wir beide allein noch übrig, sagte der junge M., ein lustiger Dragoneroffizier; ich habe ein schweres Packet an d'Aspre zu überbringen, und mich soll der Teufel holen, wenn ich nur eine Idee davon habe, wo ich ihn eigentlich finden soll. Das Nachreiten ist überhaupt nicht meine Passion, man rennt da zwischen Wagen und Geschütz hinein, wenn man auf der Straße bleibt, und fällt in schmutzige Wassergräben, wenn man querfeldein galoppiert. Aber was hilft es? Geritten muß sein, dort wackelt schon eine Ordonnanz die Treppen herunter und bringt meine Depesche. Addio, Caro, bis morgen zum Kaffee oder zum Mittagessen, der Teufel weiß, wo? Mit diesen Worten warf der Dragoneroffizier die goldene Schärpe über die Schulter, zog die Quasten auf der rechten Seite herab und schwang sich auf seinen Braunen. Das Pferd war frisch und muthig, der Reiter ebenso, und nach einem Händedruck, ein paar Courbetten auf dem Pflaster, daß die Funken sprühten, verschwand er in der Nacht. Noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:37:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:37:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/49
Zitationshilfe: Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/49>, abgerufen am 24.11.2024.