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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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Zeitgenossen neben ihren übrigen Beschäftigungen und Absichten ertragen können. Die Literatur zog sonst um alle geistigen Bestrebungen der Völker ihre vermittelnden, belehrenden und aufklärenden Grenzen; jezt ist sie nur noch eine beigeordnete Ergänzung zu denselben. Wenn die neuere französische Literatur, die vielleicht am meisten in neuerer Zeit getrieben und gegohren hat, auch noch am meisten von einem innerlichen, theoretischen Selbstzwecke beselt schien, so finden wir seit einigen Jahren gerade wieder einen auffallenden Stillstand in den Bestrebungen dieser Literatur eingetreten. Diese kühnen, formlosen Neuerer scheinen seit einiger Zeit alle wieder verstummt. Was ist davon anders der Grund, als daß dieser kurze Flor nicht etwa aus einem Zusammenhange der Literatur mit dem ganzen Leben des Volkes hervorging, sondern aus der vorzüglichen Begabung einzelner Persönlichkeiten, die die Gattungen der Poesie beliebig zur Behauptung ihrer Originalität benuzten und einer organischen Einheit ihrer Bestrebungen sich am allerwenigsten bewußt waren. Ja die Literatur ist tief in den Hintergrund unsrer neuern Geschichte gestellt; was wir von der Zukunft erwarten, was wir auf dem Gebiete der Politik, der Religion und der Sitte gern sich Bahn brechen sehen möchten, das erwarten wir bereits am allerwenigsten durch die Literatur, durch ein Hilfsmittel, welches doch bis jezt noch alle Zeiten über ihr Wohl und Wehe, über ihre

Zeitgenossen neben ihren übrigen Beschäftigungen und Absichten ertragen können. Die Literatur zog sonst um alle geistigen Bestrebungen der Völker ihre vermittelnden, belehrenden und aufklärenden Grenzen; jezt ist sie nur noch eine beigeordnete Ergänzung zu denselben. Wenn die neuere französische Literatur, die vielleicht am meisten in neuerer Zeit getrieben und gegohren hat, auch noch am meisten von einem innerlichen, theoretischen Selbstzwecke beselt schien, so finden wir seit einigen Jahren gerade wieder einen auffallenden Stillstand in den Bestrebungen dieser Literatur eingetreten. Diese kühnen, formlosen Neuerer scheinen seit einiger Zeit alle wieder verstummt. Was ist davon anders der Grund, als daß dieser kurze Flor nicht etwa aus einem Zusammenhange der Literatur mit dem ganzen Leben des Volkes hervorging, sondern aus der vorzüglichen Begabung einzelner Persönlichkeiten, die die Gattungen der Poesie beliebig zur Behauptung ihrer Originalität benuzten und einer organischen Einheit ihrer Bestrebungen sich am allerwenigsten bewußt waren. Ja die Literatur ist tief in den Hintergrund unsrer neuern Geschichte gestellt; was wir von der Zukunft erwarten, was wir auf dem Gebiete der Politik, der Religion und der Sitte gern sich Bahn brechen sehen möchten, das erwarten wir bereits am allerwenigsten durch die Literatur, durch ein Hilfsmittel, welches doch bis jezt noch alle Zeiten über ihr Wohl und Wehe, über ihre

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Zeitgenossen neben ihren übrigen Beschäftigungen und Absichten ertragen können. Die Literatur zog sonst um alle geistigen Bestrebungen der Völker ihre vermittelnden, belehrenden und aufklärenden Grenzen; jezt ist sie nur noch eine beigeordnete Ergänzung zu denselben. Wenn die neuere französische Literatur, die vielleicht am meisten in neuerer Zeit getrieben und gegohren hat, auch noch am meisten von einem innerlichen, theoretischen Selbstzwecke beselt schien, so finden wir seit einigen Jahren gerade wieder einen auffallenden Stillstand in den Bestrebungen dieser Literatur eingetreten. Diese kühnen, formlosen Neuerer scheinen seit einiger Zeit alle wieder verstummt. Was ist davon anders der Grund, als daß dieser kurze Flor nicht etwa aus einem Zusammenhange der Literatur mit dem ganzen Leben des Volkes hervorging, sondern aus der vorzüglichen Begabung einzelner Persönlichkeiten, die die Gattungen der Poesie beliebig zur Behauptung ihrer Originalität benuzten und einer organischen Einheit ihrer Bestrebungen sich am allerwenigsten bewußt waren. Ja die Literatur ist tief in den Hintergrund unsrer neuern Geschichte gestellt; was wir von der Zukunft erwarten, was wir auf dem Gebiete der Politik, der Religion und der Sitte gern sich Bahn brechen sehen möchten, das erwarten wir bereits am allerwenigsten durch die Literatur, durch ein Hilfsmittel, welches doch bis jezt noch alle Zeiten über ihr Wohl und Wehe, über ihre
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[435/0437] Zeitgenossen neben ihren übrigen Beschäftigungen und Absichten ertragen können. Die Literatur zog sonst um alle geistigen Bestrebungen der Völker ihre vermittelnden, belehrenden und aufklärenden Grenzen; jezt ist sie nur noch eine beigeordnete Ergänzung zu denselben. Wenn die neuere französische Literatur, die vielleicht am meisten in neuerer Zeit getrieben und gegohren hat, auch noch am meisten von einem innerlichen, theoretischen Selbstzwecke beselt schien, so finden wir seit einigen Jahren gerade wieder einen auffallenden Stillstand in den Bestrebungen dieser Literatur eingetreten. Diese kühnen, formlosen Neuerer scheinen seit einiger Zeit alle wieder verstummt. Was ist davon anders der Grund, als daß dieser kurze Flor nicht etwa aus einem Zusammenhange der Literatur mit dem ganzen Leben des Volkes hervorging, sondern aus der vorzüglichen Begabung einzelner Persönlichkeiten, die die Gattungen der Poesie beliebig zur Behauptung ihrer Originalität benuzten und einer organischen Einheit ihrer Bestrebungen sich am allerwenigsten bewußt waren. Ja die Literatur ist tief in den Hintergrund unsrer neuern Geschichte gestellt; was wir von der Zukunft erwarten, was wir auf dem Gebiete der Politik, der Religion und der Sitte gern sich Bahn brechen sehen möchten, das erwarten wir bereits am allerwenigsten durch die Literatur, durch ein Hilfsmittel, welches doch bis jezt noch alle Zeiten über ihr Wohl und Wehe, über ihre

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/437>, abgerufen am 25.11.2024.