Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Dame behelfen, die weniger kostbar und doch auch belohnend ist -- die Wissenschaft. Du willst zum Generalstab, sagte der Dragoner und legte seine Beine auf einen Stuhl, der vor ihm stand; hast Recht, steigst dann zu Pferd, wie unsereins, und bist, fuhr er seufzend fort, bei einer einstigen vielleichtigen Schlacht mit an den interessantesten Punkten, ein selbständiger Mensch, brauchst nicht in der staubigen Kolonne zu marschieren. Ja zu Pferd, zu Pferd, meinte der Chevauleger, der bis jetzt schweigend geraucht, wenn ich das noch erlebe, eine tüchtige Schlacht -- im Blut, Schweiß und Staub, vor meinem Zuge hineinzustürzen in die feindliche Kavallerie, um einen Leopoldi oder gar ein Theresienkreuz herauszuhauen -- Gott, wenn ich das noch erlebe! Dazu ist leider wenig Aussicht vorhanden, seufzte der Anbeter der Tänzerin; ein Feldzug könnte mich auch arrangieren, das bricht alle Verbindungen ab; wie man sich in den Sattel schwingt und ausmarschirt, ist man ein freier, unabhängiger Mensch. Aber der Kummer der kleinen Julietta? lachte Graf S.; sie wird sich nicht mehr schminken wollen und in Folge davon ihren Kontrakt verlieren. Der Andere zuckte die Achseln und sagte seufzend: Und doch wollte ich, es gäbe einen Feldzug. Wozu aber durchaus keine Aussicht vorhanden ist, meinte der Infanterieoffizier. Der politische Himmel Dame behelfen, die weniger kostbar und doch auch belohnend ist — die Wissenschaft. Du willst zum Generalstab, sagte der Dragoner und legte seine Beine auf einen Stuhl, der vor ihm stand; hast Recht, steigst dann zu Pferd, wie unsereins, und bist, fuhr er seufzend fort, bei einer einstigen vielleichtigen Schlacht mit an den interessantesten Punkten, ein selbständiger Mensch, brauchst nicht in der staubigen Kolonne zu marschieren. Ja zu Pferd, zu Pferd, meinte der Chevauleger, der bis jetzt schweigend geraucht, wenn ich das noch erlebe, eine tüchtige Schlacht — im Blut, Schweiß und Staub, vor meinem Zuge hineinzustürzen in die feindliche Kavallerie, um einen Leopoldi oder gar ein Theresienkreuz herauszuhauen — Gott, wenn ich das noch erlebe! Dazu ist leider wenig Aussicht vorhanden, seufzte der Anbeter der Tänzerin; ein Feldzug könnte mich auch arrangieren, das bricht alle Verbindungen ab; wie man sich in den Sattel schwingt und ausmarschirt, ist man ein freier, unabhängiger Mensch. Aber der Kummer der kleinen Julietta? lachte Graf S.; sie wird sich nicht mehr schminken wollen und in Folge davon ihren Kontrakt verlieren. Der Andere zuckte die Achseln und sagte seufzend: Und doch wollte ich, es gäbe einen Feldzug. Wozu aber durchaus keine Aussicht vorhanden ist, meinte der Infanterieoffizier. Der politische Himmel <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0011"/> Dame behelfen, die weniger kostbar und doch auch belohnend ist — die Wissenschaft.</p><lb/> <p>Du willst zum Generalstab, sagte der Dragoner und legte seine Beine auf einen Stuhl, der vor ihm stand; hast Recht, steigst dann zu Pferd, wie unsereins, und bist, fuhr er seufzend fort, bei einer einstigen vielleichtigen Schlacht mit an den interessantesten Punkten, ein selbständiger Mensch, brauchst nicht in der staubigen Kolonne zu marschieren.</p><lb/> <p>Ja zu Pferd, zu Pferd, meinte der Chevauleger, der bis jetzt schweigend geraucht, wenn ich das noch erlebe, eine tüchtige Schlacht — im Blut, Schweiß und Staub, vor meinem Zuge hineinzustürzen in die feindliche Kavallerie, um einen Leopoldi oder gar ein Theresienkreuz herauszuhauen — Gott, wenn ich das noch erlebe!</p><lb/> <p>Dazu ist leider wenig Aussicht vorhanden, seufzte der Anbeter der Tänzerin; ein Feldzug könnte mich auch arrangieren, das bricht alle Verbindungen ab; wie man sich in den Sattel schwingt und ausmarschirt, ist man ein freier, unabhängiger Mensch.</p><lb/> <p>Aber der Kummer der kleinen Julietta? lachte Graf S.; sie wird sich nicht mehr schminken wollen und in Folge davon ihren Kontrakt verlieren.</p><lb/> <p>Der Andere zuckte die Achseln und sagte seufzend: Und doch wollte ich, es gäbe einen Feldzug.</p><lb/> <p>Wozu aber durchaus keine Aussicht vorhanden ist, meinte der Infanterieoffizier. Der politische Himmel<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0011]
Dame behelfen, die weniger kostbar und doch auch belohnend ist — die Wissenschaft.
Du willst zum Generalstab, sagte der Dragoner und legte seine Beine auf einen Stuhl, der vor ihm stand; hast Recht, steigst dann zu Pferd, wie unsereins, und bist, fuhr er seufzend fort, bei einer einstigen vielleichtigen Schlacht mit an den interessantesten Punkten, ein selbständiger Mensch, brauchst nicht in der staubigen Kolonne zu marschieren.
Ja zu Pferd, zu Pferd, meinte der Chevauleger, der bis jetzt schweigend geraucht, wenn ich das noch erlebe, eine tüchtige Schlacht — im Blut, Schweiß und Staub, vor meinem Zuge hineinzustürzen in die feindliche Kavallerie, um einen Leopoldi oder gar ein Theresienkreuz herauszuhauen — Gott, wenn ich das noch erlebe!
Dazu ist leider wenig Aussicht vorhanden, seufzte der Anbeter der Tänzerin; ein Feldzug könnte mich auch arrangieren, das bricht alle Verbindungen ab; wie man sich in den Sattel schwingt und ausmarschirt, ist man ein freier, unabhängiger Mensch.
Aber der Kummer der kleinen Julietta? lachte Graf S.; sie wird sich nicht mehr schminken wollen und in Folge davon ihren Kontrakt verlieren.
Der Andere zuckte die Achseln und sagte seufzend: Und doch wollte ich, es gäbe einen Feldzug.
Wozu aber durchaus keine Aussicht vorhanden ist, meinte der Infanterieoffizier. Der politische Himmel
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/11 |
Zitationshilfe: | Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hacklaender_naechte_1910/11>, abgerufen am 17.02.2025. |