Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.huldigen: der Mensch ist, was er ist, nur durch sich selbst, man muß ringen, klettern; man muß hungern, viel lernen, viel wissen, man kann keine Würde haben, ohne sie sich zu verdienen, man ist alles das, was man durch sich selber seyn will. Die Organe der Torypartei verspotten den Napoleon of peace; allein es liegt eine merkwürdige Parallele im Leben Napoleons und Louis Philipps. Die Größe Napoleons ist ganz antik und plastisch. Er wurde, was er ist, durch die Unerschrokkenheit seines eisernen Trittes, und durch die zermalmende Kraft seines ehrgeizigen Armes. Aber Louis Philipp hat ganz denselben Weg gemacht, wenn gleich nicht in den Stürmen der Schlacht, sondern durch ein romantisch-labyrinthisches Gewinde von Abenteuern und Zurücksetzungen allmälig bis zur Höhe jenes grünen Zweiges der Friedenspalme, zu deren Segnungen und Consequenzen sicher noch die kommen wird, daß er gefeit vor republikanischen Pistolenschüssen im Arm der Seinigen entschlummern wird. Die ganze Lebensbahn Louis Philipps ist auf diese schon stereotyp werdenden Jdeen der Jeztwelt gegründet, auf Bürgerlichkeit, auf eine gewisse Nüchternheit sentimentaler und populärer Philosophie, auf individuelle Tüchtigkeit und Ausdehnung im einmal erworbenen Berufe, auf einen gewissen stillen Ehrgeiz, der sich niemals so weit vordringen würde, daß er compromittirt werden könnte, kurz auf Eigenheiten und Prinzipien, die huldigen: der Mensch ist, was er ist, nur durch sich selbst, man muß ringen, klettern; man muß hungern, viel lernen, viel wissen, man kann keine Würde haben, ohne sie sich zu verdienen, man ist alles das, was man durch sich selber seyn will. Die Organe der Torypartei verspotten den Napoleon of peace; allein es liegt eine merkwürdige Parallele im Leben Napoleons und Louis Philipps. Die Größe Napoleons ist ganz antik und plastisch. Er wurde, was er ist, durch die Unerschrokkenheit seines eisernen Trittes, und durch die zermalmende Kraft seines ehrgeizigen Armes. Aber Louis Philipp hat ganz denselben Weg gemacht, wenn gleich nicht in den Stürmen der Schlacht, sondern durch ein romantisch-labyrinthisches Gewinde von Abenteuern und Zurücksetzungen allmälig bis zur Höhe jenes grünen Zweiges der Friedenspalme, zu deren Segnungen und Consequenzen sicher noch die kommen wird, daß er gefeit vor republikanischen Pistolenschüssen im Arm der Seinigen entschlummern wird. Die ganze Lebensbahn Louis Philipps ist auf diese schon stereotyp werdenden Jdeen der Jeztwelt gegründet, auf Bürgerlichkeit, auf eine gewisse Nüchternheit sentimentaler und populärer Philosophie, auf individuelle Tüchtigkeit und Ausdehnung im einmal erworbenen Berufe, auf einen gewissen stillen Ehrgeiz, der sich niemals so weit vordringen würde, daß er compromittirt werden könnte, kurz auf Eigenheiten und Prinzipien, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0394" n="392"/> huldigen: der Mensch ist, was er ist, nur durch sich selbst, man muß ringen, klettern; man muß hungern, viel lernen, viel wissen, man kann keine Würde haben, ohne sie sich zu verdienen, man ist alles das, was man durch sich selber seyn will. Die Organe der Torypartei verspotten den <hi rendition="#aq">Napoleon of peace</hi>; allein es liegt eine merkwürdige Parallele im Leben <hi rendition="#g">Napoleons</hi> und <hi rendition="#g">Louis Philipps</hi>. Die Größe <hi rendition="#g">Napoleons</hi> ist ganz antik und plastisch. Er wurde, was er ist, durch die Unerschrokkenheit seines eisernen Trittes, und durch die zermalmende Kraft seines ehrgeizigen Armes. Aber <hi rendition="#g">Louis Philipp</hi> hat ganz denselben Weg gemacht, wenn gleich nicht in den Stürmen der Schlacht, sondern durch ein romantisch-labyrinthisches Gewinde von Abenteuern und Zurücksetzungen allmälig bis zur Höhe jenes grünen Zweiges der Friedenspalme, zu deren Segnungen und Consequenzen sicher noch die kommen wird, daß er gefeit vor republikanischen Pistolenschüssen im Arm der Seinigen entschlummern wird. Die ganze Lebensbahn <hi rendition="#g">Louis Philipps</hi> ist auf diese schon stereotyp werdenden Jdeen der Jeztwelt gegründet, auf Bürgerlichkeit, auf eine gewisse Nüchternheit sentimentaler und populärer Philosophie, auf individuelle Tüchtigkeit und Ausdehnung im einmal erworbenen Berufe, auf einen gewissen stillen Ehrgeiz, der sich niemals so weit vordringen würde, daß er compromittirt werden könnte, kurz auf Eigenheiten und Prinzipien, die </p> </div> </body> </text> </TEI> [392/0394]
huldigen: der Mensch ist, was er ist, nur durch sich selbst, man muß ringen, klettern; man muß hungern, viel lernen, viel wissen, man kann keine Würde haben, ohne sie sich zu verdienen, man ist alles das, was man durch sich selber seyn will. Die Organe der Torypartei verspotten den Napoleon of peace; allein es liegt eine merkwürdige Parallele im Leben Napoleons und Louis Philipps. Die Größe Napoleons ist ganz antik und plastisch. Er wurde, was er ist, durch die Unerschrokkenheit seines eisernen Trittes, und durch die zermalmende Kraft seines ehrgeizigen Armes. Aber Louis Philipp hat ganz denselben Weg gemacht, wenn gleich nicht in den Stürmen der Schlacht, sondern durch ein romantisch-labyrinthisches Gewinde von Abenteuern und Zurücksetzungen allmälig bis zur Höhe jenes grünen Zweiges der Friedenspalme, zu deren Segnungen und Consequenzen sicher noch die kommen wird, daß er gefeit vor republikanischen Pistolenschüssen im Arm der Seinigen entschlummern wird. Die ganze Lebensbahn Louis Philipps ist auf diese schon stereotyp werdenden Jdeen der Jeztwelt gegründet, auf Bürgerlichkeit, auf eine gewisse Nüchternheit sentimentaler und populärer Philosophie, auf individuelle Tüchtigkeit und Ausdehnung im einmal erworbenen Berufe, auf einen gewissen stillen Ehrgeiz, der sich niemals so weit vordringen würde, daß er compromittirt werden könnte, kurz auf Eigenheiten und Prinzipien, die
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