Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.ein einziges Gesetz in gehöriger Klarheit für die öffentliche Meinung der Welt sich herausscheiden läßt. Spanien steckt noch immer in der Donquixoterie; es wird alle Zeiten und alle Geschmäcke verbinden; es wird den Cid, die Blume des Ritterthums, mit dem alten Paire Matthieu, dem Catechismuslehrer der französischen Revolution, vereinden. Es würfelt alle Perioden in einander, und ist für die Philosophie eben so unbedeutend, wie es groß und reich ist für die Dichtkunst. Das Gebiet der Prinzipien verlassen wir vollends, wenn wir uns dem vierten und lezten Gegenstande dieser Erörterungen nähern; der orientalischen Frage. Hier sind wir wieder zurückgekehrt zur Politik der Jnteressen und der Territorialvergrößerung. Hier wird nicht gefragt: An wen glaubst du? An Haller oder Bentham? Es sey denn, daß Rußland die Completirung der ägyptischen Armee mit Polen fürchtet, oder die griechische Anleihe von Seiten Frankreichs in ihren lezten Serien verweigert werden dürfte, so lange nicht Hellas unter den Schutz einer, die bürgerliche Freiheit garantirenden Verfassung gestellt ist. Alles Uebrige, was sich in den Gewässern des Schwarzen und mittelländischen Meeres durchkreuzt, die Jntriguen, die aus einem hölzernen Pallast in Pera in den andern gesponnen werden, kommen auf einen Eigennutz zurück, den man sonderbarer Weise moralischer Unlauterkeit niemals zu beschuldigen pflegt, ein einziges Gesetz in gehöriger Klarheit für die öffentliche Meinung der Welt sich herausscheiden läßt. Spanien steckt noch immer in der Donquixoterie; es wird alle Zeiten und alle Geschmäcke verbinden; es wird den Cid, die Blume des Ritterthums, mit dem alten Paire Matthieu, dem Catechismuslehrer der französischen Revolution, vereinden. Es würfelt alle Perioden in einander, und ist für die Philosophie eben so unbedeutend, wie es groß und reich ist für die Dichtkunst. Das Gebiet der Prinzipien verlassen wir vollends, wenn wir uns dem vierten und lezten Gegenstande dieser Erörterungen nähern; der orientalischen Frage. Hier sind wir wieder zurückgekehrt zur Politik der Jnteressen und der Territorialvergrößerung. Hier wird nicht gefragt: An wen glaubst du? An Haller oder Bentham? Es sey denn, daß Rußland die Completirung der ägyptischen Armee mit Polen fürchtet, oder die griechische Anleihe von Seiten Frankreichs in ihren lezten Serien verweigert werden dürfte, so lange nicht Hellas unter den Schutz einer, die bürgerliche Freiheit garantirenden Verfassung gestellt ist. Alles Uebrige, was sich in den Gewässern des Schwarzen und mittelländischen Meeres durchkreuzt, die Jntriguen, die aus einem hölzernen Pallast in Pera in den andern gesponnen werden, kommen auf einen Eigennutz zurück, den man sonderbarer Weise moralischer Unlauterkeit niemals zu beschuldigen pflegt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0423" n="421"/> ein einziges Gesetz in gehöriger Klarheit für die öffentliche Meinung der Welt sich herausscheiden läßt. Spanien steckt noch immer in der Donquixoterie; es wird alle Zeiten und alle Geschmäcke verbinden; es wird den Cid, die Blume des Ritterthums, mit dem alten Paire <hi rendition="#g">Matthieu</hi>, dem Catechismuslehrer der französischen Revolution, vereinden. Es würfelt alle Perioden in einander, und ist für die Philosophie eben so unbedeutend, wie es groß und reich ist für die Dichtkunst.</p> <p>Das Gebiet der Prinzipien verlassen wir vollends, wenn wir uns dem vierten und lezten Gegenstande dieser Erörterungen nähern; der orientalischen Frage. Hier sind wir wieder zurückgekehrt zur Politik der Jnteressen und der Territorialvergrößerung. Hier wird nicht gefragt: An wen glaubst du? An <hi rendition="#g">Haller</hi> oder <hi rendition="#g">Bentham</hi>? Es sey denn, daß Rußland die Completirung der ägyptischen Armee mit Polen fürchtet, oder die griechische Anleihe von Seiten Frankreichs in ihren lezten Serien verweigert werden dürfte, so lange nicht <hi rendition="#g">Hellas</hi> unter den Schutz einer, die bürgerliche Freiheit garantirenden Verfassung gestellt ist. Alles Uebrige, was sich in den Gewässern des Schwarzen und mittelländischen Meeres durchkreuzt, die Jntriguen, die aus einem hölzernen Pallast in Pera in den andern gesponnen werden, kommen auf einen Eigennutz zurück, den man sonderbarer Weise moralischer Unlauterkeit niemals zu beschuldigen pflegt, </p> </div> </body> </text> </TEI> [421/0423]
ein einziges Gesetz in gehöriger Klarheit für die öffentliche Meinung der Welt sich herausscheiden läßt. Spanien steckt noch immer in der Donquixoterie; es wird alle Zeiten und alle Geschmäcke verbinden; es wird den Cid, die Blume des Ritterthums, mit dem alten Paire Matthieu, dem Catechismuslehrer der französischen Revolution, vereinden. Es würfelt alle Perioden in einander, und ist für die Philosophie eben so unbedeutend, wie es groß und reich ist für die Dichtkunst.
Das Gebiet der Prinzipien verlassen wir vollends, wenn wir uns dem vierten und lezten Gegenstande dieser Erörterungen nähern; der orientalischen Frage. Hier sind wir wieder zurückgekehrt zur Politik der Jnteressen und der Territorialvergrößerung. Hier wird nicht gefragt: An wen glaubst du? An Haller oder Bentham? Es sey denn, daß Rußland die Completirung der ägyptischen Armee mit Polen fürchtet, oder die griechische Anleihe von Seiten Frankreichs in ihren lezten Serien verweigert werden dürfte, so lange nicht Hellas unter den Schutz einer, die bürgerliche Freiheit garantirenden Verfassung gestellt ist. Alles Uebrige, was sich in den Gewässern des Schwarzen und mittelländischen Meeres durchkreuzt, die Jntriguen, die aus einem hölzernen Pallast in Pera in den andern gesponnen werden, kommen auf einen Eigennutz zurück, den man sonderbarer Weise moralischer Unlauterkeit niemals zu beschuldigen pflegt,
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/423>, abgerufen am 16.02.2025. |