Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Hauptquartier, so heißt es unfehlbar: Sie haben den zweiten oder dritten Ritt heute Nacht; dann kann irgend eine Zufälligkeit kommen, die meine Vordermänner wegruft, und ich habe vielleicht einen nächtlichen Spazierritt von sechs bis acht Stunden. Aber, setzte er lustig lachend hinzu und hob sein Glas gegen die Sonne, um Alles in der Welt möchte ich nicht vertauschen jenen Abend mit heute, und gebe nur der Herr der Schlachten, daß diese angenehme Zeit noch lange fortdauern möge! Wozu indes wenig Hoffnung ist, sagte der Generalstäbler; die Komödie ist aus oder wird morgen, übermorgen ausgespielt, Mailand ist eine brillante Schlußdekoration, dann fällt hinter Karl Albert und seinem Heere der Vorhang. Aber, theuerste Freunde, bemerkte jetzt Graf S., es muß geschieden sein; ich muß ins Hauptquartier und möchte mich beeilen, denn ich sehe dort am Horizont verdächtige schwarze Wolken aufsteigen. Verdammt! sagten die beiden Cavallerieoffiziere, welche die Aussicht hatten, die Nacht über im Freien zu bleiben, und schauten den finsteren Wolken zu, welche sich am Horizont drohend empor wälzten; das wird eine nasse Nacht werden. Und vielleicht eine blutige, sagte der Generalstäbler; General Bara hat sich mit einigen Truppen nach Pizzeghettone geworfen, er wird die kleine Festung gegen einen Handstreich sicher stellen wollen, um sein Hauptquartier, so heißt es unfehlbar: Sie haben den zweiten oder dritten Ritt heute Nacht; dann kann irgend eine Zufälligkeit kommen, die meine Vordermänner wegruft, und ich habe vielleicht einen nächtlichen Spazierritt von sechs bis acht Stunden. Aber, setzte er lustig lachend hinzu und hob sein Glas gegen die Sonne, um Alles in der Welt möchte ich nicht vertauschen jenen Abend mit heute, und gebe nur der Herr der Schlachten, daß diese angenehme Zeit noch lange fortdauern möge! Wozu indes wenig Hoffnung ist, sagte der Generalstäbler; die Komödie ist aus oder wird morgen, übermorgen ausgespielt, Mailand ist eine brillante Schlußdekoration, dann fällt hinter Karl Albert und seinem Heere der Vorhang. Aber, theuerste Freunde, bemerkte jetzt Graf S., es muß geschieden sein; ich muß ins Hauptquartier und möchte mich beeilen, denn ich sehe dort am Horizont verdächtige schwarze Wolken aufsteigen. Verdammt! sagten die beiden Cavallerieoffiziere, welche die Aussicht hatten, die Nacht über im Freien zu bleiben, und schauten den finsteren Wolken zu, welche sich am Horizont drohend empor wälzten; das wird eine nasse Nacht werden. Und vielleicht eine blutige, sagte der Generalstäbler; General Bara hat sich mit einigen Truppen nach Pizzeghettone geworfen, er wird die kleine Festung gegen einen Handstreich sicher stellen wollen, um sein <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <p><pb facs="#f0045"/> Hauptquartier, so heißt es unfehlbar: Sie haben den zweiten oder dritten Ritt heute Nacht; dann kann irgend eine Zufälligkeit kommen, die meine Vordermänner wegruft, und ich habe vielleicht einen nächtlichen Spazierritt von sechs bis acht Stunden. Aber, setzte er lustig lachend hinzu und hob sein Glas gegen die Sonne, um Alles in der Welt möchte ich nicht vertauschen jenen Abend mit heute, und gebe nur der Herr der Schlachten, daß diese angenehme Zeit noch lange fortdauern möge!</p><lb/> <p>Wozu indes wenig Hoffnung ist, sagte der Generalstäbler; die Komödie ist aus oder wird morgen, übermorgen ausgespielt, Mailand ist eine brillante Schlußdekoration, dann fällt hinter Karl Albert und seinem Heere der Vorhang.</p><lb/> <p>Aber, theuerste Freunde, bemerkte jetzt Graf S., es muß geschieden sein; ich muß ins Hauptquartier und möchte mich beeilen, denn ich sehe dort am Horizont verdächtige schwarze Wolken aufsteigen.</p><lb/> <p>Verdammt! sagten die beiden Cavallerieoffiziere, welche die Aussicht hatten, die Nacht über im Freien zu bleiben, und schauten den finsteren Wolken zu, welche sich am Horizont drohend empor wälzten; das wird eine nasse Nacht werden.</p><lb/> <p>Und vielleicht eine blutige, sagte der Generalstäbler; General Bara hat sich mit einigen Truppen nach Pizzeghettone geworfen, er wird die kleine Festung gegen einen Handstreich sicher stellen wollen, um sein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0045]
Hauptquartier, so heißt es unfehlbar: Sie haben den zweiten oder dritten Ritt heute Nacht; dann kann irgend eine Zufälligkeit kommen, die meine Vordermänner wegruft, und ich habe vielleicht einen nächtlichen Spazierritt von sechs bis acht Stunden. Aber, setzte er lustig lachend hinzu und hob sein Glas gegen die Sonne, um Alles in der Welt möchte ich nicht vertauschen jenen Abend mit heute, und gebe nur der Herr der Schlachten, daß diese angenehme Zeit noch lange fortdauern möge!
Wozu indes wenig Hoffnung ist, sagte der Generalstäbler; die Komödie ist aus oder wird morgen, übermorgen ausgespielt, Mailand ist eine brillante Schlußdekoration, dann fällt hinter Karl Albert und seinem Heere der Vorhang.
Aber, theuerste Freunde, bemerkte jetzt Graf S., es muß geschieden sein; ich muß ins Hauptquartier und möchte mich beeilen, denn ich sehe dort am Horizont verdächtige schwarze Wolken aufsteigen.
Verdammt! sagten die beiden Cavallerieoffiziere, welche die Aussicht hatten, die Nacht über im Freien zu bleiben, und schauten den finsteren Wolken zu, welche sich am Horizont drohend empor wälzten; das wird eine nasse Nacht werden.
Und vielleicht eine blutige, sagte der Generalstäbler; General Bara hat sich mit einigen Truppen nach Pizzeghettone geworfen, er wird die kleine Festung gegen einen Handstreich sicher stellen wollen, um sein
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Zitationshilfe: | Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/45>, abgerufen am 28.07.2024. |