Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.wirken, liegt in manchen homogenen Umständen. Wir wollen hier die Vergleichung mit der Literatur, welche wir vorhin anstellten, nicht mehr als Beweis dienen lassen; weil der Sinn für das Schöne, welchem sich freilich im vorigen Jahrhunderte die Prälaten und Fürsten am wenigsten entfremden wollten, nicht so viele Aufopferung verlangt, wie der Sinn für Wahrheit und Recht. Allein wir finden ihn doch schon hier und da bei Hochgestellten im Organismus unserer Gesellschaft, da sie in sich eine Vorliebe für die Thaten und Ergebnisse der englischen Geschichte und Sitten mit vielem Nachdruck hegen und pflegen. Wenn auch dieser englische Dilettantismus weit mehr der Aristokratie, als der Ueberzeugung vom Richtigen und Tüchtigen zu Gute kommt, so ist es doch eigenthümlich, daß man in mehreren von ihren Privilegien umnebelten Köpfen oft den Gedanken antreffen kann, daß sie die Anknüpfung z. B. eines deutschen Verfassungswerkes an die englische Constitution nicht anders als billigen würden. Es ist nicht die bloße Bevorzugung der Aristokratie und des Pärswesens, welches hier so blendend wirkt, sondern eine unwillkürliche Nachgiebigkeit gegen die theoretische Richtigkeit, welche sich aus der Construktion des englischen Staates von selbst aufdrängt. Diese Geneigtheit für England sollte man an den Machthabern, überhaupt bei denen, welche bei der Gleichstellung politischer Rechte immer etwas würden herauszugeben haben, zu nähren suchen. wirken, liegt in manchen homogenen Umständen. Wir wollen hier die Vergleichung mit der Literatur, welche wir vorhin anstellten, nicht mehr als Beweis dienen lassen; weil der Sinn für das Schöne, welchem sich freilich im vorigen Jahrhunderte die Prälaten und Fürsten am wenigsten entfremden wollten, nicht so viele Aufopferung verlangt, wie der Sinn für Wahrheit und Recht. Allein wir finden ihn doch schon hier und da bei Hochgestellten im Organismus unserer Gesellschaft, da sie in sich eine Vorliebe für die Thaten und Ergebnisse der englischen Geschichte und Sitten mit vielem Nachdruck hegen und pflegen. Wenn auch dieser englische Dilettantismus weit mehr der Aristokratie, als der Ueberzeugung vom Richtigen und Tüchtigen zu Gute kommt, so ist es doch eigenthümlich, daß man in mehreren von ihren Privilegien umnebelten Köpfen oft den Gedanken antreffen kann, daß sie die Anknüpfung z. B. eines deutschen Verfassungswerkes an die englische Constitution nicht anders als billigen würden. Es ist nicht die bloße Bevorzugung der Aristokratie und des Pärswesens, welches hier so blendend wirkt, sondern eine unwillkürliche Nachgiebigkeit gegen die theoretische Richtigkeit, welche sich aus der Construktion des englischen Staates von selbst aufdrängt. Diese Geneigtheit für England sollte man an den Machthabern, überhaupt bei denen, welche bei der Gleichstellung politischer Rechte immer etwas würden herauszugeben haben, zu nähren suchen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0414" n="412"/> wirken, liegt in manchen homogenen Umständen. Wir wollen hier die Vergleichung mit der Literatur, welche wir vorhin anstellten, nicht mehr als Beweis dienen lassen; weil der Sinn für das Schöne, welchem sich freilich im vorigen Jahrhunderte die Prälaten und Fürsten am wenigsten entfremden wollten, nicht so viele Aufopferung verlangt, wie der Sinn für Wahrheit und Recht. Allein wir finden ihn doch schon hier und da bei Hochgestellten im Organismus unserer Gesellschaft, da sie in sich eine Vorliebe für die Thaten und Ergebnisse der englischen Geschichte und Sitten mit vielem Nachdruck hegen und pflegen. Wenn auch dieser englische Dilettantismus weit mehr der Aristokratie, als der Ueberzeugung vom Richtigen und Tüchtigen zu Gute kommt, so ist es doch eigenthümlich, daß man in mehreren von ihren Privilegien umnebelten Köpfen oft den Gedanken antreffen kann, daß sie die Anknüpfung z. B. eines deutschen Verfassungswerkes an die englische Constitution nicht anders als billigen würden. Es ist nicht die bloße Bevorzugung der Aristokratie und des Pärswesens, welches hier so blendend wirkt, sondern eine unwillkürliche Nachgiebigkeit gegen die theoretische Richtigkeit, welche sich aus der Construktion des englischen Staates von selbst aufdrängt. Diese Geneigtheit für England sollte man an den Machthabern, überhaupt bei denen, welche bei der Gleichstellung politischer Rechte immer etwas würden herauszugeben haben, zu nähren suchen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [412/0414]
wirken, liegt in manchen homogenen Umständen. Wir wollen hier die Vergleichung mit der Literatur, welche wir vorhin anstellten, nicht mehr als Beweis dienen lassen; weil der Sinn für das Schöne, welchem sich freilich im vorigen Jahrhunderte die Prälaten und Fürsten am wenigsten entfremden wollten, nicht so viele Aufopferung verlangt, wie der Sinn für Wahrheit und Recht. Allein wir finden ihn doch schon hier und da bei Hochgestellten im Organismus unserer Gesellschaft, da sie in sich eine Vorliebe für die Thaten und Ergebnisse der englischen Geschichte und Sitten mit vielem Nachdruck hegen und pflegen. Wenn auch dieser englische Dilettantismus weit mehr der Aristokratie, als der Ueberzeugung vom Richtigen und Tüchtigen zu Gute kommt, so ist es doch eigenthümlich, daß man in mehreren von ihren Privilegien umnebelten Köpfen oft den Gedanken antreffen kann, daß sie die Anknüpfung z. B. eines deutschen Verfassungswerkes an die englische Constitution nicht anders als billigen würden. Es ist nicht die bloße Bevorzugung der Aristokratie und des Pärswesens, welches hier so blendend wirkt, sondern eine unwillkürliche Nachgiebigkeit gegen die theoretische Richtigkeit, welche sich aus der Construktion des englischen Staates von selbst aufdrängt. Diese Geneigtheit für England sollte man an den Machthabern, überhaupt bei denen, welche bei der Gleichstellung politischer Rechte immer etwas würden herauszugeben haben, zu nähren suchen.
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