Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.und gleichgültig ob der Anfang der Reise bei dieser Gelegenheit schon durch ein zerschmettertes Rad unterbrochen würde. Doch lief Alles gut ab. Die fünf Freunde standen noch am Thore und winkten herzlich zum Abschied, um sich alsdann nach allen Theilen der Stadt zu zerstreuen, der Eine auf den Domplatz, der Andere auf den Corso, Jener nach Haus, Dieser in die Scala. Unterdessen hatte der Graf die Porta Romana hinter sich und lehnte sich behaglich in die Ecke des Wagens. Der Husar, der auf dem Bocke saß, hatte ihm den Mantel um die Füße geschlungen und legte jetzt den brennenden Schwamm auf die Meerschaumpfeife. Wie schmeckte der ungarische Tabak so gut, wie war die Lust so würzig und angenehm! mit welchem Entzücken dachte der Reisende an Rom und Neapel und gestand sich, daß er einer der glücklichsten, beneidenswerthesten Sterblichen sei. So rollte der Wagen auf der schönen breiten Chaussee dahin. Um die Fahrt ganz angenehm zu machen, hatte es den Tag vorher etwas geregnet, weßhalb unter den Hufen der Pferde und den davon eilenden Rädern kein Staub aufflog. Der mailändische Postillion, der auf der Station in Lodi mit einem sehr guten Trinkgeld entlassen worden war, hatte den Grafen seinem Nachfolger bestens rekommandiert, und die Pferde griffen aus, daß es eine Freude war. Der Rosselenker klatschte mit seiner Peitsche, rauchte lange Rattenschwänze und und gleichgültig ob der Anfang der Reise bei dieser Gelegenheit schon durch ein zerschmettertes Rad unterbrochen würde. Doch lief Alles gut ab. Die fünf Freunde standen noch am Thore und winkten herzlich zum Abschied, um sich alsdann nach allen Theilen der Stadt zu zerstreuen, der Eine auf den Domplatz, der Andere auf den Corso, Jener nach Haus, Dieser in die Scala. Unterdessen hatte der Graf die Porta Romana hinter sich und lehnte sich behaglich in die Ecke des Wagens. Der Husar, der auf dem Bocke saß, hatte ihm den Mantel um die Füße geschlungen und legte jetzt den brennenden Schwamm auf die Meerschaumpfeife. Wie schmeckte der ungarische Tabak so gut, wie war die Lust so würzig und angenehm! mit welchem Entzücken dachte der Reisende an Rom und Neapel und gestand sich, daß er einer der glücklichsten, beneidenswerthesten Sterblichen sei. So rollte der Wagen auf der schönen breiten Chaussee dahin. Um die Fahrt ganz angenehm zu machen, hatte es den Tag vorher etwas geregnet, weßhalb unter den Hufen der Pferde und den davon eilenden Rädern kein Staub aufflog. Der mailändische Postillion, der auf der Station in Lodi mit einem sehr guten Trinkgeld entlassen worden war, hatte den Grafen seinem Nachfolger bestens rekommandiert, und die Pferde griffen aus, daß es eine Freude war. Der Rosselenker klatschte mit seiner Peitsche, rauchte lange Rattenschwänze und <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0014"/> und gleichgültig ob der Anfang der Reise bei dieser Gelegenheit schon durch ein zerschmettertes Rad unterbrochen würde. Doch lief Alles gut ab. Die fünf Freunde standen noch am Thore und winkten herzlich zum Abschied, um sich alsdann nach allen Theilen der Stadt zu zerstreuen, der Eine auf den Domplatz, der Andere auf den Corso, Jener nach Haus, Dieser in die Scala.</p><lb/> <p>Unterdessen hatte der Graf die Porta Romana hinter sich und lehnte sich behaglich in die Ecke des Wagens. Der Husar, der auf dem Bocke saß, hatte ihm den Mantel um die Füße geschlungen und legte jetzt den brennenden Schwamm auf die Meerschaumpfeife. Wie schmeckte der ungarische Tabak so gut, wie war die Lust so würzig und angenehm! mit welchem Entzücken dachte der Reisende an Rom und Neapel und gestand sich, daß er einer der glücklichsten, beneidenswerthesten Sterblichen sei.</p><lb/> <p>So rollte der Wagen auf der schönen breiten Chaussee dahin. Um die Fahrt ganz angenehm zu machen, hatte es den Tag vorher etwas geregnet, weßhalb unter den Hufen der Pferde und den davon eilenden Rädern kein Staub aufflog. Der mailändische Postillion, der auf der Station in Lodi mit einem sehr guten Trinkgeld entlassen worden war, hatte den Grafen seinem Nachfolger bestens rekommandiert, und die Pferde griffen aus, daß es eine Freude war. Der Rosselenker klatschte mit seiner Peitsche, rauchte lange Rattenschwänze und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
und gleichgültig ob der Anfang der Reise bei dieser Gelegenheit schon durch ein zerschmettertes Rad unterbrochen würde. Doch lief Alles gut ab. Die fünf Freunde standen noch am Thore und winkten herzlich zum Abschied, um sich alsdann nach allen Theilen der Stadt zu zerstreuen, der Eine auf den Domplatz, der Andere auf den Corso, Jener nach Haus, Dieser in die Scala.
Unterdessen hatte der Graf die Porta Romana hinter sich und lehnte sich behaglich in die Ecke des Wagens. Der Husar, der auf dem Bocke saß, hatte ihm den Mantel um die Füße geschlungen und legte jetzt den brennenden Schwamm auf die Meerschaumpfeife. Wie schmeckte der ungarische Tabak so gut, wie war die Lust so würzig und angenehm! mit welchem Entzücken dachte der Reisende an Rom und Neapel und gestand sich, daß er einer der glücklichsten, beneidenswerthesten Sterblichen sei.
So rollte der Wagen auf der schönen breiten Chaussee dahin. Um die Fahrt ganz angenehm zu machen, hatte es den Tag vorher etwas geregnet, weßhalb unter den Hufen der Pferde und den davon eilenden Rädern kein Staub aufflog. Der mailändische Postillion, der auf der Station in Lodi mit einem sehr guten Trinkgeld entlassen worden war, hatte den Grafen seinem Nachfolger bestens rekommandiert, und die Pferde griffen aus, daß es eine Freude war. Der Rosselenker klatschte mit seiner Peitsche, rauchte lange Rattenschwänze und
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Zitationshilfe: | Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/14>, abgerufen am 16.02.2025. |